Das Foto ist gut und gerne ein halbes Jahrhundert alt – aber es ist auf seine Art aktueller denn je. Es zeigt den alten Bahnhof von Radolfzell, der abgerissen und durch den heutigen Bau ersetzt wurde. Dessen Tage dürften (so denn irgendwann einmal die Diskussion um die Seetorquerung zu einem Ende kommt) nun ebenfalls gezählt sein.
Das Bild stammt aus dem nach den Fotografen Gotthard und Burkhard Liedl benannten Liedl-Archiv, das vom Stadtarchiv verwaltet wird. Insgesamt handelt es sich dabei um mehr als 80 000 Fotos, wobei bei etlichen nähere Angaben fehlen. Bei dem heute veröffentlichten Foto geht es um das exakte Datum der Aufnahme – es dürfte sich der Kleidung der Passanten zufolge um eine wärmere Jahreszeit in den 1960er Jahren gehandelt haben.
Historische Aufnahmen sind aber zugleich immer auch für Erinnerungen nützlich und mit Sicherheit gibt es davon in der einstigen Eisenbahner-Stadt zum alten Bahnhof noch einige. Er dürfte weit mehr als heute ein Sehnsuchtsort gewesen sein (heute übernimmt diese Funktion eher der Flughafen), er stand für Weltoffenheit und die Hoffnung nach wirtschaftlichem Aufschwung, hier verabschiedete man sich unter Tränen oder das Herz schlug schneller bei der Ankunft eines Reisenden.
Solche Geschichten sind es, die Jahreszahlen erst lebendig werden lassen und der SÜDKURIER nimmt das Jubiläum aus Anlass des 750-jährigen Bestehens der Stadt, auf das im nächsten Jahr bei etlichen Veranstaltungen Bezug genommen wird, als Gelegenheit, um seine Leser am Geschichts-Memory teilhaben zu lassen. Denn es wäre einfach zu schade, wenn der Schatz von Zeitzeugen, der in den Foto-Alben und Köpfen schlummert, verloren ginge.
Angaben zum Bild unter der Telefonnummer 077 32 / 9963 6344 oder per mail an: radolfzell.redaktion@suedkurier.de