Mit einem überraschend großen Zuspruch fand am Samstagabend die "Poetry Slam Show" in der Radolfzeller Stadtbibliothek statt. Rund 150 Besucher verfolgten die literarischen Gedanken von dre echten Könnern ihres Fachs im vollen Veranstaltungsraum im Untergeschoss des Hauses. So mancher interessierte Besucher musste mangels Platz an der Abendkasse zurückgewiesen werden.
Den musikalischen Auftakt des Abends machte das Schlagwerktrio Dominik Morgenstern, Jonas Haller und Noah Burger. Mit den engagierten Poetry-Künstlern hatten die Veranstalter vom Freundeskreis Stadtbibliothek eine gute Wahl getroffen, denn die drei gestandenen Slamer Lisa-Marie Olszakiewiezc, Stefan Unser und Marvin Suckut gaben die Bandbreite des Metiers sehr gut wieder. Während man noch vor einigen Jahren vor allem alliterierende und stakkatohafte Vorträge zu hören bekam, lieferten die drei Künstler des Abends höchst unterschiedliche Vorträge ab, die von abgelesenen Texten im Stile eines Raps bis hin zu eindrucksvoll und frei vorgetragenen Reimen reichten.

So unterschiedlich wie die Stile der drei Protagonisten des Abends war auch die Bandbreite ihrer Textinhalte. Sie rankten sich in aller Regel um die kleinen und großen Begebenheiten des Alltags. Aus diesem schier unerschöpflichen Quell generierten sie Geschichten über Klosprüche in der Lieblingskneipe, das übersteigerte Verlangen des Wollens, das Gesellschaftssystem der Bienen oder unerhörte Menschen in der Straßenbahn. Entsprechend groß fiel der Beifall nach den im Wechsel vorgetragenen Beiträgen aus. Nicht nur die Künstler, sondern auch die Veranstalter genossen den Erfolg des Abends sichtlich: "Ich hätte nicht gedacht, dass das so funktioniert", bilanzierte Johann Gleich vom Verein des Freundeskreis Stadtbibliothek. Zusammen mit der Leiterin der Einrichtung, Petra Wucherer, ließ er anschließend schon einmal wissen, dass die "Samstagnacht in der Bibliothek", vielleicht ein neues Veranstaltungsformat" werden könnte, wie er sagte.