Barbara Klingenberg und Sigrid Thiele strahlen über das ganze Gesicht. Sie schauen sich in die Augen und sind sich einig: „Das hat uns so viel gegeben. Es ist schön, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Als Familienpatin geht das. Und das ist richtig schön“, sagt Thiele. Ihre Freundin nickt eifrig und ergänzt: „Zu sehen, wie eine Mutter aufgeblüht ist, war schon was Besonders.“

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Elf Familienpaten helfen im Landkreis Konstanz

Sigrid Thiele und Barbara Klingenberg sind Familienpatinnen. Ein Jahr haben sie eine fünfköpfige Flüchtlingsfamilie begleitet – bald darauf kam ein Baby dazu. Sie haben den Kindern bei den Hausaufgaben geholfen, mit der Mutter Deutsch geübt, gemeinsam Kuchen gebacken und viel Memory gespielt. „Wir haben so viel gelacht und auch viele Einblicke in eine andere Kultur erhalten“, sagt Klingenberg.

Die zwei Damen sind gerne Familienpatinnen. Dabei handelt es sich um ein ehrenamtliches Projekt des Landkreises Konstanz, das Kerstin Schulz betreut. Die Augen der Koordinatorin im Landratsamt strahlen ebenfalls so hell, wie die von Thiele und Klingenberg. „Die Familienpaten sind mein Lieblingsprojekt“, sagt sie. „Es ist toll zu erleben, wie Familien am Anfang des Projektes sind und sich dann zum Guten entwickeln.“

Schulung zum Familienpaten

Elf Familienpaten gibt es im Landkreis Konstanz. Zehn Frauen und ein Mann haben sich dazu bereit erklärt, ein Jahr lang Familien mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. „Die ehrenamtlichen Paten werden Familien zugeteilt, die ein bisschen Unterstützung im Alltag brauchen. Es geht dabei nicht um Familien, wo es eine Kindeswohlgefährdung gibt“, erklärt Schulz.

Das bestätigt auch Maike Krause. Sie ist vom Amt für Kinder, Jugend und Familie des Landratsamtes. „Wir schauen schon, welcher Bedarf in den Familien herrscht“, sagt Krause.

Barbara Klingenberg (links) und Sigrid Thiele (rechts) sind gerne Familienpaten. Sie werden von Kerstin Schule (Mitte links) und Maike ...
Barbara Klingenberg (links) und Sigrid Thiele (rechts) sind gerne Familienpaten. Sie werden von Kerstin Schule (Mitte links) und Maike Krause (Mitte rechts) vom Landratsamt Konstanz unterstützt. | Bild: Steinert, Kerstin

Hilfe zur Selbsthilfe – Das ist das Motto der Paten

Vielmehr gehe es darum, Familien zu entlasten – zum Beispiel bei Behördengängen, der Suche nach Beratungsstellen oder dem Aufbau seiner Tagesstruktur innerhalb der Familien. „Familienpaten sind keine Babysitter oder Haushaltshilfen“, stellt Schulz klar. „Die Ehrenamtlichen gehen mit dem Motto ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ in die Familien“, sagt sie.

Genau das haben Barbara Klingenberg und Sigrid Thiele geschafft. Das sei nicht immer einfach gewesen. „Zu Beginn sind wir in die Familie gekommen, die Mutter konnte kein Deutsch und hat sich nicht zu in der Nachbarschaft nicht zurechtgefunden. Spazierengehen war eine Herausforderung“, berichtet Thiele. Das habe kulturelle Hintergründe gehabt.

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Verstanden hätten die zwei Frauen das aber erst nach einer ganzen Weile. „Die Mutter ist zu Beginn immer mit gesenkten Kopf rumgelaufen. So hat sie ihre Umgebung gar nicht wahrgenommen und konnte sich null orientieren. Wir haben ihr dann nach und nach erklärt, dass das hier nicht nötig sei“, sagt Thiele.

So habe die Mutter dann mit der Zeit immer mehr Selbstvertrauen erlangt. „Es war ein unglaublich schöner Moment, als die Mutter zum ersten Mal am Seeufer stand und die Schönheit um sich herum erfasst hat“, erinnert sich Klingenberg.

„Wir freuen uns auch schon auf die nächste Familie“

Jetzt, ein Jahr später, freuen sich die Familienpatinnen, wie viel sie in der Familie bewirken konnten. „Wir haben einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass sich die Familie in unserer Kultur einfindet. Das ist wirklich schön. Wir freuen uns auch schon auf die nächste Familie, die wir unterstützen können“, sagt Thiele.

Das hört Kerstin Schulz gerne. Bald wird sie Barbara Klingenberg und Sigrid Thiele eine neue Familie vermitteln. Das Abenteuer für die beiden Patinnen geht also bald in die zweite Runde.

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