„An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert“, sagte nicht nur der deutsche Schriftsteller Erich Kästner, sondern auch der Konstanzer Polizeipräsident Hubert Wörner, als er mehrere Menschen für ihre außerordentliche Zivilcourage auszeichnete.

Polizeipräsident Hubert Wörner ergänzte: „Zivilcourage ist die Bereitschaft, sich für andere einzusetzen. Sie ist ein wichtiges Element unserer Gesellschaft.“ Jedoch: „Helfen sie, ohne sich selbst zu gefährden.“ Es gehe darum, Situationen richtig einzuschätzen, damit man erkenne, ob ein Handeln notwendig sei. Und wenn dem so sei, müsse man es auch tun und anderen zur Seite stehen.
Sie haben wahrscheinlich ein Leben gerettet

Evelyn Nagel, Pia Lampart, Sebastian Seitz und Paul Zanger haben gehandelt, als sie erkannten, dass eine Person in Not war – und sie haben damit vermutlich ein Leben gerettet. Was war geschehen? Die beiden Frauen waren getrennt voneinander in einer Mainacht diesen Jahres in der Konzilstadt unterwegs, kannten sich nicht einmal. Die beiden Männer saßen derweil am Seerhein, als sie beobachteten, wie eine Frau hüfthoch im Wasser des kalten Rheins stand – mitsamt ihrer Kleidung.
Rasch hatten Sebastian Seitz und Paul Zanger reagiert und die Frau angesprochen. Sie sagten ihr, sie solle aus dem Wasser kommen. Als die Unbekannte nicht reagierte, wateten die jungen Männer ins Wasser, um die Frau an Land zu holen. Evelyn Nagel und Pia Lampart wurden darauf aufmerksam und verständigten umgehend die Einsatzkräfte.
„Ich hab noch zu ihr gesagt: Guck mal, da geht jemand baden – komplett mit Klamotten“, sagt Evelyn Nagel dem SÜDKURIER. Doch schnell verstanden sie, dass die Situation ernst war. Sie hätten der unterkühlten Frau dann ihre Jacken gegeben, Pia Lampart trägt eben jenen Mantel auch am Abend der Ehrung. Gemeinsam haben die vier mit ihrer Zivilcourage Schlimmeres verhindert.
Seniorin will 36.000 Euro an Betrüger übergeben

Auch Albert Riewe hat besonnen reagiert. Er hat eine ältere Dame davor bewahrt, viel Geld zu verlieren. Denn die Seniorin wurde Opfer eines sogenannten Schockanrufs, bei der die Anrufer sich als Polizisten ausgaben. Sie sagten, die Tochter des Opfers habe einen Autounfall mit Todesfolge verursacht. Nur mit einer Zahlung von 36.000 Euro könne sie ihre Tochter vor dem Gefängnis bewahren.
Über ähnliche Fälle berichtet der SÜDKURIER oft, doch immer wieder gelingt es den Betrügern, dass Menschen auf ihre Masche hereinfallen. Kurz vor der Übergabe fragte die ältere Frau Albert Riewe nach dem Weg. Sie müsse zu einer Geldübergabe, habe sie gesagt, erinnert er sich.
Der Mann erkannte die Lage schnell und verwickelte die Frau in ein Gespräch, um sie aufzuhalten. Gleichzeitig verständigte er die Polizei, denn er hatte immer wieder von ähnlichen Fällen gehört. Fast hätte es jedoch nicht geklappt, so sei die ältere Frau zutiefst entschlossen gewesen, das Geld zu übergeben. Erst der Anruf bei ihrer Tochter habe sie umgestimmt.
Angeblicher Lottogewinn stellt sich als Betrug heraus

Ähnliches Handeln legte auch Daniele Maione an den Tag. Er ist Filialleiter einer Drogeriekette bei der Reichenauer Waldsiedlung. Bei ihm wollte ein Kunde Gutscheine im Wert von 1000 Euro kaufen, damit er diese laut eigenen Angaben bei einer Lotterie gegen einen Gewinn in hoher fünfstelliger Höhe eintauschen könne.
Schnell witterte Maione Betrug und konnte den älteren Mann aufklären, dass er wohl Opfer einer Betrugsmasche geworden sei. „Er hat gesagt, dass er bei einer Lotterie gewonnen hat“, sagte Daniele Maione. „Da wusste ich, da stimmt was nicht.“
Während die beiden gesprochen hätten, sei das Opfer immer wieder angerufen und am Telefon unter Druck gesetzt worden. „Die wissen am Telefon ganz genau, welche Knöpfe sie drücken müssen“, weiß Maione. Warum er so schnell gehandelt hat? „Ich würde mir ja auch nicht wünschen, dass das meiner Mama oder Oma passiert“, sagte er.
Dank ihr konnte ein Straftäter gefasst werden

Gisela Konrad wurde derweil des nachts aus dem Schlaf gerissen, lauter Krach hatte sie geweckt. Konrad, die in der Nähe des Gottmannplatzes in Konstanz wohnt, ging ans Fenster und konnte einen Mann beobachten, der ein Fenster des dortigen Tafelladens einwarf und einstieg.
Sofort rief sie die Polizei, doch der Täter verließ den Laden schnell, mitsamt eines gefüllten Einkaufswagen, wieder und machte sich davon. „Ich hab der Polizei dann gesagt, in welche Richtung er geflohen ist“, sagte Konrad.
Wenig später konnte der Täter von der verständigten Streife aufgegriffen werden. Dabei stellte sich heraus, dass nach dem Mann polizeilich gefahndet wurde. Dank Gisela Konrad sitzt der Einbrecher nun in einer Justizvollzugsanstalt.
