
Das Wetter ist schön, das türkisblaue Wasser des Bodensees lädt zum Schwimmen ein. Rein in die Fluten, sich im warmen Wasser treiben lassen. Doch dann passiert es. Die Kräfte verlassen den Schwimmer, er kommt in Bedrängnis. Jetzt ist schnelle Hilfe gefragt.
Situationen wie diese kennt Clemens Menge zu Genüge. Er ist der Vorsitzende des Konstanzer Ortsverbandes der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (kurz DLRG). Der Sprung ins kalte Wasser birgt eben auch Gefahren. Er steht zusammen mit seiner 16-jährigen Tochter Lilly am Strandbad Hörnle. Die Augen wachsam auf das Wasser gerichtet und erklärt, wie Badegäste im Notfall Ertrinkenden zur Hilfe eilen können. „Wir freuen uns sehr, wenn andere helfen. Aber man sollte seine eigenen Kräfte nicht überschätzen“, mahnt er.
1. So erkennt man einen Badegast in Not
„Es ist nicht so einfach einen Ertrinkenden zu erkennen. Ertrinken passiert leise“, sagt Menge. Ist jemand im Wasser in Not, fehle diesem meist die Kraft zum Rufen oder mit den Armen zu wedeln. „Rufen und mit dem Armen wedeln sieht man eher nur im Film“, sagt er. Aber wer längere Zeit bewegungslos auf dem Rücken treibe, könne in Not sein. Das Fatale in dieser Position: Die Luft aus den Lungen entweicht nach oben. Schlimmstenfalls könne die Person dann untergehen.

Ziemlich sicher Hilfe brauche ein Schwimmer, wenn er über eine Minuten bäuchlings und bewegungslos dahin treibe. „Da sollte man schnell handeln. Minuten können entscheidend sein“, sagt Menge und demonstriert, wie so eine Person aussehen könnte.

2. Notruf absetzen
Haben Badegäste einen Schwimmer in Not gesichtet, ist der erste und wichtigste Schritt: Hilfe rufen. „Entweder per Handy, über eine der Notrufsäulen, die an vielen Ufern stehen, oder direkt bei der DLRG oder der Badeaufsicht“, sagt Menge. Wer zu einer der Notrufsäulen der Björn-Steiger-Stiftung rennt, hat den Vorteil, dass er keine Ortsangabe machen muss. Diese werde automatisch an die Rettungsleitstellen übermittelt.
Zweiter Vorteil der Notrufsäulen. Darin befinden sich sogenannte Resttube – Schläuche, die sich bei Kontakt mit Wasser automatisch aufpumpen und Rettern und Ertrinkenden Auftrieb im Wasser geben können. Lilly Menge demonstriert, wo sich die Resttubes in den Säulen befinden.

3. Resttube aus der Säule mitnehmen
Das Praktische an den kleinen Lebensrettern: Da diese sehr handlich sind, kann man diese problemlos den Ertrinkenden ins Wasser werfen.

Sobald sie auf Wasser treffen, pusten sie sich von allein auf. Die Person in Not muss nichts tun, damit das kleine Paket Auftrieb verleiht.
Auch die Retter der DLRG nutzen die gelben Schläuche gerne zur Rettung. „Einerseits kann sich der Ertrinkende daran festhalten, aber auch der Retter“, sagt Menge.

4. Ertrinkenden in Bauchlage umdrehen
Treibt ein Schwimmer auf dem Bauch im Wasser, sollte der Retter ihn umdrehen. Kann der Retter dabei noch stehen, ist das kein Problem. Man umfasst den Bauch und dreht den Bewusstlosen zu sich. Wichtig dabei: Nach der Rolle nicht loslassen, sonst könnte der Betroffene untergehen. Aber auch im tiefen Wasser ist das Drehen kein Problem, sagt Lilly Menge. Mit dem richtigen Griff, sei kein Kraftaufwand nötig.

5. Badegast im Wasser retten
Je nachdem, ob der Ertrinkende bei Bewusstsein ist oder nicht, sollten die Retter verschiedene Handgriffe zur Rettung anwenden:
- Ist der Schwimmer bei Bewusstsein, bietet sich das Transportieren an. „Dabei schwimmt der Retter vorwärts. Brustschwimmen. Der zu Rettende hält sich an den Schultern des Schwimmers fest. „Die Arme müssen ausgestreckt sein und man darf den Retter nicht runterdrücken“, sagt Menge. Mit seiner Tochter Lilly zeigt er, wie einfach das geht.

- Etwas schwieriger wird es für den Retter, wenn der Betroffene bewusstlos ist. „Dann fehlt die Körperspannung“, sagt Menge. Aber auch hier könne der Retter helfen und zwar mit dem Achselschleppgriff. Einfach unter die Achseln des Ertrinkenden (der in Rückenlage sein sollte) greifen. So ist es auch Laien möglich, einen leblosen Schwimmer an das rettende Ufer zu bringen.

Auch hier wieder die Arme strecken und in Richtung Ufer schwimmen. Der Kopf der bewusstlosen Person wird dabei automatisch überstreckt. Das erleichtert die Atmung. Und so sieht das im Wasser aus:
6. Die Person an Land bringen
Sobald der Retter stehen kann, kann er den Rettungsgriff anwenden. Dazu stellt sich der Retter hinter den Ertrinkenden, greift von hinten mit beiden Armen um die Taille der Person und packt den Unterarm. Mit beiden Händen wird der Unterarm an den Körper gepresst.

Dann zieht der Retter den Betroffenen Rückwarts an Land. Wie das funktioniert, zeigen Lilly und Clemens Menge im Video:
7. Erste Hilfe an Land
Sollte das Opfer nicht bei Bewusstsein sein, müssen erste Hilfe-Maßnahme getroffen werden. „Zuerst muss man eine Atemkontrolle machen“, sagt Lilly Menge und zeigt, an ihrem Vater, der einen Bewusstlosen mimt, wie das geht. Der Betroffene wird flach auf den Boden gelegt und der Kopf überstreckt.

Nun kann man testen, ob der Betroffene noch atmet. Dazu geht man mit dem Ohr nahe an den Mund der Person. Mit drei Sinnen kann man nun bemerken, ob es noch eine Atmung gibt. Erstens: Hebt und senkt sich der Brustkorb? Zweitens: Hört man ein Atemgeräusch? Und drittens: Spürt man einen Hauch auf der Wange?

Atmet der Gerettete nicht mehr?
Atmet der Ertrinkende nicht, sollte man sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahme beginnen. Das heißt: Hals überstrecken, Herzdruckmassage und Beatmen. Bei der Herzmassage ist es wichtig, senkrecht von oben zu drücken. Dabei den Ballen einer Hand auf das untere Drittel des Brustbeins platzieren – ungefähr auf der Mitte des Brustkorbs. Dabei drückt der Retter fünf bis maximal 30 Mal auf den Brustkorb des Betroffenen. Dieser sollte sich etwa sechs Zentimeter senken.

Neben der Herzdruckmassage ist auch die Beatmung wichtig. Hierbei den Kopf überstrecken, Nase des Betroffenen zudrücken. Dann Mund-zu-Mund-Beatmung starten. Etwa zwei Mal. Dann wieder Herzdruckmassage bis die Rettungskräfte eintreffen.

Mancherorts gibt es mittlerweile auch einige Defibrillatoren. Auch diese können im Notfall genutzt werden.
Stabile Seitenlage, wenn der Betroffene atmet
Kann der Gerettete selbstständig atmen, sollte man diesen in die stabile Seitenlage bringen. Dazu kniet der Retter seitlich neben dem Betroffenen. Wie das geht, zeigt Lily Menge im Video.
Den nahen Arm des Bewusstlosen anwinkeln und nach oben legen. Die Handinnenfläche zeigt nach oben. Den fernen Arm am Handgelenk greifen. Arm vor der Brust kreuzen, die Handoberfläche an dessen Wange legen. Den fernen Oberschenkel greifen und das Bein des Betroffenen beugen. Nun den Bewusstlosen zu sich hinüberziehen. Das oben aufliegende Bein so ausrichten, dass der Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt. Wieder den Kopf überstrecken, damit die Atemwege frei bleiben. Den Mund leicht öffnen.