Ein Euro. Mehr soll das Busfahren pro Tag in Radolfzell nicht kosten. Nachdem sich das Ein-Euro-Ticket für den Stadtbus nach einjähriger Testphase etabliert hat, sollen nun auch die Zeitkarten in den neuen Tarif aufgenommen werden. So wird der Preis für die Jahreskarte von 380 Euro auf 365 Euro gesenkt. Ein Euro pro Tag für alle Busse, so oft man fahren möchte. Auch die übrigen Preise für die Zeitkarten werden ab dem 1. Januar 2019 reduziert. Schüler bezahlen beispielsweise für ihre Monatskarte nicht mehr 25 Euro, sondern nur noch 20 Euro. "Da die Einzahlfahrscheine bereits so gut angenommen worden sind, wollen wir mir den neuen Preisen auch die Zeitkarten etwas stärken", erklärt Oberbügermeister Martin Staab.

Testphase erfolgreich beendet

Das Ein-Euro-Ticket begann am 1. August 2017 als Test mit einer Befristung des Angebotes. Ein Jahr wollte die Stadtverwaltung dieses Modell testen. Die Testphase ist laut Staab erfolgreich abgeschlossen worden, die Test-Preise werden nun dauerhaft angeboten und auch auf die Zeitkarten ausgedehnt.

Die Zeitkarten für den Stadtbus haben im Vergleich zu den Einzelfahrscheinen keinen solch großen Aufschwung erlebt. Sie wurden bisher in der Testphase nicht berücksichtigt. Der Verkauf von Einzelfahrscheinen hat im Vergleich zum Vorvorjahr um mehr als 100 Prozent zugenommen. Der Verkauf von Monatskarten fiel hingegen um minus 29 Prozent, Jahreskarten um minus 12 Prozent.

Verluste durch günstige Preise halten sich in Grenzen

OB Staab vermutet, dass einige Fahrgäste, die nicht ganz so regelmäßig auf den Bus angewiesen sind, lieber das günstige Tagesticket-Angebot angenommen haben, statt ein Monatsticket zu lösen. Grundsätzlich freue man sich aber, dass die Zahl der Fahrgäste des Stadtbusses so deutlich zugenommen haben. Mit der Reduzierung der Buspreise hatte die Stadtverwaltung anfangs mit einem Einnahmenverlust von etwa 100 000 Euro für zwölf Monate gerechnet. Dieser sei aber nun geringer ausgefallen. Das Minus durch die Preissenkung beträgt nur 40 000 Euro.

Vor allem der Verkauf von ermäßigten Einzelfahrscheinen für 0,50 Euro hat um satte 144 Prozent zugenommen. Schüler, Studenten und Senioren können zum halben Preis den Stadtbus nutzen. Vielerorts habe der Bus das Elterntaxi abgelöst, sagt OB Staab. Das Mobilitätskonzept der Stadt Radolfzell gehe in diesem Punkt voll auf, da es den Verkehr in der Stadt verringere. Auch die Ergebnisse der Parkraumbewirtschaftung geben Hinweise auf weniger Verkehr und weniger Parkplatzsuchverkehr.

Es werden auch weniger Parkscheine ausgestellt

Im Vergleich zu 2016 sind im vergangenen Jahr 17 Prozent weniger Parkscheine ausgestellt worden. OB Staab vermutet, dass diese 17 Prozent Autofahrer entweder auf öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen sind oder dass sie in den Wohngebieten parken. Dies lasse sich nicht so genau verfolgen, gibt Staab zu bedenken. Einen völlig kostenlosen öffentlichen Nahverkehr schließt der Oberbürgermeister kategorisch aus. "Was nichts kostet, ist auch nichts wert", so Staab.

Stadtwerke wollen neuen Nahverkehrsplan

Andreas Reinhardt, Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell, ist mit der Akzeptanz der Buslinien zufrieden. Würden die Bürger den Stadtbus weiterhin gut annehmen oder sogar neue Kunden dazu gewinnen, hätten die Stadtwerke mehr Planungssicherheit, um neue Haltestellen oder eine häufigere Taktung anbieten zu können. Aktuell fährt der Stadtbus meistens im 15-Minuten-Takt. "Langfristig werden wir den Nahverkehrsplan neu zeichnen müssen, da gerade aus den Ortsteilen neue Anforderungen auf uns zukommen", erklärt Reinhard. Er meint damit die neuen Baugebiete in den Ortsteilen, die nach und nach erschlossen und bebaut werden sollen. Ein neuer Nahverkehrsplan werde allerdings noch einige Jahre Planung und Absprachen mit Dienstleistern und dem Kreis Konstanz in Anspruch nehmen, sagt Reinhardt.