Doris Eichkorn

Im Rahmen des diesjährigen Birkenfests des Mühlinger Wandervereins wurde nicht nur das Fest nach der Corona-Zwangspause gefeiert. In diesem Jahr feierte der Verein auch sein 50-jähriges Bestehen. Am Sonntagnachmittag wurde deshalb im Rahmen eines kleinen Festaktes der Blick zurückgeworfen. Kein geringerer als Gründungsvorstand Otto Lohr blickte für die Anwesenden Gäste zurück.

Wie alles mit Volkssport begann

Der Startschuss fiel Ende der 60er-Jahre, so Otto Lohr: „Es war die Hochzeit, als die Volksmärsche als sogenannte Volkssportveranstaltungen einen enormen Zulauf hatten.“ Teilnehmerzahlen von 1000 bis 5000 waren hier an der Tagesordnung, wenn ein dem Internationalen Volkssportverband (IVV) angeschlossener Verein einen Volksmarsch organisierte und durchführte. „Für jeden Marsch wurde ein Startgeld erhoben, und jeder Teilnehmer erhielt am Ende eine Medaille“, erzählte Lohr.

Gründungsvorstand Otto Lohr erinnerte an die Anfänge des Mühlinger Wandervereins, der eigentlich dem Narrenvereinselferrat entsprungen ist.
Gründungsvorstand Otto Lohr erinnerte an die Anfänge des Mühlinger Wandervereins, der eigentlich dem Narrenvereinselferrat entsprungen ist. | Bild: Doris Eichkorn

Dass der Ursprung des Mühlinger Wandervereins im Elferrat der damaligen Sunnelöscherzunft lag, hörte manch jüngerer Festbesucher zum ersten Mal. Man habe den Trend erkannt, und gedanklich schon am Namen einer Gruppierung gesponnen. Nach der Beitrittsanfrage am 12. August 1971 und der offiziellen Aufnahme am 1. Januar 1972 beim Internationale Volkssportverband (IVV) folgte dann allerdings eine Mitgliederabstimmung des Narrenvereins, welcher der Gründerinitiative den Weg zur Gründung eines eigenständigen Vereins deutlich signalisierte.

2000 Menschen kamen zu Wanderungen

Auch hier ließen sich die Männer und Frauen nicht von ihrem eingeschlagenen Weg abbringen. „Alexander Desprez konnte bei der öffentlichen Gründungsversammlung im Gasthaus Bahnhof Renz in Mühlweiler insgesamt 38 Personen begrüßen, und neben der Vorstellung der Satzung, auch die Wahl der Vorstandschaft durchführen“, erinnerte Lohr an den Gründungsabend und seine Wahl.

Der junge Verein nahm schnell Fahrt auf. So wurden bis ins Jahr 1979 acht IVV-Wandertage mit im Schnitt um die 2000 Teilnehmer veranstaltet. Im Jahr 1980 startete der Verein in eine weitere Etappe. Man hatte sich nun einem neuen Trend verschrieben.

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Die Bildersuchwanderungen waren ebenfalls beliebt und so veranstaltete man in den kommenden Jahren zehn Bildersuchwanderungen. Die Bilder hierfür nahm Vereinsmitglied Mitglied Walter Beha aus den unterschiedlichsten Perspektiven auf. Auch hier wurde ein Startgeld erhoben. Lohr erinnerte an eine Bildersuchwanderung, deren Erlös an den Förderverein krebskranker Kinder gespendet wurde. Damals spendete der Verein 3108,80 D-Mark.

Erst die Schutzhütte, dann das erste Birkenfest

Im Jahr 1976 geriet im Rahmen der nahenden Flurbereinigung eine Schutzhütte für den Verein in den Blickwinkel des damaligen ersten Vorsitzenden und seiner Mitstreiter. „Es gab Fördergelder, für die Hütte und für Spielgeräte“, so Lohr, der vom damaligen Bürgermeister Gottfried Winkler volle Unterstützung erhielt. Den Plan erstellte Wanderfreund Hugo Hahn aus Stockach, die Gemeinde steuerte das Holz bei, die Firma Lohr unterstützte wo immer nötig mit ihren Maschinen und die Holzarbeiten wurden von der Zimmerei Heine aus Hecheln umgesetzt. So konnte im Jahr 1980 die Einweihung mit dem ersten Birkenfest stattfinden.

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Auch die aktuelle Vorsitzende des Wandervereins, Waltraud Auer, blickte zurück, denn sie hatte die Aufgabe, vielen anwesenden Vereinsmitgliedern zu danken. Ganz gleich ob für kurze oder lange Zeiten im Vorstand, durch die Übernahme spezieller Dienste wie die stetige Pflege der Außenanlage rund um die Schutzhütte, Unterhaltsarbeiten, Führung von Wandertouren, die Organisation von Kuchen für Feste, Erstellung von Einteilungsplänen und vielem mehr, wurde jedem Mitglied entsprechend gedankt.

Waltraud Auer (links) hatte neben vielen Präsenten noch zwei ganz besondere Mitglieder zu ehren. Rosa Schlosser und Edgar Heine aus ...
Waltraud Auer (links) hatte neben vielen Präsenten noch zwei ganz besondere Mitglieder zu ehren. Rosa Schlosser und Edgar Heine aus Hecheln gehören seit der Vereinsgründung vor 50 Jahren ununterbrochen dem Vorstand an. | Bild: Doris Eichkorn

Dass der Wanderverein auch viele Gönner hat, zeigte die Übernahme der Mittagsschicht durch freiwillige Helfer, damit die Mitglieder ganz entspannt bei einem Glas Sekt den Reden und den musikalischen Beiträgen einer kleineren Besetzung des Mühlinger Musikvereins lauschen konnten.

Viele Mitglieder galt es im Rahmen des Festaktes zum 50 jährigen Bestehen zu würdigen oder ihrer zu Gedenken. Einzeln nach und nach ...
Viele Mitglieder galt es im Rahmen des Festaktes zum 50 jährigen Bestehen zu würdigen oder ihrer zu Gedenken. Einzeln nach und nach wurden sie aufgerufen, und erhielten Urkunden und Präsente. | Bild: Doris Eichkorn

Auch Mühlingens Bürgermeister Thorsten Scigliano war unter den Gästen. Er blickte ebenfalls kurz in das Jahr 1972 zurück, als nicht nur im Bereich der Unterhaltungselektronik das Unternehmen Atari begann, Geschichte zu schreiben, sondern auch in Mühlingen mit der Gründung des Wandervereins Geschichte geschrieben wurde.

Vereinsmitglied Klara Kleiner griff in Reimform die 50 Vereinsjahre auf. Als Fotochronistin hielt sie viele Touren, Feiern und Feste für die Nachwelt im Album fest.