Großes Finale der Sommerakademie

Am Ende strahlen sie alle: Der Meisterkurs Dirigieren im Rahmen der Sommerakademie unter der Leitung von Johannes Schlaefli fand nach einer arbeitsintensiven Woche vor begeistertem Publikum im Milchwerk ein umjubeltes Ende. „Heute erleben Sie acht verschiedene Arten, mit einem Orchester zu kommunizieren. Achten Sie auf Gestik, Ausstrahlung und persönliche Aura der Dirigenten“, empfahl Insa Pijanka, Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie, die sich erstmals auch in Radolfzell vorstellte.

Sichtlich zufrieden ist auch Meisterkurs-Leiter Johannes Schlaefli (ganz rechts) mit seinen Studierenden und der Südwestdeutschen ...
Sichtlich zufrieden ist auch Meisterkurs-Leiter Johannes Schlaefli (ganz rechts) mit seinen Studierenden und der Südwestdeutschen Philharmonie. Bild: Veronika Pantel | Bild: Veronika Pantel

Die jüngste Teilnehmerin, Nil Venditti aus Italien, hebt den Taktstock. Mit gut ausbalancierter Dynamik und lebendigem Dirigat führt sie das Orchester durch Mendelssohn-Bartholdys romantische Ouvertüre „Die Hebriden.“ I-Han Fu aus Taiwan spürt den großen Bögen im „Valse triste“ von Jean Sibelius intensiv nach. Gar nicht so einfach, das Orchester zum feinen Piano zu verleiten und die unterschiedlichen Tempi der Walzerperioden und Dur und Moll im Dirigat anzuweisen. Im Finale von Dvoráks h-Moll Cellokonzert spielt Richard Verna, früherer Teilnehmer an der Sommerakademie, den Solopart.

Junge Menschen geben sich der Musik hin

Hyeju Jung aus Südkorea meistert sie bravourös: Blickkontakt zum Solisten, gutes Herausstellen der prägnanten Rhythmik im Kontrast zu den lyrischen Themen kennzeichnen ihr engagiertes Dirigat. Der erst 17-jährige Cellist Verna ist ganz versunken in sein Instrument, er überzeugt mit makellosem Spiel. Bravo-Rufe aus dem Publikum begleiten den begeisterten Applaus. Auch Felipe Tristan aus Mexiko, mit 35 Jahren der älteste Teilnehmer, überzeugt mit seinem Dirigat beim Solokonzert: Den ersten Satz „Moderato“ aus Rachmaninows zweitem Klavierkonzert dirigiert er sehr souverän. Ihm merkt man an, dass er schon über einige Dirigier-Erfahrungen verfügt. Präzise sind die Einsätze, er behält im größten Klanggetümmel den Überblick. Aufmunternd kommuniziert er mit dem 23-jähigen Pianisten Ryo Yamanishi, ebenfalls Teilnehmer früherer Sommerakademien, der seinen schwierigen Part mit bewundernswerter Reife vorträgt.

Am Ende wird sie ausgezeichnet: Teresa Riveiro Böhm beim Dirigat vom Finalsatz aus Brahms erster Sinfonie mit ganzem Körpereinsatz
Am Ende wird sie ausgezeichnet: Teresa Riveiro Böhm beim Dirigat vom Finalsatz aus Brahms erster Sinfonie mit ganzem Körpereinsatz | Bild: Veronika Pantel

Im „Allegro con brio“, dem ersten Satz aus der dritten F-Dur-Sinfonie von Johannes Brahms, ist David Bui gefordert. Mit großen Bewegungen spürt er dem weiten, sinfonischen Fluss der Musik nach. Große Kontraste sind hier nicht gefordert, vielmehr ein melodisches und stimmungsvolles Ganzes gilt es zu vermitteln. David Bui geht ganz in dieser romantischen Musik auf. Auch Ustina Dubitsky aus Deutschland mit ukrainischen Wurzeln versenkt sich perfekt in die Musik: Das unterschwellige Todes-Lamento im Finale aus Tschaikowskys 6. Sinfonie op. 74 „Pathétique“ weist sie mit sehr geschmeidigen Bewegungen an. Ihre ausdrucksstarke Linke vermittelt die dynamischen Akzente bestens. Vergnügt geht es weiter mit Rimski-Korsakows „Geschichte vom Prinzen Kalender“.

Entspannte Gesichter und dankbare Blicke in Richtung ihres Meisters Johannes Schlaefli: (v.l.) Teresa Riveiro Böhm, Nil Venditti, Hyeju ...
Entspannte Gesichter und dankbare Blicke in Richtung ihres Meisters Johannes Schlaefli: (v.l.) Teresa Riveiro Böhm, Nil Venditti, Hyeju Jung, Ustina Dubitsky, Rebecca Smithorn, Felipe Tristan, I-Han Fu, David Bui | Bild: Veronika Pantel

Da ist Rebecca Smithorn aus den USA gefordert, die präzisen Einsätze zu geben. Das burleske Thema im immer wieder neuen Klanggewand vorzustellen, bedarf einer gehörigen Portion Einfühlungsvermögen. Das gelingt ihr und die Freude an der Musik prägt ihr Dirigat. Auch Teresa Riveiro Böhm mit österreichist-spanischen Wurzeln dirgiert mit sichtbarer Freude am Geschehen: Das monumentale Finale aus der ersten Brahms-Sinfonie op. 68 ist bei ihr wortwörtlich in besten Händen: Romantischer Fluss, energisch stampfende und choralartige Melodien fordern eine schwungvolle Entwicklung. Die kann die Dirigentin mit großen Bewegungen und genauen Impulsen perfekt vermitteln.

 

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