Jennifer Moog

Radolfzell – Nahrung ist eine elementare Lebensgrundlage. Fehlt diese, ist das Leben in Gefahr. Immer mehr blütenbestäubenden Insekten, wie Bienen, Schmetterlingen und auch Fliegen, jedoch fehlt genau das: Nahrung. Und damit nicht genug: Gibt es immer weniger Bestäuber, ist auch die für den Menschen wichtige Biodiversität in Gefahr, dann droht uns das, womit die Insekten heute schon zu kämpfen haben.

Als Teil des Projektes „Bürger, Bienen, Biodiversität“ wurden nun 20 Aktive in fünf Kursen im Bodenseeraum zu sogenannten Blühbotschaftern ausgebildet. Das Projekt läuft unter dem Dach der Bodensee-Stiftung, eine von Umweltverbänden aus den Bodensee-Anrainerstaaten gegründete Naturschutzorganisation. Die Blühbotschafter wollen auf das Thema Insektensterben aufmerksam machen und darüber informieren.

Überzeugungsarbeit für den Naturschutz

Bei ihrer Ausbildung lernten sie Grundlegendes über den Lebensraum und die Lebensweise der für uns so wichtigen Insekten. Sie erfuhren, was die kleinen Lebewesen alles brauchen, was man als Mensch tun kann und sie beschäftigten sich mit der Frage, wie man Kinder und Jugendliche zu mehr Naturschutz animieren kann.

Künftig soll es die Aufgabe der ehrenamtlichen Naturschützer sein, Menschen dazu zu bewegen mehr Flächen zu gestalten, die bestäubenden Insekten als Nahrung und Lebensraum dienen können, und bei der Umgestaltung zur Seite zu stehen. „Ein vertieftes Wissen dient dabei als Argumentationsbasis“, findet Michael Bauer, Vorsitzender des BUND-Ortsverbandes Vordere Höri und Blühbotschafter. „Je mehr ich über das Thema sagen kann, desto besser kann ich andere überzeugen.“

„Wichtig ist, den Menschen nicht ihren Rasen zu verbieten“

Der 75-jährige Helmut Kostmann ergänzt: „Was man nicht weiß, das sieht man nicht. Wir wollen den Menschen helfen, genauer hinzuschauen.“ Beispielsweise reiche es nicht den Tieren Lebensraum zur Verfügung zu stellen, auch das Nahrungsangebot müsse stimmen. Manche Bienenarten seien besonders gefährdet, denn sie fliegen nur bestimmte Pflanzenarten an. Derlei heiße es zu vermitteln. „Wichtig ist es, den Menschen nicht ihren Rasen verbieten zu wollen, damit kommt man nicht weit. Viel mehr bringt es, wenn man Brücken bauen kann, sie überzeugen kann den heimischen Rasen durch eine Blühwiese zu ergänzen“, findet er.

Das besondere an den Blühbotschaftern sind für Kostmann nicht nur, der Wille und das Engagement für den Naturschutz, sondern, dass sich die Gemeinschaft aus den unterschiedlichsten Personen zusammensetzt: „Wir kommen alle aus verschiedenen Bereichen, sind verschiedenen Geschlechts und Alters. So können wir viel mehr Menschen erreichen“, so Kostmann. Auch Michael Feiler ist Blühbotschafter. „Ich konnte meine Kirchengemeinde überzeugen zumindest einen Teil der ungenutzten Rasenfläche um das Kirchenhaus durch eine Blühwiese zu ersetzen“, berichtet er. Sein langfristiges Ziel soll es sei, dass künftig die gesamte Fläche blühen darf.

An einem der Kurstage betrachteten die Kursteilnehmer mit Diplom-Ingenieurin Ann Katja Weiß Grünflächen in Radolfzell unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten. Denn oft ist der Austausch von Grünflächen etwa durch Kräuterflächen nicht nur gut für die Tierwelt und die damit verbundene Biodiversität, sondern lohnt sich auch ökonomisch, da diese weniger Pflege benötigen. Auch das ist für Michael Bauer eine wichtige Argumentationsgrundlage.