Viele rote Handabdrücke auf weißen DinA4-Blättern hängen aufgereiht an langen Schnüren in der Aula des Friedrich-Hecker-Gymnasiums in Radolfzell. Einige tragen Unterschriften wie: "Kinder brauchen Liebe – keine Waffen" oder "Kinder sollen eine Kindheit haben". Zahlreiche Schüler und Lehrer haben sich dem Red Hand Day angeschlossen, der seit über 15 Jahren am 12. Februar stattfindet. Mit den symbolischen roten Händen versuchen Kinderrechtsorganisationen weltweit ein Zeichen gegen den Einsatz von Kindersoldaten zu setzen. In Vertretung von Oberbürgermeister Martin Staab fügte Gemeinderätin Gisela Kögel-Hensen ihren Handabdruck dem Protest hinzu.
Rote Hände als Zeichen
Bis Ostern sollen die Blätter mit den roten Händen im Eingang der Schule noch hängen, erzählt Elisabeth Ehrat von der Ortsgruppe Terre des hommes Radolfzell, die die Aktion in Kooperation mit der Schule organisiert hat. Dann werden sie an Andreas Jung, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Konstanz, übergeben. Die roten Hände sollen vor allem die Aufmerksamkeit von Politikern erreichen und sie motivieren, sich dafür einzusetzen, dass unter 18-Jährige nicht als Soldaten zwangsrekrutiert werden.
Andererseits hat die Initiative auch einen unmittelbaren Effekt auf die Schüler. Sie kann ihr Bewusstsein für den Missbrauch schärfen, den Kinder in Kriegsgebieten wie im Südsudan, der Demokratischen Republik Kongo oder der Zentralafrikanischen Republik erleben. Große Scharen von Schülern strömten an die Tische in der Aula, an denen sie sich die Hände mit roter Farbe bestreichen lassen konnten. Mit viel Engagement gingen sie daran, zusätzlich zum Handabdruck Botschaften zu formulieren – einige wählten mehr Worte, andere hielten es ganz kurz und schrieben "#kindersoldat" unter ihren Abdruck. Unter dem Kürzel sind im Netz eine Fülle von Lebensberichten ehemaliger Kindersoldaten und Videos zu finden.

Kinder, die unter traumatischen Kriegserfahrungen leiden, sind nicht nur in weit entfernten Ländern zu finden. Einige Flüchtlingskinder tragen solche Erfahrungen oft lange Zeit mit sich, ohne davon zu erzählen. Auch das trug die Aktion zu Tage. Vor dem Red Hand Day sprachen Lehrer mit ihren Schülern über Krieg und den Missbrauch von Kindern als Soldaten. Schulleiterin Ulrike Heller berichtet, ein elfjähriger Schüler, der aus einem Krisengebiet kommt, hätte erzählt, sein Cousin wäre jetzt genauso alt wie er. Wenn er in den Unabhängigkeitsbestrebungen seines Landes nicht sein Leben verloren hätte. Er sei geköpft worden. Heller sagt: "Darauf war ich nicht vorbereitet." Das schwierige Leben von Kindern an Kriegsschauplätzen anzusprechen und ein klares Zeichen gegen Gewalt und Missbrauch an ihnen zu setzen, sehe sie als sehr wichtig an, so Heller weiter. "Natürlich hoffen wir auch, dass dort etwas passiert, wo wichtige Entscheidungen fallen", fügt die Stadträtin der Freien Grünen Liste, Gisela Kögel-Hensen, hinzu.

Red Hand Day
Am 12. Februar 2002 trat das sogenannte Kindersoldatenprotokoll der Vereinten Nationen in Kraft. Es legte fest, dass Zwangsrekrutierung und Wehrpflicht für unter 18-Jährige illegal ist. 167 Staaten haben es unterzeichnet. Wer Kinder in den Krieg schickt, kann als Kriegsverbrecher mit lebenslangem Freiheitsentzug bestraft werden. Laut Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef, gibt es weltweit 250.000 Kindersoldaten. Die Organisation gibt an, in den vergangenen zehn Jahren 65.000 Kinder und Jugendliche befreit zu haben. (rei)