Die Würfel für die Zukunft der Zoznegger Schule sind gefallen. In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend erläuterte Mühlingens Bürgermeister Manfred Jüppner den zahlreichen Zuhörern die Stellungnahme der Gemeinde zur sogenannten schulorganisatorischen Maßnahme, wie es im Sprachgebrauch der Schulverwaltung heißt. Gesetzliche Restriktionen und eine schleichende pädagogische Abwertung durch Vorgaben der Landespolitik, wie der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung, hätten laut Jüppner gemeinsam mit der Einführung der Mindestschülerzahl für alle Schularten den Werkrealschulen im gesamten Land den Todesstoß versetzt. Die Werkrealschule in Zoznegg wird nun zum 31. Juli ihren staatlichen Betrieb einstellen.
Die Gemeinde Mühlingen hat bereits mehrfach versucht, ihre Werkrealschule in die von den Eltern im gesamten Landkreis Konstanz sehr gut angenommene Form der Gemeinschaftsschule umzuwandeln. Allerdings blieb dies trotz mehrerer Anträge und großen Einsatzes einer Elterninitiative den Mühlingern verwehrt. Auch der Gemeinderat nahm die Nachricht vom Auslaufen der Werkrealschule zur Kenntnis. Schon mehrfach hatte man sich mit dem Thema Schulentwicklung auseinandergesetzt und sich klar zu Erhalt und Ausbau des vorhandenen Schulangebots am Standort geäußert.
Die Unterstützung der Elterninitiative bei der Gründung eines Trägervereins zur Beantragung einer privaten Gemeinschaftsschule untermauerte der Gemeinderat seinerzeit mit der Zusage, dem Trägerverein weiterhin das bisher genutzte Schulgebäude zur Verfügung zu stellen und die Gründung mit einem Zuschuss pro Schüler und Schuljahr zu unterstützen.
In der Sitzung am 5. April berichteten Helga Futterknecht und Petra Kible über die aktuellen Entwicklungen bezüglich der Neugründung der Privatschule. Helga Futterknecht stellte dem Rat und der Öffentlichkeit das Projekt und dessen finanzielle Ausmaße vor. Das Gebäude verfüge über ein großes Raumangebot und sei ausgestattet mit allen notwendigen Fachräumen und einem EDV-Netzwerk im gesamten Gebäude. Dies biete auch für die Ausrichtung der geplanten Privatschule mit den Schwerpunkten Berufsorientierung und gelebte Alltagskompetenzen hervorragende Möglichkeiten. Schon in der Vergangenheit habe das Haus 220 Schüler beherbergt – Platz habe man genügend. Nach dem Besuch einer zweitägigen Schulung werde man Schüler und Mittel für die Privatschule einwerben, sofern das Regierungspräsidium die Schule genehmige, erläuterte Petra Kible damals.
Am 4. Mai erhielt der Trägerverein nun Post vom Regierungspräsidium Freiburg. Die Weiherbachschule Mühlingen wurde damit offiziell vom Regierungspräsidium zum 25. April 2016 genehmigt. So ist nun der Weg für eine Gemeinschaftsschule für Schüler aus Mühlingen und den Nachbargemeinden geebnet. Organisatorische Dinge für den Schulbetrieb seien geklärt, Lehrpersonal und Schulleitung seien bereits gewonnen, teilt der Verein auf Nachfrage mit. Schüler, welche bereits an anderen Schulen angemeldet sind, können auch in den kommenden Wochen an der privaten Schule angemeldet werden. Firmen und Sponsoren, welche das Projekt unterstützen möchten, sind eingeladen, sich ebenso wie interessierte Eltern bis zu einer offiziellen Informationsveranstaltung per E-Mail beim Trägerverein zu informieren, schreibt dieser in einer Mitteilung.
Informationen per E-Mail: weiherbachschule@web.deDie Vorgeschichte
Am 9. November 2011 wurde ein Antrag auf Werkrealschule (WRS) oder Gemeinschaftsschule (GMS) zum Schuljahr 2012/13 gestellt, zum Schuljahr 2013/14 wurde eine WRS eingerichtet. Der am 24. Oktober 2013 eingereichte Antrag auf Einrichtung einer GMS wurde auf Anraten des Staatlichen Schulamtes Konstanz am 28. November 2013 in eine Absichtserklärung auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule zum Schuljahr 2015/16 umgewandelt. Nach der Ablehnung dieses Antrages gründete sich ein Trägerverein zur Einrichtung einer privaten Gemeinschaftsschule. In der Zwischenzeit genehmigte das Regierungspräsidium in Freiburg einen Antrag dieses Trägervereins, zum September 2016 soll die private Gemeinschaftsschule ihren Betrieb aufnehmen.