Für ein starkes Foto stellen sie sich schon mal in einer Angler-Wathose bis über das Knie ins fünf Grad kalte Wasser des Sees und warten auf die perfekte Welle. Oder verharren mit der Kamera stundenlang, bis Sonne, Wolken und Landschaft ideal zueinander positioniert sind. Oder gehen bei Sturmwarnung raus, wenn es eigentlich in der trockenen und warmen Wohnung viel gemütlicher wäre.
So arbeiten Stefan Arendt aus Allensbach und Alexander Schnurer aus Konstanz, und mit ihren Fotos zeigen sie Einheimischen wie Gästen, was für ein spektakulärer Fleck der Bodensee sein kann.

SÜDKURIER-Leser kennen die Arbeiten von Alexander Schnurer und Stefan Arendt: Immer wieder steuern sie Bilder für die gedruckte Zeitung bei, die die Schönheit der Heimat (Schnurer) oder Wahlheimat (Arendt) zeigt.
Ob Schloss Freudental im Neuschnee oder ein dramatischer Sturmabend am Schiffsanleger in Hagnau – die beiden lieben den Bodensee, seine Wetterextreme und die besonderen Lichtstimmungen, die die Natur oft genau dann bietet, wenn das Fotografieren etwas oder sogar sehr viel Überwindung kostet.
Neue Serie „Seewetter“
Geduld und gute Planung spielen dabei eine größere Rolle als die Technik, sagen die beiden Fotografen. Zugleich räumen sie aber auch ein, dass extreme Brennweiten wie der Fernglas-Effekt des Teleobjektivs oder das epische Superweitwinkel ihren Anteil an der Attraktivität ihrer Bilder haben.
Doch teure Ausrüstung allein ist es eben nicht, was die Bilder der neuen Serie „Seewetter“ und auch die anderen Arbeiten der Fotografen ausmacht. Ihr Ziel ist es, auf Anhieb ein starkes Bild zu machen und dies nicht erst durch extreme Nachbearbeitung am Computer entstehen zu lassen.

Gelernt haben Schnurer, 39, und Arendt, 42, das Fotografieren durch die Lust am Ausprobieren und im Willen, die Ergebnisse zu perfektionieren. Nicht zufällig arbeiten beide in Konstanz in Geschäften, die sich dem Sehen und dem Bild verschrieben haben; Schnurer bei Optik Hepp und Arendt beim Fotogeschäft Lichtblick.
Doch auch die praktische Fotografie ist für beide zu einem echten Standbein geworden; sie geben Kurse, und ihre Bilder werden regelmäßig in Magazinen veröffentlicht. Aus der „Seewetter“-Serie haben sie überdies einen Kalender gemacht, der beim Konstanzer Verlag Stadler veröffentlicht wird.

Was an den Bildern auffällt ist eine stets sorgsame Komposition, die für ein geübtes Auge und eine solide Technik gleichermaßen spricht. Viele der Aufnahmen sind – und hier helfen die aktuelle Digitaltechnik sowie die Objektivtechnologie mit ihren Möglichkeiten dann doch – im Gegenlicht entstanden; nie ist dabei die Position der Sonne zufällig.
Vom Menschen geschaffene Objekte wie die seetyptischen Anlegestege stehen in einem Kontrast zur natürlichen Umgebung, Farben schaffen besondere Harmonien oder auch ungewöhnliche Spannungen. So sehr sie im ständig wechselnden Wetter einen Moment festhalten: Schnappschüsse sind die Fotos von Stefan Arendt und Alexander Schnurer nicht.
Rausgehen, wenn viele andere unter ein warmes Dach flüchten: Daran kann auch teilhaben, wer nicht – wortwörtlich – bei Wind und Wetter an die Ufer des Bodensees eilt. Ab Donnerstag, 15. September, zeigen Stefan Arendt und Alexander Schnurer ihre Bilder in einer Ausstellung in der Villa Prym am Konstanzer Yachthafen. Und wer eben nicht selbst in Gummistiefel und Wathose in die eisigen Fluten des winterlichen Bodensees steigen kann oder will, kann dort auch eines der Bilder für das eigene Wohnzimmer erwerben.