Der Narrenverein Schimmelreiter steuerte die gut gefüllte Buchenseehalle als „Traumschiff“ durch den bunten Abend in den Güttinger Hafen. Eröffnet wurde die Veranstaltung laut einer Mitteilung der Schimmelreiter mit dem Einmarsch der Hästräger, diesmal als Matrosen und Fischer verkleidet, angeführt von der Guggenmusik Bad Bulls. Vor der von Andreas Bohl detailgetreu gestalteten Kulisse des Buchenseebades begrüßte Schimmelreiterpräsident Manfred Hiller die närrischen Gäste entsprechend dem Motto „von der Brügge“. Zusammen mit Moritz Bohl moderierte er den maritimen Schimmelreiterabend.

Zum Auftakt des Programms zeigten Lea Graf, Anna Fessler, Ida Hassemer, Hanna Gotzmann, Franziska Geiger und Nadine Voigt eine getanzte Liebeserklärung an den Buchensee. Kein Wunder, dass Trainerin Nicole Winters Musikauswahl den Ohrwurm „Wir lieben den Bodensee“ dafür ausgewählt hat. Im Güttinger See tummelten sich dann auch Klaus Oswald, Andreas und Moritz Bohl, Stefan Winter und Christian Weißer als Taucher. Mit einer gelungenen Pantomime übertrugen sie die Sage einer Altweibermühle auf den Buchensee, von dessen Grund zum Abschluss statt einer weiblichen Schönheit ein Seeschimmele aufstieg.

Gastredner Klaus Erhard Kaupp aus Güttingen entführte mit seiner Ukulele die Zuschauer ins Hafenmilieu. Die Lust auf ein Feierabendbier verschlug den Protagonisten seiner Geschichte unvermittelt in eine Hafenkneipe mit zweifelhaftem Ruf und führte damit zum ein oder anderen doppeldeutigen Abenteuer. Unterstützt wurde der Vortrag von Mitgliedern des Narrenrats als Seemänner und Bardame (Stefan Winter, Moritz und Andreas Bohl).
Die Bühne war kurz vorm Platzen, als sich die Hästrägerinnen der Schimmelreiter mann- beziehungsweise fraustark zeigten. Mit ihrem Matrosentanz und der entsprechenden Musikauswahl traf Trainerin Andrea Hiller den Nerv des Publikums. Die Zugabe bildete dann auch gleich den Auftakt für eine Polonaise durch den Saal.
Im weiteren Verlauf stieg als Überraschungsredner Narrenrat Alexander Wittmann in die Bütt. Als Schiffs-Bühnentechniker, der trotz Kampf mit Kabeln und Computer noch die Zeit fand eine Rede zu schreiben, was der Realität wohl sehr nah kam. In gewohnter Manier parodierte er das Dorfgeschehen, die Radolfzeller Stadtpolitik sowie die Wirren um die Regierungsbildung.
Für Einheimische und Kenner der dörflichen Umtriebe inszenierten die Holzer Florian und Julian Maier, Ulrich Aichem, Boris Knam, Alexander Fleiner und Tobias Weißer sowie Narrenpolizist Alexander Winter Begebenheiten rund um die „IG Fisch“. Die sowohl akustisch als auch optisch gelungene lebensnahe Darstellung einschlägig bekannter Güttinger Originale trieb dem Publikum die Lachtränen in die Augen.
Ortsvorsteher Thomas Will, dargestellt von Klaus Oswald, stellte sich in der Show „Inas Nacht“ den kritischen Fragen der Moderatorin (Manfred Hiller). Live aus dem Güttinger Schimmelfischposten wurde so manche Unwahrheit verkündet. Versöhnlich zeigte sich der echte Ortsvorsteher Will jedoch, als ihm am Ende ein Präsent vom Narrenverein überreicht wurde.
Dann erlebten die Zuschauer noch einmal eine Pantomime. Lea und Tanja Graf, Ida Hassemer, Tabea Honstetter, Katrin Hovingh und Nicole Winter gaben als Früh- und Synchronschwimmerinnen eine Parodie auf die (sommer)morgendliche Badekultur am Buchensee. Zum Finale traten die Mitglieder des Narrenrates, unter der Leitung von Andrea Bix zum Tanz an. Als Bademeister sorgten sie aber nicht für Ruhe, sondern brachten die Damenwelt zum Johlen. Das sorgte auch für beste Stimmung für den anschließenden Tanzabend. Hierfür hatten die Schimmelreiter eigens Österreichs jüngsten und erfolgreichsten Alleinunterhalter, Philipp Kanjo, engagiert. Darüber hinaus hat der Narrenverein in eine neue, energiesparende Beleuchtung investiert, um seinen bunten Abend bestens in Szene zu setzen. Beeindruckt zeigte sich das Publikum über den Einsatz der Schimmelreiter bei der Dekoration und augenzwinkernd verlangte manch einer der Gäste die Verlegung der SWR-Fasnachtssendung von Konstanz nach Güttingen.
Herkunft des Namens
Die Geschichte der erstmals 1952/53 gegründeten Güttinger Schimmelreiterzunft basiert auf einer unnärrischen Begebenheit, die sich während des 30-jährigen Krieges ereignet haben soll. Nach einer alten Überlieferung hatten die Schweden das sonst so friedliche Dorf belagert. Doch die Güttinger setzten sich gegen die Invasoren durch. Dabei wurde ein auf einem Schimmel reitender schwedischer Offizier an der Schanz, dem Verteidigungswall, gefasst und im Kampf geköpft. Der Soldat soll hier begraben sein und heute noch nachts als Geist erscheinen. Die Grabstelle wird nach wie vor von der Schimmelreiterzunft gepflegt.