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Wie arbeiten Journalisten? Wie Blogger? Wie schreibt man gute Texte für das Internet? Was macht ein echtes „Eyecatcher“-Foto aus? Und wie kombiniert man Text und Bild? Einblicke in das Handwerkszeug von Journalisten und Bloggern erhielten Schülerinnen, die sich zum Camp „Schreibwerkstatt“ angemeldet hatten, das die Vhs Konstanz in Kooperation mit dem SÜDKURIER Medienprojekt Klasse! veranstaltet hatte. Das war noch vor dem zweiten Lockdown. Kursleiterin und Onlinejournalistin Marcella Rosenberger hat mit den Schülerinnen gearbeitet.

Aspekte aus dem ersten Lockdown

Zum Abschluss des Kurses hatten die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, eine sogenannte Visual Story – einen Text kombiniert mit Bildelementen – selbst zu erstellen. Dabei sollten die Schülerinnen zum Thema „Wir in Zeiten von Corona“ einen für sie interessanten Aspekt aus dem ersten Lockdown finden, dem sie journalistisch nachgingen. Heraus kam: „Wie war der Corona-Lockdown für Obdachlose?“, „Wie funktioniert eine Psychiatrie unter Corona-Auflagen?“ und „Welchen Sport haben junge Menschen während des Lockdowns gemacht?“.

Was bedeutet Corona eigentlich für Obdachlose?

Was haben Sie, liebe Leser, während des ersten Lockdowns gemacht? Womöglich auch daheim gesessen, auf gute Neuigkeiten gewartet und sich gelangweilt. Aber immerhin konnten Sie diese ungewohnte und doch auch etwas beängstigende Zeit in einem wärmenden Zuhause und vielleicht sogar bei der Familie verbringen. Sebastian Petzold hat den ersten Lockdown unter ganz anderen Umständen verbracht, denn sein selbstgewähltes Zuhause unterscheidet sich von dem, was wir kennen. Ich hatte die Gelegenheit mit ihm zu reden und ihm ein paar Fragen zu stellen.

Sebastian Petzold an seinem Ruheplatz in einer Unterführung in Konstanz.
Sebastian Petzold an seinem Ruheplatz in einer Unterführung in Konstanz. | Bild: Ena Begovic

Sebastian Petzold (38) kommt ursprünglich aus dem Erzgebirge, lebt seit 22 Jahren auf der Straße und ist vor acht Jahren nach Konstanz gekommen. Viel Zeit verbringt der ehemalige Gärtner gerne in der Natur, wie zum Beispiel im Stadtgarten – das war eines der Dinge, die sich durch Corona für ihn nicht änderten.

Einschränkungen im öffentlichen Raum treffen auch Obdachlose

Die Angst der Menschen vor dem Virus ist nicht nur in den Medien, sondern auch auf der Straße allgegenwärtig. „Die Leute machen auf einmal einen großen Bogen um mich herum und häufig werden komische Blicke auf mich geworfen“, erzählt er.

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Und auch das Verdienen von Geld ist seit dem Ausbruch der Pandemie schwieriger geworden. Wie die meisten Menschen, die auf der Straße leben, verdient Sebastian Petzold sein Geld durch Spenden und durch das Sammeln von Pfandflaschen. Doch die Menschen spenden nun seltener und durch die Einschränkungen im öffentlichen Raum gebe es auch weniger Pfandflaschen, die herumliegen. Was das Leben auf der Straße zwischenzeitlich noch schwieriger machte, war der Umstand, dass zeitweise auch öffentliche Toiletten geschlossen wurden.

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Wie können sich Obdachlose unter diesen Umständen verpflegen und schützen? Die AGJ-Wohnungslosenhilfe bietet im Landkreis Konstanz vier Fachberatungsstellen, drei Tagesstätten, die mobile medizinische Ambulanz, Mittagessen und noch vieles mehr für Obdachlose an.

Sebastian Petzold erzählt, dass die Einrichtung in Konstanz zu Beginn der Corona-Krise zeitweise geschlossen war und er deswegen oft nach Weil am Rhein zur dortigen Wohnungslosenhilfe fahren musste. Die Notfallstelle war weiterhin geöffnet und in Weil am Rhein wurde das Essen über einen Lieferservice gebracht.

Sebastian Petzold berichtet auch, dass er mit einem Arzt geredet habe. Dieser habe ihm erklärt, dass viel davon abhänge, Vitamine zu sich zu nehmen. An diesen Tipp hält sich Sebastian Petzold seither.

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