Petra Kible und Helga Futterknecht sitzen am Tisch im Sekretariat der Weiherbachschule in Mühlingen-Zoznegg und sprudeln vor Begeisterung. Vor ihnen auf dem Tisch stehen ganz viele Kuchenstücke, die vom Vortag übrig geblieben sind. Das Team der Gemeinschaftsschule in freier Trägerschaft hatte am Abend zuvor gefeiert und allen war ein Stein vom Herzen gefallen. Denn Vertreter des Regierungspräsidiums Freiburg hatten die Weiherbachschule besucht und das erste Mal seit diese am 12. September 2016 mit 20 Schülern der Jahrgangsstufen 5 und 6 gestartet war, überprüft. „Mit dem Resultat, dass wir pädagogisch und fachlich auf einem guten Weg sind“, sagt Petra Kible von der Verwaltung sehr zufrieden. Umgang, Ton und Klima in der Schule seien sehr angenehm, sei die erste, spontane Rückmeldung gewesen, die die Mitarbeiter der Schule vom Regierungspräsidium erhalten hatten.
„Für uns war es sehr wichtig, vom Regierungspräsidium eine positive Bestätigung zu bekommen“, erklärt Petra Kible, die zu 50 Prozent bei der Schule angestellt ist und die übrigen 50 Prozent als „freiwilliges bürgerschaftliches Engagement“ leistet, wie sie es selbst bezeichnet. So wie Helga Futterknecht, die sich als Kassiererin des Trägervereins der Weiherbachschule ehrenamtlich um die Finanzen der Schule kümmert. Futterknecht arbeitet eigentlich als Lebensmittelkontrolleurin und wohnt gegenüber der Schule. Allen, die sich für die Gemeinschaftsschule in freier Trägerschaft engagieren, ging es darum, den Schulstandort Mühlingen zu erhalten und das Schulhaus aus dem Jahr 1912 in Zoznegg nicht leer stehen zu lassen, sondern mit Leben zu füllen.
Ob Futterknecht nun die Lehrergehälter bezahlt, die Lohnbuchhaltung vorbereitet oder um Spender wirbt, sie hat „jeden Tag das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu stehen“.
Am Tisch sitzt auch Andreas Klatt aus Wahlwies. Vor kurzem hat er die Öffentlichkeitsarbeit des Trägervereins übernommen. „Herz und Seele hat die Schule bereits“, sagt er und schaut die zwei Frauen an. Er will der Schule ein Gesicht nach außen geben. Es gehe darum, die Region zu stärken und vor einer Landflucht zu bewahren. „Neben dem Elternhaus werden Grundlagen vor allem in einer Schule geprägt, die ein Leben lang bleiben“, ist seine Ansicht. Mit dem Erhalt des Schulstandortes setzen sich die Mitglieder für ihre Gemeinde und für die Region ein. „Wenn die Kinder hier in die Schule gehen, sind sie verwurzelt, bleiben in den Vereinen und kommen nach der Berufsausbildung auch eher wieder zurück“, fasst Petra Kible zusammen.
Einen Schulbetrieb ins Laufen zu bekommen, sei wie eine Firma zu gründen, beschreibt die Verwaltungsfrau den Vorgang. „Wir wussten anfangs nicht, ob das mit der Finanzplanung alles so hinhaut“, sagt Helga Futterknecht. Im September vergangenen Jahres wurde der Schulbetrieb mit 20 Schülern aufgenommen. Die zukünftige fünfte Klasse ist bereits voll. Hier gibt es 24 Anmeldungen. Die Schule hat eine Warteliste eingeführt, sollte jemand abspringen. In Absprache mit dem Regierungspräsidium bleibt die Weiherbachschule im Schuljahr 2017/18 zunächst noch einzügig. „Unsere Kinder kommen aus Mühlingen, Hohenfels, Saudorf und Stockach“, nennt Petra Kible den Einzugsbereich. Zur Gemeinschaftsschule Eigeltingen sei man keine Konkurrenz, schon deshalb nicht, weil die Busverbindungen zwischen Eigeltingen und Mühlingen nicht gut seien.
Derzeit arbeiten vier festangestellte Lehrerinnen an der Weiherbachschule. Was die Gemeinschaftsschule in freier Trägerschaft zu anderen staatlichen Gemeinschaftsschulen unterscheidet: Von Beginn an haben sich Schulleitung und Eltern darauf verständigt, Noten zu geben. „Die Lehrer kennen hier jeden einzelnen Schüler und haben eine persönliche Beziehung zu den Kindern“, sagt Petra Kible. Die Schule ist weiterhin auf der Suche nach engagierten Lehrern, die Interesse haben, ein pädagogisches System mit aufzubauen. „Wir können jegliche Art von Teildeputaten vergeben“, so Futterknecht.
Die Weiherbachschule, die Pädagogik und Spenden
- Ganztagesschule: Die Weiherbachschule, eine Gemeinschaftsschule in freier Trägerschaft, ist an drei Tagen eine verbindliche Ganztagesschule. Hauptschul-, Realschul- und gymnasiales Niveau werden innerhalb einer Klasse differenziert unterrichtet. Besonderen Wert wird darauf gelegt, dass alle Schüler alltagspraktische Kenntnisse zusätzlich erwerben. Die Gemeinschaftsschule hat in jedem Jahrgang einen Inklusionsschüler, für den sie zusätzliche Betreuungskräfte bereitstellt. Gelebt und unterrichtet wird in der Schule auf der Basis christlicher Grundwerte.
- Naturpädagogik: Alle Schüler lernen im Rahmen der Alltagskompetenzen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur. Die Schüler betreuen unter Anleitung eines erfahrenen Imkers schuleigene Bienenvölker.
- Jugend forscht: Zwei Teams der Weiherbachschule haben am Jugend forscht Regionalwettbewerb Donau-Hegau teilgenommen. In der Rubrik "Schüler experimentieren" im Fachgebiet Physik haben Chantal Schatz (11) und Maximilian Lehn (12) den dritten Platz belegt. Sie untersuchten, wie laut ein Taschentuch ist. Dafür wurden Taschentücher mit unterschiedlichen Wassermengen getränkt und auf verschiedene Oberflächen fallen gelassen. Projektleiterin war Sonja Futterknecht.
- Spender gesucht: Als neu gegründete Privatschule erhält die Weiherbachschule in den ersten drei Jahren keine Zuschüsse vom Land Baden-Württemberg. In diesen drei Jahren muss der Schulbetrieb selbständig finanziert werden. Die Gemeinde Mühlingen stellt das Schulgebäude mit der gesamten Infrastruktur und einem Zuschuss zur Verfügung. Das Schulgeld pro Schüler pro Monat beträgt 100 Euro. Alles zusammen reicht dennoch nicht aus, um die Kosten in den ersten drei Jahren zu decken. Deshalb ist die Schule auf der Suche nach Spendern, die mithelfen möchten, den Schulstandort zu erhalten.
- Kontakt: Weiherbachschule Mühlingen e.V., Gemeinschaftsschule in freier Trägerschaft, Bahnhofstraße 7, 78357 Mühlingen-Zoznegg, E-Mail info@weiherbach.schule, Telefon (0 77 75) 403. Schulleitung Miriam Daferner, Schulverwaltung Petra Kible