Noch ist es unklar: Gewinnt der Mensch oder gewinnt die Stechmücke, im Volksmund Schnake genannt? Hauptsächlich der Niederschlag entscheidet darüber, ob 2023 ein Stechmücken-Jahr wird oder nicht. Es geht um die magische Barriere von 3,90 Metern.

So hoch muss der Bodensee-Pegel stehen, damit die Eiablagen der Bodenseeschnaken von Wasser überschwemmt werden und die Larven schlüpfen können, sagt Rainer Bretthauer, Biologe und Experte für die Bodenseeschnake.

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Noch drohe keine große Gefahr seitens der lästigen, aber ungefährlichen Insekten, erläutert Bretthauer. Derzeit liegt der Pegel bei 3,39 Metern (Stand: 17. Juli) mit eher fallender Tendenz. „Bei dieser Wetterlage wird also nicht viel passieren.“

Im Frühjahr sei der Pegel zwar bereits auf über 3,90 Meter gestiegen, doch zu diesem Zeitpunkt sei die Wassertemperatur zu niedrig gewesen. „Die Larven schlüpfen erst bei 15 bis 18 Grad, das wäre aber erst jetzt der Fall.“

Sinkender Pegel führt zu weniger Schnaken

Auch Eberhard Klein, Leiter des Nabu-Bodenseezentrums Konstanz, rechnet nicht mit einem starken Jahr der Bodenseeschnake. „Wir hatten zwar bislang einen Hochstand. Doch im Moment sinkt der Seepegel schon wieder.“ Voraussagen lasse es sich allerdings nicht zuverlässig, ob es nochmals zu einem hohen Wasserstand komme.

Gregor Schmitz, Zoologe an der Universität Konstanz, erwartet für 2023 keine größere Stechmückenplage. Ebenso wie Bretthauer rechnet er nicht mit einer größeren Population, sofern es nicht bald stark regnet.

Biologe Gregor Schmitz (hier ein Archivbild aus dem Oktober 2022) entdeckt regelmäßig in der Regentonne Mückenlarven. Wer nicht möchte, ...
Biologe Gregor Schmitz (hier ein Archivbild aus dem Oktober 2022) entdeckt regelmäßig in der Regentonne Mückenlarven. Wer nicht möchte, dass im heimischen Garten Schnaken Eier ablegen, sollte die Tonne mit einem Moskitonetz abdecken. | Bild: Hanser, Oliver | SK-Archiv

Doch von welcher Mückenart ist hier die Rede? Es gebe allein in Deutschland 700 heimische Arten, sagt Gregor Schmitz, insofern ist Differenzierung angebracht. Die Bodenseeschnake, für die Rainer Bretthauer Experte ist, legt ihre Eier bei hohem Wasserstand (3,90 Meter) ab.

Andere Stechmückenarten wiederum lassen ihre Larven auch im Wald schlüpfen. „Im Wald dürften mehr Mücken geschlüpft sein, dort sind noch Wasserstellen vom Regen übrig“, sagt Schmitz. Durchaus möglich sei also, dass es lokal zu einem stärkeren Schnakensommer komme als direkt am See.

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Dies bestätigt auch Eberhard Klein: „Die Hausschnake entwickelt sich in Regentonnen, Blumenuntersetzern mit Wasseransammlung oder Pfützen, und zwar relativ schnell. Sie kann in einem Sommer bis zu vier bis sechs Generationen hervorbringen.“ Damit sei die Hausstechmücke für den Menschen wesentlich lästiger als die Bodenseeschnake.

Wie erkenne ich eigentlich eine Tigermücke?

Ganz einfach ist es nicht, bei der Vielzahl an Arten den Überblick zu bewahren. Zwei davon fallen besonders auf: Die erste ist die Tigermücke, die immer wieder für Beunruhigung sorgt. Sie ist etwas kleiner als die heimische Stechmücke (5 bis 10 Millimeter) und erkennbar an einer auffälligen schwarz-weißen Musterung, einer weißen Mittellinie über Kopf und Thorax und fünf weißen Ringen an den Hinterbeinen. Das Landratsamt Konstanz (LRA) ist an einer Eindämmung der eingewanderten Art interessiert, weil sie potenzielle Überträgerin mehrerer Tropenkrankheiten ist.

Inzwischen gingen auch vermehrt Meldungen von Bürgern beim LRA ein, die glauben, eine Tigermücke gesehen oder von ihr gestochen worden zu sein. Sicher überprüfen könne man dies nur, wenn die Mücke zur Bestimmung beim Institut KABS (Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage) in Speyer eingesandt werde, schreibt das Gesundheitsamt auf Anfrage des SÜDKURIER.

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Die Zuckmücke: nervig aber völlig harmlos

Die Zuckmücke tritt in Schwärmen auf und wird deshalb an bestimmten Orten besonders wahrgenommen. „Sie treten oft in großen Massen in Flachwasserbereichen auf. Sie stechen aber nicht und sind deshalb völlig harmlos“, sagt Rainer Bretthauer. Zuckmücken seien zudem enorm wichtig für bestimmte Nahrungsketten: Einige Fisch- und Vogelarten, zum Beispiel Mauersegler, Schwalben und Fledermäuse, ernährten sich hauptsächlich von Zuckmücken.

„Deshalb ist eine Bekämpfung von Stechmücken durch BTI (Bacillus thuringiensis israelensis) nicht sinnvoll“, mahnt der Biologe. Die Zuckmücke sei sehr empfindsam, ihre Populationen werden durch die biologische Bekämpfungsmethode allerdings ebenfalls zerstört. Im Sinne des Artenschutzes sei dies keinesfalls empfehlenswert, dies betont auch sein Kollege Gregor Schmitz.

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