Bilder schmaler Schneestreifen inmitten grüner Hänge gehen derzeit durch alle Medien. 2023 bot einen der wärmsten Jahresanfänge seit Beginn der Wetteraufzeichnung und auch einen sehr schneearmen. Der Skiclub Singen e.V. und der Ski-Club Konstanz e.V. mussten ihre ersten Skikurse des Jahres entfallen lassen, beziehungsweise verschieben. Die Schneesportler werden vom Schneemangel zu mehr Flexibilität gezwungen, wie Michael Baldenhofer, erster Vorsitzender vom Ski-Club Konstanz, dem SÜDKURIER berichtet.

Gäbe es die düsteren Prognosen bezüglich weiter steigender Temperaturen nicht, hätte der Verein allen Grund, unbeschwert und mit Freude in die Zukunft zu blicken: Denn 2025 wird der Ski-Club bereits 100 Jahre alt. Völlig unbeschwert geht es allerdings nicht zu.

Zwei Jahre Pandemie haben zu einem Mitgliederschwund geführt, nun kommen Inflation und eben Schneemangel dazu. Der Verein sei nach den zwei letzten Saisons voller Tatendrang gewesen und habe das volle Programm vorbereitet. „Über Weihnachten war die Stimmung dann sehr gedrückt“, erzählt Baldenhofer über die zu warmen Temperaturen zum Jahreswechsel. „So spät kam der Winter noch nie.“

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Skiclubs müssen flexibel reagieren

Der erste Skischulsonntag in Grüsch-Danusa am 15. Januar fiel flach, was für den Verein zusätzliche Arbeit bedeutet: Der organisierte Bus musste abbestellt, Skilehrer mussten umdisponiert werden. Immer wieder verweist Baldenhofer auf die große Flexibilität, mit der der Verein auf die unsichere Schneelage reagieren müsse.

Er nennt neben dem ausgefallenen Skischultermin auch ein positives Beispiel: Eine für das erste Januarwochenende geplante Schneeschuhtour auf den Hohen Freschen wurde wegen mangelndem Schnee zu einer Wanderung ohne Schneesportgeräte umgeplant.

Michael Baldenhofer vom Ski-Club Konstanz e.V. sagt: „Die Leute möchten raus, die möchten die Natur erleben.“
Michael Baldenhofer vom Ski-Club Konstanz e.V. sagt: „Die Leute möchten raus, die möchten die Natur erleben.“ | Bild: Simon Conrads

Klar sei, dass man als Schneesportler auf Schnee angewiesen ist. Baldenhofer merkt aber an, dass für die Mitglieder des Vereins vor allem eines wichtig sei: „Die Leute möchten raus, die möchten die Natur erleben“. Insofern kann er sich langfristig eine größere Bedeutung von Aktivitäten ohne Schnee für den Verein vorstellen.

„Es zählt in erster Linie die Bewegung“, sagt er. Das Ziel des Ski-Clubs sei es ohnehin, ein Ganzjahresprogramm anzubieten, weshalb man bereits etwa Nordic-Walking-Kurse im Programm finden kann. Wichtig ist ihm aber auch, dass der Ski-Club Konstanz mit seinem Angebot nicht in Konkurrenz mit dem Deutschen Alpenverein (DAV) treten möchte.

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Der Verein beschäftige sich inzwischen viel mit dem Thema Nachhaltigkeit. Denn den Schneesportlern sei durchaus bewusst, dass ihre Leidenschaft emissionsintensiv sei – auch im Vergleich zu anderen Sportarten. Man mache sich daher beispielsweise Gedanken darüber, wie man mit dem ÖPNV in die Berge komme und allgemein weniger auf Privatfahrten mit kleineren Fahrzeugen setze.

Auch in der Auswahl der anvisierten Skigebiete könne man einen Unterschied machen: Er erwähnt etwa das Skigebiet Sonnenkopf, das ohne Kunstschnee auskommt. Daneben gebe es solche, die ausschließlich auf erneuerbare Energie setzen, „wo wir mit gutem Gefühl hinfahren.“

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Kunstschnee ist keine Alternative

Auf die Frage, welche konkreten Auswirkungen die hohen Temperaturen auf den Skiclub Singen haben, antwortet der erste Vorsitzende Gregor Leitz, man müsse heute höher und weiter fahren, um zuverlässig gute Pisten zu finden. Eine ideale Alternative zu Naturschnee sei Kunstschnee nämlich nicht. „Naturschnee ist frisch gefallen wie Puderzucker“, erklärt Leitz. Diese Luftigkeit könne Kunstschnee nicht erreichen. Er sei deutlich körniger.

Erste kleinere Skigebiete, etwa im Raum Furtwangen, würden wegen des Schneemangels und aus Kostengründen bereits den Betrieb einstellen. Daher komme es zu Ballungen in den restlichen Regionen. Der erste Skikurs im Jahr habe früher noch am ersten Januarwochenende stattgefunden, dieses Jahr habe der Verein ihn extra schon ein Wochenende später angesetzt. Mit der Folge, ihn nun absagen und weiter verschieben zu müssen.

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Insgesamt zeigt sich Leitz aber relativ unbesorgt. Die Mitglieder seines Vereins seien weiterhin in großer Vorfreude auf den Schnee. Einen Mitgliederschwund habe es in Singen nicht gegeben, die Wartelisten für die Skikurse seien in der Vergangenheit allerdings länger gewesen.

Auch Leitz weist daraufhin, dass es durchaus schnee-unabhängige Alternativen zum Schneesport gebe: Langläufer würden im Sommer ohnehin auf Nordic Blading auf Rollschuhe beziehungsweise Inliner ausweichen.