Nun sind die Höri Musiktage, mit Stammsitz rund um das Chorherrenstift in Öhningen, auch auf der vorderen Höri angekommen. Die Idee dazu hatte Patrick Krauss, Bürgermeister der Gemeinde Moos, mit der er bei Hilde von Massow vom Organisations-Team der Musiktage auf offene Ohren stieß. So entstand eine Frühjahrs-Trilogie, bei der aufstrebende Trios ein Podium finden. „Wir hatten mit etwa 60 Besuchern gerechnet, gekommen sind über hundert“, freute sich Krauss über den Zuspruch des Publikums beim Eröffnungskonzert im Mooser Bürgerhaus.
Symbiose zwischen Werktreue und eigenwilliger Interpretation
Und das wurde nicht enttäuscht, denn der Start mit dem Arcon Trio war ein vielversprechender. 2012 gründete sich das Klaviertrio, mit dem der Pianist Julius Asal und die Brüder David Marquard (Violine) und Janis Marquard (Violoncello) 2013 debütierten. In ihrem Programm im Bürgerhaus Moos zeigten sie eindrucksvoll, wie Werktreue und eigenwillige Interpretation eine gelungene Symbiose eingehen können.
Mit Beethovens erstem Klaviertrio in Es-Dur war ein passender Einstieg gefunden, der dem kontrastierenden Spiel des Trios entgegenkam: Energisch und kraftvoll und mit deutlichen Zäsuren spielten sie Kopf- und Finalsatz. Das kantable Adagio nahmen sie weich und lyrisch, doch mit temperamentvoller Innenspannung, um dem Frühwerk Beethovens die angemessene Gestalt zu verleihen. Auch das hüpfende und springende Scherzo dynamisierten sie spannungsreich.
Harsch, wehmütig, dramatisch
Selten hört man Werke vom amerikanischen Komponisten Lowell Liebermann, der sein zweites Klaviertrio 2004 schrieb. Wie ein harsches Klanggewitter klingt seine zeitgenössische Musik, mit passend aggressivem Ausdruck durch das Trio vermittelt. Stets wechseln Streicher und Klavier die Rollen, spielen sich gegenseitig im einvernehmlichen Spiel die Bälle zu. Klagende und trauernde Passagen wechseln mit unheilvollem, energischem Marschieren. Eine Musik, die unmittelbar packt, dem Zuhörer ein Wechselbad der Gefühle bereitet.
Nach der Pause im Foyer des Bürgerhauses, wo mit Getränken und Snacks Erholung vom mitreißenden Spiel angesagt war, beruhigte Rachmaninows „Trio Élégiaque Nr. 1“ von 1892 zunächst mit seiner elegischen, wehmütigen Grundstimmung, die auch im Titel angedeutet ist. Dennoch bleiben leidenschaftliche Ausbrüche nicht aus, vom Trio gerne mit plötzlichen Attacca-Übergängen gestaltet.

Vom steten Wechsel von inniger und schwermütiger Musik – von der Violine mit Dämpfer gespielt – und aufgeladen-dramatischen Klängen lebt das Werk, das mit Trommel-Kaskaden im tiefen Register des Klaviers und im ausatmenden Schluss endet. Auch das dritte Klaviertrio in c-Moll von Johannes Brahms lebt von dramatischem Ausdruck. Kein Wunder, dass das Trio Werke favorisiert, wo sie jugendlichen Sturm und Drang ausleben können.
Viel Applaus
Sehr gut aufeinander eingespielt, mit großer Einigkeit in der Gestaltung präsentierten sie das viersätzige Werk, dessen energischer, an Themen-Variationen reicher Kopfsatz vom Ruhepol des schönen Andante grazioso melodisch kontrastiert wird. Dennoch: Das furiose Finale mit seiner rhythmischen Energie entsprach ganz dem leidenschaftlichen Spiel des Trios.
Bravo-Rufe und stehend gespendeten Applaus belohnte das Arcon Trio mit dem schmissigen Wiener Marsch von Fritz Kreisler – ein gelungener Rausschmiss mit Wiener Schmäh.