Die erste digitale Infoveranstaltung von Mühlingen zog mehrere Dutzend Interessierte an. Aufgrund der Corona-Krise fand dieser Abend mit Karin Chluba, der Leiterin des Amts für Flurneuordnung, im Internet über die App Zoom statt. Bürgermeister Manfred Jüppner befand sich gemeinsam mit ihr in Konstanz, wo die Übertragung bei der Firma Translake stattfand. Er war bereits um 17 Uhr dort und sprach den technischen Ablauf durch. Im Internet ging es um 19.30 Uhr offiziell los.

Hinter dem sperrigen Begriff Flurneuordnung verbirgt sich die Möglichkeit, alles an die aktuelle Bewirtschaftung anzupassen und mit veränderten Wegverbindungen einen Mehrwert für die Bürger und Landwirte zu schaffen. Darum gab bereits in einem Workshop und nun auch beim Infoabend.
Karin Chluba und Manfred Jüppner moderieren
Wie in einer realen Informationsveranstaltung in einem Bürgersaal oder einer Halle war die Stimmung nicht, doch die beiden Moderatoren Karin Chluba und Manfred Jüppner versuchten, das Beste aus der Situation zu machen. Die Moderationsfolien wurden zu den unterschiedlichen Themen eingeblendet. Jüppner freute sich sehr, dass doch viele auch zu zweit zuhause vor den Kameras saßen.

Kein Zwangsprozess
Der Bürgermeister stellte noch einmal klar, dass es sich bei der Flurneuordnung nicht um einen Zwangsprozess handle, sondern „wenn man sich auf ihn einlässt, eine Win-Win Situation entsteht“. Es sei ein Verfahren, welches stark auf den Konsens der Beteiligten baue, und so Rad- und Fußwege für die Einwohner und tragfähige neue Wege für die aktiven Landwirte ergebe. Gemeinderat Reinhold Stroppel aus Zoznegg regte an, aus diesem Aspekt eventuell für die drei zu überplanenden Ortsteile soetwas wie runde Tische im Vorfeld zu veranstalten, um genau dies besser herauszuarbeiten.
Karin Chluba hatte die gute Nachricht, dass die Flurneuordnung mit hohen Zuschüssen verbunden sei. Ohne Flurbereinigung läge der Zuschuss zur Modernisierung des Wegenetzes nur bei 40 Prozent. Im Falle einer verbundenen Flurneuordnung sind es rund 56 Prozent.
Es war und sei ihr wichtig, bei den Kostenschätzungen sehr vorsichtig und umsichtig zu sein. Aus diesem Grund habe sie die ausgearbeitete Kostenschätzung zur digitalen Infoveranstaltung überarbeitet. „Noch bei keinem Vorhaben in all den Jahren in meiner Verantwortung habe ich diese überschritten“, so ihr Hinweis an die Zuschauer.
Bürger haben wenig Fragen
Einige wenige Fragen kamen auch über den Chat, und wurden ebenfalls beantwortet. So fragte ein anonymer Teilnehmer, wer denn festlege, ob es eine Flurneuordnung in Zoznegg gebe. Eine andere Frage zielte auf die Vorgehensweise in der Umsetzung einer eventuellen Flurneuordnung für die vielzähligen Flächen mit Biostatus.
Kosten und Zeitrahmen
Der Gemeinderat hat im März beschlossen, eine Flurneuordnung mit bis zu 800.000 Euro zu unterstützen. Die Kostenschätzung mit einem Investitionsvolumen für 2,5 Millionen Euro im ländlichen Raum bedarf zwar noch einer finanziellen Beteiligung der Grundstückseigentümer, diese könnte jedoch durch weitere Zusatzleistungen wie zum Beispiel Ökopunkte wieder etwas kompensiert werden. Eine Priorisierung wurde bereits aus Amtssicht festgelegt. Somit wäre das Dorf Mühlingen 2021 dran, gefolgt von Zoznegg im Jahr 2022 und abschließend Gallmannsweil ab 2022. Hierzu bedarf es noch mehrere Runden und der Bildung einer Teilnehmergemeinschaft in den Ortsteilen. Diese bestehen dann aus Gemeinderatsvertretern, Grundstückseigentümern und Pächtern, um alle Interessen zu vertreten.
Erste Entwürfe ab kommender Woche unter: http://www.muehlingen.de