GEORG LANGE

Peter Kesslers Maxime ist kurz, knackig und leicht verstehbar: „Gut für alle und nicht nur gut für mich.“ Die Worte des Mooser Bürgermeisters beim Neujahrsempfang hinterlassen tiefe Spuren. Seine Diagnose über den Wert der Gesellschaft ist ebenso ernüchternd wie schonungslos offen: „Die Staaten tun so, als ob sie Teams wären. Aber das sind sie nicht. Sie sind keine Gemeinschaft, sondern Einzelkämpfer. Das gleiche gilt für fast alle politischen und gesellschaftlichen Ebenen.“ Dann bricht er die Erfahrungen des letzten Krisenjahres auf den einzelnen Bürger herunter: Angesichts der Herausforderungen halte sich die Hälfte vornehm zurück oder diskutiere an Biertischen. Peter Kessler wünscht seinen Bürgern für das kommende Jahr Mut. In seiner Neujahresrede geht er mutig voran und nennt die Dinge auch beim für Bürger unerfreulichen Namen.

Peter Kesslers Start in seine Neujahrsansprache hatte etwas Schweres an sich. Detailliert rekapitulierte der Bürgermeister die Geschehnisse des vergangenen Jahres und holt die Pariser Anschläge auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo, den jüdischen Supermarkt sowie den Flaniercafés und den Konzertsaal ebenso in Erinnerung wie die drohende griechische Staatspleite, die Ukraine-Krise und den Flüchtlingsstrom aus dem Nahen Osten. Die Krisen hätten die Bruchstellen Europas offen gelegt, folgert Peter Kessler, und dies habe die Freude über 25 Jahre Deutsche Einheit gedämpft, die doch gezeigt hätte, dass auch diese Generationsaufgabe angegangen wurde. Peter Kessler teilt die Sorgen seiner Mitbürger. Sie hätten Angst um ihren Lebensstandard und um das, was sie sich aufgebaut hätten. Doch er wünscht sich auch, dass die Bürger die Sorgen der Flüchtlinge im Blick haben, die sich aus Kriegen, dem Ressourcenverbrauch, den Anschlägen und aus wirtschaftlichen Ungleichgewichten ergeben hätten.

Der Mooser Bürgermeister macht in seiner Ansprache einen Spagat über die Sorgen vieler. Dabei thematisiert er auch die Angst der Deutschen, ob sie die Herausforderungen bewältigen würden. Aus seiner Ansprache blitzt unfreiwillig die internationale Rede von der „German Angst“ hervor. Ihr setzt Kessler ein Gegenmittel entgegen: Den Mut zur Gestaltung einer Zukunft, die sich nicht nur im Subjektiven begründet.

Dass eine schwer kalkulierbare Zukunft sich auch positiv entwickeln kann, zeigte sich durch das Interesse eines Investors, der es ermöglicht, dass ältere Bürger in einer Seniorenwohnanlage in Moos bleiben können. Der geringe Bedarf machte es lange Zeit schwierig, eine Lösung für eine Pflegeeinrichtung zu finden. Langwierige Verhandlungen ermöglichten nun auch einen angemessenen Neubau in Weiler auf dem Areal der ehemaligen Restauration Sonne. Der Seeuferweg kann ebenso nach Zugeständnissen privater und öffentlicher Träger ausgebaut und befestigt werden, kündigt Kessler an. Mit einer großen Mehrheit entschied sich der Gemeinderat für einen Neubau der Sporthalle, der als Wirtschaftsbetrieb geführt werden kann. Ein Strukturgutachten empfahl die Weiterführung der Kläranlage Moos. Die weitere Betriebserlaubnis hängt vom Umbau des Nachklärbeckens ab. Mit den Bauarbeiten soll im Spätherbst begonnen werden. Der Ausbau eines Internet-Netzes mit VDSL-Versorgung ist flächendeckend abgeschlossen. In den nächsten Wochen werden die Anschlüsse durch die Telekom frei geschaltet, kündigt Peter Kessler an.