Hiltrud Schneider-Cimbal mit einem Raubvogel zu vergleichen, mag gewagt sein. Aber einem halben Dutzend Weggefährten gelang es geschickt, die positiven Eigenschaften des Adlers auf die scheidende Dekanin zu übertragen. Sie wurde bei einem Gottesdienst in der Lutherkirche feierlich verabschiedet.
Mit den phänomenalen Augen des Adlers habe sie den Weit- und Überblick trotz vieler gleichzeitiger Aufgaben behalten. Es sei ihr gelungen, „immer wieder auf bestimmte Punkte zu fokussieren“, sagte Singens Pfarrerin Andrea Fink-Fauser. „Adler trainieren im Sturm ihre Schwingen. Stürme gab es im Dekanat immer wieder. Aber jeder Sturm macht einen stärker“, bilanzierte Diakon Christoph Labuhn.
Dekanin mit Adleraugen
Gleich den mächtigen Fängen des Adlers konnte Scheider-Cimbal zupacken. „Die Dekanin war zupackend. Wenn sie sich etwas vorgenommen hatte, verfolgte sie es mit großer Energie und Leidenschaft“, sagte Karsten Beekmann, Pfarrer von Konstanz-Wollmatingen.
Als Pfarrerin und Dekanin habe es Hiltrud Schneider-Cimbal verstanden, Menschen einzuladen und „ihnen gezeigt, wie gut Gott es mit uns meint“, betonte Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh. Sie habe sich an Menschen in Kliniken und Heimen, an den Tischen der Vesperkirche und in den Beratungsstellen der Diakonie gewendet. „Sie haben schwungvoll, laut, deutlich und öffentlich eingeladen in eine Kirche, die nah am Menschen ist, die etwas zu sagen hat und Verantwortung für diese wunderbare Region am See übernimmt“, lobte er.
„Das waren mutige Schritte“
„Sie haben immer gewusst, was Sie wollen. Aber Sie wussten auch, wie wichtig das Miteinander und die geteilte Verantwortung in der Kirche sind“, sagte der Bischof. Schneider-Cimbal habe für Offenheit, Vielfalt, Vertrautheit und Verbindlichkeit gestanden.
Die Einrichtung des Hospiz- und Palliativzentrums Horizont habe zu den Herzensangelegenheiten Schneider-Cimbals gezählt, betonte Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler. „Zuerst haben wir die GmbH gegründet und dann den Bau mitten in der Stadt auf den Weg gebracht. Das waren mutige Schritte, Damit ging ein jahrzehntelanger Traum in Erfüllung“, berichtet der OB. „Die evangelische Kirche und die Diakonie sind für uns ein wichtiger Partner, um Menschen in den unterschiedlichsten Lebenslagen bei Seite zu stehen“, sagte er.
„Sie haben eine ganz wesentliche Funktion übernommen: nämlich, dass die Gesellschaft Gesellschaft bleibt“, betonte Landrat Zeno Danner. Schneider-Cimbal sei es zu verdanken, dass die Krankenhauskapelle in Singen erhalten bleibt und schöner wird. „Sie haben die Adlerperspektive und nicht die Froschperspektive eingenommen“, fasste er zusammen.
„Sie hinterlassen ein wohlgeordnetes diakonisches Werk“, bekräftigte Gerald Reckert, Vize der Diakonie im Kirchenbezirk. „Wir werden Sie mit ihrer direkten, geradlinigen und zielstrebigen Art als Vorsitzende des Aufsichtsrates in Erinnerung behalten.“ Beeindruckt zeigte er sich von „Ihrem Wagemut, wenn Sie von einer Sache fest überzeugt waren. Ich habe Sie bewundert, wie Sie alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, um eine Beteiligung am Hospiz zu erreichen.“
Daniel Klein, stellvertretender Geschäftsführer des Evangelischen Verwaltungszweckverbandes Breisgau-Markgräflerland, erklärte: „Sie haben es geschafft, dass ich nach fast 50 Jahren in die Kirche eingetreten bin. Das ist etwas, was meiner Frau in 25 Jahren nicht gelungen ist.“
Der katholische Dekan Mathias Trennert-Helwig aus Konstanz dankte für „das geschwisterliche und ökumenische Miteinander“, insbesondere beim Mega-Projekt Konzilsjubiläum. Sein Kollege Matthias Zimmermann aus dem Hegauer Dekanat erinnerte ebenfalls daran, dass es durch die gemeinsame Anstrengung gelungen sei, das Hospiz zu verwirklichen.