Ein Elektroauto kaufen? Nie und nimmer! Weil die Reichweite viel zu gering ist und die Batterie als Herzstück des Antriebs nur eine begrenzte Lebensdauer hat. Das sind die zwei wohl bekanntesten Gründe, weshalb die große Mehrheit der Autofahrer immer noch auf Verbrennungsmotoren setzt. Doch sind das nur veraltete Vorurteile?
Die Energieagentur im Kreis Konstanz will‘s genau wissen. Johannes Erd, seit dem 1. September neuer E-Mobilitätsberater der Energieagentur, hat zwei vor Kurzem auf den Markt gebrachte Geräte der österreichischen Firma Aviloo gemietet. Sie können im Rahmen einer Testfahrt den Gesundheitszustand der Batterien sehr akkurat ermitteln, wie die Energieagentur in einer Pressemitteilung schreibt.
Erste Ergebnisse überraschen
In den vergangenen Wochen seien bereits die ersten Batterietests vorgenommen worden, heißt es. Unter anderem wurden zwei baugleiche Smart Electric Drive getestet. Beide Fahrzeuge sind knapp zehn Jahre alt und verfügten im Neuzustand über ungefähr 110 Kilometer Reichweite. Während eines der beiden Fahrzeuge in dieser Zeit stolze 123.000 Kilometer gefahren ist und sogar schon auf Urlaubsfahrt in Italien war, standen beim anderen Fahrzeug 30.000 Kilometer auf dem Tacho.
Der Test habe nun ergeben, dass beide Fahrzeuge noch immer über 91 Prozent der originalen Batteriekapazität verfügten. Damit sei auch an kalten Wintertagen eine tägliche Pendelstrecke von 60 Kilometern noch immer problemlos möglich.
Um weitere Werte von Elektro-Pionieren im Kreis Konstanz zu sammeln, stellt die Energieagentur die Geräte nun für ausgewählte Fahrzeuge kostenfrei zur Verfügung. Welche Bedingungen muss ein Testfahrer erfüllen? Zunächst einmal im Kreis Konstanz leben und ein Elektrofahrzeug haben. Das sollte mehr als 100.000 Kilometer gefahren oder älter als sieben Jahre sein.
Mittelfristig sollen die Batterietests auch von Partnern in der Region wie dem ADAC und auf Elektrofahrzeuge spezialisierten Autowerkstätten angeboten werden. Wer bereits jetzt auf eigene Kosten einen Batterietest durchführen möchte, kann ebenfalls Johannes Erd kontaktieren. Laut dem Fachmann zeige sich, dass die Akkus der ersten Generation Elektroautos deutlich länger halten als in anfänglich sehr konservativen Schätzungen erwartet wurde.
Auch wenn die Fahrzeuge der ersten Generation oft noch nicht besonders schnell geladen werden könnten, so seien sie doch besonders für den lokalen Einsatz eine sehr attraktive und kostengünstige Alternative zum Verbrenner, findet Erd. Das größte Manko sei in der Regel die damals noch recht eingeschränkte Reichweite der Elektrofahrzeuge von oft unter 200 Kilometern.

Doch gerade für Berufspendler mit täglichen Fahrstrecken von unter 50 Kilometern könnten diese Fahrzeuge eine echte Alternative darstellen. „Die kalendarische Alterung von Akkus wird oft unterschätzt. Elektroautos müssen dort eingesetzt werden, wo sie viel gefahren werden, hier wird am meisten CO2 und Geld gespart, die Batterien der Autos können das problemlos ab“, so Erd, der zuletzt bei einem großen deutschen Automobilhersteller im Bereich Ladeinfrastruktur-Planung beschäftigt war.
Anfang Oktober wurden die monatlichen E-Mobilitätsberatungen der Energieagentur für Privatpersonen wieder aufgenommen. Diese finden jeweils am ersten Dienstag des Monats um 18 Uhr in den Schulungsräumen des ADAC-Fahrsicherheitszentrums in Steißlingen statt. Die Beratung ist kostenlos und kann ohne Voranmeldung besucht werden. Da die Veranstaltung am Dienstag, 1. November, nicht stattfinden konnte, ist der nächste Termin ausnahmsweise der zweite Dienstag des Monats, also der 8. November.