Sieben junge Rassekatzen blicken den Zöllnern aus einem Kofferraum entgegen, außerdem zwei Hundewelpen. Dies geschieht bei einer Routinekontrolle an einem Parkplatz an der A81 bei Geisingen im Oktober 2020. Für die Tiere liegen keine Papiere vor – sie sind Schmuggelware, der Fahrzeughalter will sie nach Frankreich bringen.

Bild 1: Mehr Cannabis, weniger Ausfuhrscheine: Auch beim Zoll wirkt sich die Corona-Krise spürbar aus
Bild: HZA Singen

Die Zöllner finden noch mehr: In zwei verdächtig schweren Reservereifen führt der Mann zudem 8000 Zigaretten illegal ein. Solche Aufgriffe sind selten – aber es gibt sie immer wieder. Für den Zoll sind es ungewöhnliche Fahndungserfolge. Sie zeigen aber auch, wie viele Werte illegal die Grenze passieren.

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Bild: HZA Singen

Die Pandemie hat auch den Grenzverkehr im Jahr 2020 massiv beeinflusst, den legalen wie den illegalen grenzüberschreitenden Austausch von Waren. Aus der Bilanz des Hauptzollamts Singen (HZA) geht klar hervor: Es wurden deutlich weniger Ausfuhrscheine gestempelt, hier liegt der Rückgang gar bei 57 Prozent. Dafür hat die Menge an geschmuggeltem Rauschgift – speziell an Marihuana – zugenommen.

Auch der wirtschaftliche Einbruch lässt sich an der Bilanz ablesen: Das Hauptzollamt Singen habe im zurückliegenden Jahr 2,4 Milliarden Euro eingenommen, so geht es aus der Pressemitteilung des HZA hervor. Das seien etwa 350 Millionen Euro weniger als im Jahr 2019. Die Einfuhrumsatzsteuer mit 1,97 Milliarden Euro stelle die größte Einnahmequelle dar.

Bild 3: Mehr Cannabis, weniger Ausfuhrscheine: Auch beim Zoll wirkt sich die Corona-Krise spürbar aus
Bild: Schönlein, Ute | Quelle: HZA Singen

„Unsere Hauptaufgabe war im vergangenen Jahr, den Warenverkehr am Laufen zu halten“, sagt Mark Eferl, Pressesprecher des HZA Singen. Es galt zu vermeiden, dass Grenzübergänge wegen Corona-Erkrankungen geschlossen wurden.

Das sei durch das Umstellen von Dienstplänen und der Bildung von Kohorten das ganze Jahr über gelungen. „Nur das Zollamt in Rielasingen war zeitweise geschlossen, es ist aber ein sehr kleiner Grenzübergang“, sagt Eferl.

Drogenhandel floriert weiterhin

Der illegale Handel wiederum hat sich offenbar wenig von zeitweisen Grenzschließungen und verstärkten Kontrollen beeindrucken lassen. Wurde 2019 noch 79 Kilogramm Haschisch über die Grenze geschmuggelt, waren es 2020 217 Kilo.

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Bild: Hauptzollamt Singen

„2020 wurden zwar weniger Fahrzeuge kontrolliert, dafür wurden bei Kontrollen größere Mengen aufgegriffen“, sagt Eferl. Die Vermutung liegt also nahe, dass auch mehr geschmuggelt wurde. Auch bei Amphetaminen und Ecstasy gab es eine deutliche Steigerung.

Die illegale Einfuhr von Waffen und verbotenen Waffen hingegen zeigt einen deutlichen Rückgang. Stattdessen wurden 2020 deutlich mehr Feuerwerkskörper illegal eingeführt.

Viel weniger Ausfuhrscheine

Bei der Überwachung des Reiseverkehrs ist der starke Rückgang an Ausfuhrbescheinigungen, die Schweizern ausgestellt wurden, augenfällig. Wurden 2019 noch 9,97 Millionen Ausfuhrbescheinigungen ausgestellt, waren es 2020 nur noch 4,28 Millionen, ein Rückgang von 57 Prozent.

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„Dafür gibt es zwei Gründe“, berichtet Mark Eferl. Zum einen sei die Bagatellgrenze Anfang 2020 eingeführt worden – dies führte zu einem Rückgang der Bescheinigungen um etwa ein Drittel. „Der zweite Grund war die Pandemie“, sagt Eferl, „im März wurde die Grenze geschlossen und wir stellten zeitweise keine Ausfuhrbescheinigungen mehr aus“.

Weniger Kontrollen bei Verdacht auf Schwarzarbeit

Ebenfalls pandemiebedingt war die geringere Zahl an Kontrollen bei Arbeitgebern, um eventuelle Schwarzarbeit aufzudecken. 329 Arbeitgeber wurden 2020 überprüft, 545 waren es noch im Vorjahr gewesen. „Wegen der Gesundheitsvorsorge für die Beschäftigten wurden weniger Arbeitgeber überprüft“, sagt Eferl.

981 Strafverfahren wurden eingeleitet, 927 waren es 2019 gewesen. Die Summe der Geldstrafe betrug 380.000 Euro, im Vorjahr 520.000 Euro. „Hätten wir ebenso viel kontrolliert, wäre das Ergebnis vermutlich etwa gleich gewesen.“

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