Schon im vergangenen Jahr hat sich gezeigt: Von der Corona-Krise und den damit verbundenen Beschränkungen profitieren die Tourismus-Regionen in Deutschland – zumindest im Sommer.

Viel mehr Menschen als sonst entschieden sich für einen Sommerurlaub im eigenen Land. Zu unsicher war die Corona-Lage. Der Trend zu Urlaub in Deutschland setzt sich in diesem Sommer wohl fort. Das zumindest lässt eine Anfrage bei den Tourismus-Verbänden in der Region vermuten.

Spontan ein Zimmer buchen – keine Chance

Sabine Hellner, Marketingleiterin vom Tourismus- und Stadtmarketing in Radolfzell, sagt: „Der Sommer war in diesem Jahr wieder recht gut. Die Betriebe waren gut ausgelastet und es war fast unmöglich, spontan ein Zimmer oder eine Ferienwohnung zu finden.“

In Zahlen sei vor allem der Juni etwas besser gewesen als noch 2020. Etwa 28.800 Übernachtungen konnten verzeichnet werden. Im Juli habe es wegen des durchwachsenen Wetters zwar weniger Übernachtungen gegeben als im Vorjahr. Aber nicht deutlich weniger als 2019. Für den August geht Hellner davon aus, dass die Zahlen etwa denen von 2020 entsprechen werden.

Längere Aufenthaltsdauer

Doch noch etwas ist Hellner aufgefallen: Die Dauer der Urlaube in Radolfzell nehmen seit Beginn der Corona-Krise zu. Blieben Urlauber beispielsweise im Juli 2020 im Schnitt drei Tage hier, waren es in diesem Jahr 3,4 Tage. Für die Betriebe sei das positiv. In Radolfzell finden in diesem Jahr auch die Heimattage statt. Ob diese Veranstaltungsreihe mehr Urlauber als sonst nach Radolfzell gelockt hat, kann Hellner aber nicht abschätzen.

Etwa 90 Prozent der Urlauber aus Deutschland

Die meisten Menschen, die es nach Radolfzell zieht, aus Deutschland kommen. Der Anteil sei seit dem Sommer 2019 sogar gestiegen. Waren es damals noch rund 85 Prozent deutsche Urlauber, sind es in den letzten Monaten 90 bis 95 Prozent gewesen. Schuld daran trägt auch die Corona-Krise.

Auf den Herbst blickt Hellner positiv. Sie sagt: „Der September war schon in den letzten Jahren ein starker Monat. Wenn sich das schöne Wetter noch eine Weile hält, rechnen wir wieder mit sehr guten Zahlen. Wir hoffen natürlich auf einen goldenen Oktober.“

Konstanz, hier die Einfahrt in den Hafen von oben, ist ein beliebtes Urlaubsziel am Bodensee. Vor allem im Sommer ist immer viel los.
Konstanz, hier die Einfahrt in den Hafen von oben, ist ein beliebtes Urlaubsziel am Bodensee. Vor allem im Sommer ist immer viel los. | Bild: Lukas Ondreka

Auch in Konstanz ist man mit den Besucherzahlen in diesem Sommer zufrieden. Obwohl Andrea Mauch, Pressesprecherin von Marketing und Tourismus Konstanz (MTK), noch keine Zahlen für diesen Sommer nennen kann, sagt sie: „Wir gehen jedoch davon aus, dass sich die Anzahl an Touristen auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr bewegt.“

Überraschend sei das aber nicht. „Denn: Die Buchungslage in Konstanz ist im Sommer jedes Jahr gut – so auch in diesem“, so Mauch.

Hauptsächlich deutsche Urlauber

Wie Sabine Hellner geht sie von einer besonders hohen Besucherzahl Deutscher aus – 90 Prozent seien es ungefähr. Der Rest käme größtenteils aus den Nachbarländern Schweiz und Österreich.

Prognosen für den Herbst will sie noch nicht treffen. Mauch sagt: „Die Buchungslage hängt von verschiedenen Faktoren ab.“ Einer davon sei die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie. Ein weiterer, das Wetter. Trotzdem wolle die MTK in diesem Jahr den Herbst für Besucher mit verschiedenen Veranstaltungen wie verlängerten Schifffahrtszeiten besonders attraktiv machen.

Besucher kommen mit dem Wohnmobil

Neben dem Bodensee ist auch der Hegau mit seinen Vulkanhügeln eine beliebte Urlaubsregion.
Neben dem Bodensee ist auch der Hegau mit seinen Vulkanhügeln eine beliebte Urlaubsregion. | Bild: Achim Mende

Bei der Regio Konstanz-Bodensee-Hegau E.V. ist vor allem aufgefallen, dass auch in diesem Jahr viele Gäste mit dem Wohnmobil unterwegs waren. Um dennoch dem Wildcamping entgegenzuwirken, habe man in diesem Sommer eine neue Internetseite erschaffen, wo Besucher legale Stellplätze finden konnten, so Bereichsleiterin Lucia Kamp.

Es deutet sich ein Boom an

Einen weiteren Blick über die gesamte Bodenseeregion kann Markus Böhm von Internationale Bodensee Tourismus (IBT) werfen. Der Tourismusverband betreut die komplette Vierländerregion Bodensee.

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Gefasst sind darunter bodenseenahe Regionen in der Schweiz, Österreich, Liechtenstein und Deutschland. Genaue Zahlen kann er zwar auch nicht nennen. Doch er sagt: „Aktuell deutet einiges darauf hin, dass die Bodenseeregion in den Sommermonaten einen Boom erlebt hat.“

Erst wenige, dann viele Übernachtungen

Am östlichen Bodensee ist vor allem Lindau ein Magnet für Touristen.
Am östlichen Bodensee ist vor allem Lindau ein Magnet für Touristen. | Bild: Patrick Seeger

Das sei gut, denn 2020 sah das auch am Bodensee noch ganz anders aus. Im ersten Corona-Jahr seien die Übernachtungszahlen um 29 Prozent eingebrochen. Schuld daran sei der Wegfall internationaler Gäste und der von Gruppen-, sowie Geschäftsreisenden.

Der sogenannte Inlandsreiseboom habe sich dann vor allem im September ausgewirkt. Da seien die Übernachtungen um 10 Prozent gestiegen. Profitiert hätten davon vor allem Baden-Württemberg, der Lindauer Teil des Bodensees und der Thurgau.

Zuversichtlich für den Herbst

Und weil es touristisch am Bodensee im Sommer gut lief, blickt er auch zuversichtlich auf den Herbst. Er habe aber bemerkt, dass sich das Reiseverhalten verändere. Inzwischen spielten Themen wie Nachhaltigkeit und Regionalität und Aufenthalte in der Natur eine immer wichtigere Rolle.

Wegen Corona sei vielen Besuchern aber auch die Flexibilität der Anbieter wichtiger geworden. Genauso wie transparente Informationen. Die Menschen sind vorsichtiger geworden.