Von Lisa Jahns
Ein großer Mann klein vor dem eigenen Selbstbild. Im Rollstuhl, die Stimme brüchig in Richtung der Bronzestatue, die seit Mittwoch im Radolfzeller Stadtgarten steht. Werner Messmer begegnet Werner Messmer, dieselbe Person in zwei so unterschiedlichen Figuren. Eine davon kraftvoll und stark, stolz und starr auf unbestimmte Zeit. Sie steht für sich selbst im städtischen Rosenbeet, Gesellschaft braucht sie nicht. Die andere das Gegenteil: Geschwächt von Alter und Krankheit, kein Bild für die Ewigkeit. Den Werner Messmer im Rollstuhl hält die Zuwendung seines Publikums am Leben, so scheint es. Eine Aufmerksamkeit, die ihm jeder der Anwesenden an diesem Mittwoch gewährt, schließlich hat Werner Messmer der Stadt viel Gutes getan. So viel Gutes, dass er, nach den Worten von Oberbürgermeister Martin Staab, einen Platz in den Herzen der Menschen in Radolfzell hat und immer haben wird. So viel Gutes, dass Radolfzell eng verbunden sei mit dem Namen Werner Messmer, der sich seinen Ehrenbürger-Titel ein Leben lang verdient habe, Tag für Tag und bis heute.

Ein bisschen pathetisch vielleicht, die Rede von Martin Staab, doch wer kann und möchte schon widersprechen. Schließlich hat der Ehrenbürger erst kürzlich wieder Großmut bewiesen. Für das Stadtjubiläum 2017 gab er 100 000 Euro aus seinem Privatvermögen, die allerdings nicht mit der Statue in Zusammenhang stünden, wie Martin Staab ausdrücklich betont. Werner Messmer bekomme als Statue diesen Platz im Stadtgarten, weil "er stets nur das Beste für seine, für unsere, Stadt will und danach handelt. Er bekommt ihn, weil er ein großer Wohltäter und engagierter Bürger dieser Stadt ist", so Martin Staab: "Und weil er sich diese Ehre schlicht und ergreifend durch sein Handeln, seine Worte und Taten über viele Jahre hinweg verdient hat."

Es sind Worte, die dazu bestimmt scheinen, das öffentliche Bild von Werner Messmer nicht allein in Bronze zu gießen, sondern auch in Stein zu meißeln. Worte, die beinahe endgültig wirken, weil eine Steigerung kaum mehr möglich ist. Und tatsächlich wandelt sich der Moment zur Szenerie eines nahenden Abschieds von einem der beiden Werner Messmers im Stadtgarten. Dem verleiht nicht zuletzt der Wohltäter selbst Ausdruck: Seine Krankheit lasse ihm nicht mehr viel Zeit, sagt er, wobei die Enden seiner Sätze meist nur zu erahnen sind. "Ich liebe Radolfzell. Haltet mich in guter Erinnerung." Und spätestens jetzt muss den inneren Widerstand aufgeben, wer das Schauspiel zuvor vielleicht mit sacht empfundener Peinlichkeit verfolgt hat. Und ins Badnerlied einstimmen, ein weiteres Mal.
 

Die Statue

Die Bronzeskultur, die von nun an im Radolfzeller Stadtgarten steht, ist ein Werk des Bildhauers Friedhelm Zilly aus Moos. Dass sie im Stadtgarten von Radolfzell aufgestellt wird, beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung am 2. Februar. Die Kosten für die Herstellung er Statue übernahm Werner Messmer selbst. Um die Pflege der Statue kümmert sich in Zukunft die Stadtverwaltung.