Gerald Jarausch

Die Werner und Erika Messmer-Stiftung hatte zur Spendenausschüttung in den kleinen Saal des Radolfzeller Milchwerks geladen – und zahlreiche Vertreter von Vereinen, Institutionen und Projekten waren gekommen, um der Stiftung und ihren Gründern für die großzügigen Spenden zu danken. Seit zwei Jahrzehnten ist die Stiftung bereits für den guten Zweck tätig. In diesem Jahr hat der Spendenausschuss 570 000 Euro bereitgestellt, und für die Schulförderprojekte im Herbst steht eine weitere Ausschüttung von 200 000 Euro in Aussicht. Der Spendenausschuss entschied nun über 200 Anträge. 30 Anträge erfüllten die Voraussetzungen des Stiftungszwecks nicht und mussten abgelehnt werden, knapp 20 Anträge wurden den Schulförderprojekten zugeordnet, die im Herbst zur Entscheidung kommen. So wurden nun etwa 160 Projekte bedacht.

Stiftungsvorstand Karl Steidle machte bei der Veranstaltung allen Mut, einen Antrag zu stellen, wenn dieser den Förderkriterien der Stiftung entspricht. In den zurückliegenden 20 Jahren konnten jährliche Ausschüttungen an zahlreiche Empfänger in den Bereichen Bildung, Kultur, soziale Einrichtungen und für Sport vorgenommen werden. Bis Ende 2017 hat das Spendenvolumen 2 750 000 Euro erreicht.

Vier Jahre nach dem Tod von Erika Messmer und zwei Jahre nach dem Tod von Werner Messmer zählt die Familienstiftung zu den größeren gemeinnützigen Einrichtungen im Bundesgebiet. Durch die Vermächtnisse von Erika und Werner Messmer hat sich das Vermögen der Stiftung auf 40 Millionen Euro erhöht. Diese große Summe ist breit gestreut in Wertpapieren sowie in Immobilien angelegt. Und auch wenn Karl Steidle feststellte, dass die aktuelle Marktsituation größere Renditen schwierig mache, konnte er auf drei Prozent Rendite in 2017 verweisen.

Stiftungsvorstand Karl Steidle (rechts) blickt im kleinen Saal des Radolfzeller Milchwerks auf 20 Jahre Werner und Erika ...
Stiftungsvorstand Karl Steidle (rechts) blickt im kleinen Saal des Radolfzeller Milchwerks auf 20 Jahre Werner und Erika Messmer-Stiftung zurück. | Bild: Gerald Jarausch

Das Geld kam auch in diesem Jahr ausgesuchten Projekten aus dem sozialen, karitativen, sportlichen und bildungsprägenden Bereich zu. Dabei flossen bei der aktuellen Ausschüttung "rund 20 Prozent der Gelder in soziale Projekte", wie Petra Bialoncig vom Stiftungsvorstand betonte. Als Beispiel betrat eine syrische Familie mit vier Kindern die Bühne, die sich für die Hilfe der Radolfzeller und der beteiligten Organisationen bedankte. Gleichzeitig machte Karl Steidle deutlich, dass die "Spenden keine Daueraufträge" seien.

Viel Lob erhielt die Stiftung zum 20-Jährigen auch von öffentlicher Seite. Oberbürgermeister Martin Staab machte deutlich, wie wichtig die Zuwendungen für das öffentliche Leben sind: "Ohne die großzügige finanzielle Unterstützung wären viele Projekte gar nicht möglich gewesen", sagte er. Gleichzeitig verwies er auf den besonderen Status der Einrichtung: "So eine Stiftung hat nicht jede Stadt." Städtische Einrichtungen und Projekte wurden in den vergangenen Jahren mehrfach durch die Messmer-Stiftung gefördert.

Stiftungsvorstand Karl Steidle hatte zuvor die Entwicklung der Stiftung skizziert. Er hatte diese von Anfang an begleitet und wusste deshalb um Ziele und Wünsche des Stifterehepaares (siehe Kasten). Die sind auch dem CDU-Wahlkreisabgeordneten im Bundestag, Andreas Jung, nicht fremd. "Die Messmers wollten die unterstützen, die etwas für die Gesellschaft tun", sagte er in einem Redebeitrag. Und als Kenner der Familie konnte er sagen, dass "den beiden das Herz aufgehen würde, wenn sie das hier sehen würden", befand er.

Ziele der Stiftung

Die Werner und Erika Messmer Stiftung ist eine unabhängige und gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Radolfzell am Bodensee. Vom Ehepaar Werner und Erika Messmer gegründet, verfügt sie heute über ein Stiftungsvermögen von rund 40 Millionen Euro. Mit den Erträgen, die aus dem Stiftungskapital erwirtschaftet werden, werden bestehende, innovative und zukunftsorientierte Initiativen vor allem in Radolfzell und der Region gefördert. Förderschwerpunkte sind Projekte in Bildung und Erziehung, Kultur und Kunst, Jugendhilfe und Altenpflege, Wissenschaft und Sport sowie die Förderung des Heimatgedankens. (ja)