Natalie Reiser

Radolfzell – In Warteschlangen steht niemand gern. Selbstbedienungsterminals helfen bereits in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens, Wartezeiten zu verkürzen. Im Bürgerbüro Radolfzell steht seit wenigen Tagen ein Gerät, das das Stellen von Anträgen auf Personaldokumente vereinfachen soll.

Links von der Eingangstür befindet sich im hinteren Bereich des Bürgerbüros neuerdings ein Computer hinter einer Foto-Stellwand. Wer einen Personalausweis oder einen Reisepass beantragen oder verlängern lassen möchte, kann hier die ersten Schritte erledigen. Primär geht es darum, ein Passfoto und Fingerabdrücke aufzunehmen sowie die Unterschrift elektronisch zu erfassen. Einfach gehaltene, bebilderte Masken leiten den Antragsteller durch das Menü. Für Personen, die bereits eingebürgert und des Deutschen mächtig sind, sich aber dennoch in ihrer Muttersprache wohler fühlen, stehen die Anweisungen neben Deutsch in fünf weiteren Sprachen zur Auswahl: Englisch, Spanisch, Französisch, Russisch und Türkisch.

Nicht ohne ein wenig Stolz stellt Christian Buhl, Leiter des Bürgerbüros, das Gerät vor. Radolfzell sei die erste Stadt im gesamten Bodenseeraum, die diese Technik in einem Einwohnermeldeamt anbietet. Erst vor Kurzem sei die Selbstbedienungs-Technologie für biometrische Daten in Baden-Württemberg eingeführt worden. In Mannheim und Freiburg stünden die Terminals den Bürgern schon zur Verfügung. Radolfzell habe schnell reagiert und den Zuschlag für das Gerät bekommen, so Buhl. Die Speed Biometrics GmbH hat das Terminal der Stadt im sogenannten Betreibermodell zur Verfügung gestellt. Dabei fallen für die Stadt keine Kauf- oder Leasingkosten an. Ein Antrag am Terminal kostet den Kunden sechs Euro. Diese werden im Bürgerbüro bezahlt und an die Firma Speed Biometrics weitergeleitet.

Der große Vorteil für die Bürger liege in einer schnelleren Abwicklung des Antrags, erläutert Bürgermeisterin Monika Laule. Entscheidet man sich für die elektronische Datenaufnahme, fällt der Gang zum Fotografen weg. Nur etwa fünf Minuten dauert es, ein Foto aufzunehmen und die Fingerabdrücke einzuscannen. Pressesprecherin Julia Theile macht es als Versuchsperson vor. Es wird nach dem Geburtstag und -monat gefragt. Dann zeigt eine Anleitung am Terminal, wie man in die Kamera schauen soll. Aus maximal neun Aufnahmen kann man die schönste aussuchen. Vom rechten und linken Zeigefinger werden je drei Abdrücke aufgenommen. Danach leistet man eine Unterschrift auf einem Unterschriftenpad.

Im letzten Schritt kann man die Daten speichern. Damit stehen sie den Mitarbeitern des Bürgerbüros zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung. Theiles Fazit: "Das geht sehr einfach und schnell." Nachdem das Gerät sich automatisch auf die Körpergröße des Kunden einstellt, können auch Kinder und Rollstuhlfahrer den Selbstbedienungsservice nutzen. Über einen Meter sollte man jedoch messen, räumt Buhl ein. Für das erste Dokument eines Kleinkindes sei es besser, ein Foto beim Fotografen machen zu lassen.

Ist der Vorgang am Terminal abgeschlossen, wendet der Bürger sich an einen Sachbearbeiter, der alle nötigen persönlichen Daten eingibt, das Foto ausdruckt und den Antrag fertigstellt. Direkt beim Sachbearbeiter werden auch die Gebühren für die Antragstellung und die sechs Euro für die Erstellung des Fotos am Terminal bezahlt. Das Fazit von Christian Buhl: "Wir möchten unseren Bürgern damit ein Plus an Kundenservice bieten."

Das Bürgerbüro

Das Radolfzeller Bürgerbüro ist an allen Werktagen, bis auf Freitag, auch am Nachmittag geöffnet: montags bis mittwochs von 8 bis 16.15 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr, freitags von 8 bis 12.30 Uhr. Zusätzlich bietet es Bürgern die Möglichkeit, Termine zu vereinbaren, um Behördengänge besser planen zu können. Um Wartezeiten beim Antrag von Personalausweisen und Reisepässen zu verringern, steht im Bürgerbüro nun ein Selbstbedienungsterminal zur Erstellung von Fotos und zum Erfassen von Fingerabdrücken zur Verfügung. (rei)

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