Vier Meisterschüler der Sommerakademie treten solistisch im Musikpavillon am Steg des Strandcafés auf und 70 Zuhörer kommen. Zusätzliche Stühle waren nötig für das Programm mit Werken aus Barock und Moderne. Die Stadt Radolfzell bietet damit besondere Erlebnisse für Musikliebhaber, da es durchaus eine Herausforderung ist, klassische Konzerte unter freiem Himmel und ohne Verstärkung zu organisieren– man denke nur an unvorhergesehenes Hundegebell.
Die vier Solisten der Sommerakademie, die am Samstag auftraten, kamen, bis auf eine Belgierin, alle aus Deutschland. Richard Verna aus Würzburg begeisterte mit zwei Sätzen aus der Suite für Violoncello des spanischen Komponisten Gaspar Cassadó. Er interpretierte hoch konzentriert eine traurig-dramatische Preludio-Fantasie, deren großen Tonumfang und schnelle Sprünge er leicht und mit viel Gespür umsetzte. Die Finger tanzten regelrecht über die Saiten und Musiker und Instrument verschmolzen miteinander. Auch beim Intermezzo e Danza Finale, ein Satz mit spanischen Tanzelementen, streichelte Verna sein Instrument mehr, als dass er es spielte. Eva Otto, die jüngste Violinistin der Akademie, gehörte an dem sonnigen Tag der Auftakt mit der melancholisch-temperamentvollen Sarabande aus der Partita Nr. 2 von Johann Sebastian Bach. Mit viel Präsenz und sauberem Klang interpretierte sie das Stück.
Von Sophia Maiwald erklang eine sehr heitere und zarte Siciliana aus Bachs Sonate in g-moll auf der Geige. Die Belgierin Aurore Dassesse wählte für ihren Start ebenfalls ein Stück von Bach: das Präludium aus der Suite in D-Dur für Solo-Cello, dessen Echopassagen durch den weiten Klang eine sehnsuchtsvolle Stimmung heraufbeschworen. Ihr zweites Stück, „Per Salva“ des Zeitgenossen Krzysztof Penderecki, zeigte in die gegenteilige Richtung: Wilde, dissonante Sprüngen zupfte sie in ausgefeilter Dynamik. Die Matinee war nach einer dreiviertel Stunde vorbei, da sich der geplante Auftritt der Pianisten verschob – eine gute Zeit mit klassischer Musik, um in den Tag zu starten.