Roland Dost

Radolfzell – In unmittelbarer Nachbarschaft zum Unterseeufer ist das Areal der Reitclubs Bodenseereiter in seiner idyllischen Lage wohl eines der attraktivsten und schönste Reitgelände am gesamten Bodensee. Vor 45 Jahren hatte Anton "Toni" Steidle, der inzwischen verstorbene Grandseigneur der Reiter dieser Region, das Gelände erworben und trotz enormer Widerstände erschlossen, aufgefüllt und zu einem perfekten Turniergelände mit Stallungen und einem Restaurant gemacht.

Am vergangenen Wochenende wurde das Gelände des Bodenseereiter wieder einmal zum Mekka der Pferdesportfreunde aus dem gesamten Südwesten. Hier fand bei hochsommerlichen Temperaturen das 44. Turnier für Dressur- und Springreiter statt. Bei dieser alljährlich stattfindenden Veranstaltung wurde hochklassiger Reitsport geboten. Toni Steidles Nachfolge hat nach dessen Tod sein Sohn Andreas übernommen. Er wird vor allem von seiner Frau Isabelle Steidle unterstützt, die selbst eine exzellente Dressurreiterin und auch amtierende baden-württembergische Meisterin ist. Hinzu kommt der Verein des RC Bodenseereiter mit seinen knapp über 100 Mitgliedern. Gerade das Reitturnier ist für den Verein die zentrale Veranstaltung im Jahresprogramm. Alle Mitglieder hatten ihre Ärmel hochgekrempelt, um die aktiven Reiter und auch die Besucher bestmöglich betreuen zu können, sportlich, organisatorisch und mit dem eingespielten Küchenteam auch kulinarisch.

Das längst zur Tradition gewordene Reitturnier hat seit jeher einen hohen Stellenwert, nicht nur sportlich. Es ist ein wichtiges Element in der Infrastruktur der Stadt. Selbst für den Tourismus hat dieses Turnier eine große Bedeutung. Für so manche Gäste der Mettnaukur zählt es zum festen Kurprogramm, werden Kuraufenthalte sogar so gelegt, das man das Turnier besuchen kann.

Nicht gerade einfach macht es den Organisatoren des Reitclubs die Stadt mit dem Gemeinderat. Die Erbpacht des gesamten Areals mit Stallungen, Turniergelände und dem Chinarestaurant war Ende 2015 abgelaufen. Nun wurde unter der Regie von OB Martin Staab mit dem Hausherrn Andreas Steidle der Erbpachtvertrag um weitere zwei Jahre verlängert. Eigentlich könne dies nur eine Übergangslösung sein, denn aus betriebswirtschaftlicher Sicht könne man für einen Zeitraum von nur zwei Jahren keine größeren Investitionen riskieren, die eigentlich dringend erforderlich wären, betonte Andreas Steidle. In so manchen Bereichen ist gerade das Gebäude in die Jahre gekommen und sollte mit hohem finanziellen Aufwand modernisiert werden. Im Jahr 2007 hatte Andreas Steidle auf dem Gebäude des Bodenseereiter für rund 70 000 Euro ein neues Dach erstellen lassen.

Für den Hausherr wäre die Zukunft des "Bodenseereiter" nur auf Dauer gesichert, wenn er vom Gemeinderat endlich eine langfristige Vertragsverlängerung bekommen würde. Es sei sein Ziel, den Status quo zu erhalten und eine Planungssicherheit zu bekommen. Die Verhandlungen mit Oberbürgermeister Martin Staab bezeichnete Andreas Steidle als erfolgversprechend. Es sei erkennbar gewesen, dass auch die Stadt mit günstigen Pachtbedingungen eine für alle Beteiligten finanziell verträgliche Lösung anstreben wolle. Das mache ihm Mut und er blicke zuversichtlich in die Zukunft. Ob der Erbpachtvertrag mit der Stadt demnächst auf längere Sicht verlängert und Radolfzell ein Mekka des Pferdesports bleiben kann, wird nicht nur von Clubmitgliedern mit viel Spannung erwartet.
 

Zum Verein

Gegründet wurde der Reitclub Bodenseereiter im März 1971, um den heimischen Reitern die Möglichkeit zu bieten, an Turnieren teilzunehmen. Anfangs organisierte der junge Verein die Bodensee-Jugendmeisterschaften mit Dressur- und Springprüfungen. Das erste Herbstturnier fand 1972 statt. Schon bald nahm Vereinsgründer Toni Steidle Fahrprüfungen ins Programm und baute eine Sandbahn, auf der auch der "Prix St. Georges" ausgeritten wurde. Heute verfügt der Bodenseereiter über rund 100 aktive Mitglieder jeden Alters. Bei den bisherigen Gedankenspielen im Gemeinderat wird gerne auch an dieser Stelle ein Hotel ins Gespräch gebracht. (rad)