An dieser Stelle porträtiert der SÜDKURIER die Kandidaten der verschiedenen Parteien für die Landtagswahl. Jeder der Kandidaten erklärte sich bereit, sich mit einem Redakteur des SÜDKURIER zu treffen, über den eigenen Lebensweg zu berichten, die Wertvorstellungen und politischen Ziele darzulegen. Nicht so Cay Dietrich Amey. Anfang der Woche ist er am Telefon noch zu sprechen und erklärt, er habe kein Interesse, vom SÜDKURIER porträtiert zu werden. Seither ist nur noch sein Anrufbeantworter geschaltet. Auch weitere Versuche der Kontaktaufnahme scheitern. Bei der Geschäftsstelle des AfD-Landesverbands in Stuttgart ist eine Ansage auf Dauerschleife geschaltet: „Bitte rufen Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder an.“ Auch auf eine Anfrage per E-Mail an den Landesverband mit der Bitte um Informationen über Cay Amey gibt es keine Reaktion.
Die Informationen, die Amey selbst auf der AfD-Homepage und in seinem Flyer preisgibt, sind mehr als dürftig: Er sei 1938 in Husum geboren, Vater dreier erwachsener Kinder und von Beruf Diplom-Ingenieur. Seit zwölf Jahren wohne er auf der Höri in Öhningen. Pikant der darauf folgende Satz: „Mit meiner Lebenserfahrung (…), meiner Biographie (…), will ich einen Beitrag dazu leisten, dass unser Land wieder in einen sicheren, kulturell und wirtschaftlich stabilen Zustand versetzt wird.“ Aber wie verläuft diese Biographie? Wie stellt sich der Lebenslauf des Kandidaten dar? Was sind seine Überzeugungen, was hat ihn geprägt? Was darf der Bürger über ihn erfahren? Nicht einmal sein genaues Geburtsdatum verrät Cay Amey.
Auch sonst ist es nicht einfach, etwas über den wenig auskunftsfreudigen Kandidaten zu erfahren. In Öhningen auf der Höri kennt man ihn als unauffälligen Mitbürger. Er sei öfters bei Neujahrsempfängen präsent gewesen, berichtet eine Bürgerin Öhningens, die im Gemeindeleben engagiert ist. „Offensichtlich hat ihn das kommunale Geschehen interessiert.“ Er sei außerdem an Kultur interessiert, in diesem Bereich in mehreren Vereinen Mitglied. Darüber hinaus exponiere er sich nicht gern, reagiere „verschreckt“ auf Öffentlichkeit und habe das Image eines „braven Bürgers“. Natürlich werde angesichts der AfD-Kandidatur im Dorf nun über ihn geredet, viele Menschen in Öhningen seien davon befremdet.
Als der SÜDKURIER darüber berichtete, eine Hotelinhaberin der AfD habe kurzfristig den angemieteten Raum verweigert, als sie erfuhr, dass dieser für eine AfD-Wahlkampfveranstaltung reserviert wurde, äußerte sich Cay Amey noch öffentlich zu dem Vorgang. Es sei schwierig, Räume anzumieten, deshalb bekenne er nur auf Nachfrage, dass er die Räume für eine AfD-Veranstaltung benötige. „Das muss ich nicht sagen und dafür muss ich mich nicht entschuldigen.“
Mit der Taktik des Verschleierns der eigenen Biographie ist Cay Dietrich Amey im Übrigen nicht allein in seiner Partei: So hat der AfD-Kandidat für den Wahlkreis Singen-Stockach, Wolfgang Gedeon, ein Buch über die „Christlich-europäische Leitkultur“ unter dem Pseudonym W.G. Meister veröffentlicht. Offensichtlich haben die Kandidaten kein Interesse daran, ihre Biographie und Tätigkeiten vollständig transparent zu machen.
Zur Partei
Politische Schwerpunkte: Als politische Interessengebiete zählt Cay Amey in seinem Flyer Ehe und Familie, Stärkung des Mittelstandes, Bauen und Wohnen, Schule und Bildung, innere und äußere Sicherheit und Zuwanderung auf. Wie er diese Themenschwerpunkte mit Inhalt füllt, erfährt man nicht. Ersatzkandidat für den Wahlkreis Konstanz-Radolfzell ist Rüdiger Rappen. Die Alternative für Deutschland (AfD) wurde 2013 als Reaktion auf die Euro-Rettungspolitik gegründet.
Parteivorsitzende auf Bundesebene sind Frauke Petry und Jörg Meuthen. Die Orientierung der AfD bezeichnen Politikwissenschaftler als rechtspopulistisch. Laut Umfragen kann die AfD mit etwa zehn Prozent der Stimmen bei der Landtagswahl rechnen.