Es gibt nichts, was Kriminelle nicht versuchen, um Nichtsahnenden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Handwerkskammer Konstanz warnt jetzt vor einer Betrugsmasche mit gefälschten Rechnungen. Die Betrüger wendeten sich vor allem an Existenzgründer und junge Unternehmer. In den gefälschten Schreiben würden sie aufgefordert, die Gebühren für den Eintrag ins Handelsregister zu zahlen.

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Bitte genau hinschauen!

„Wir warnen alle Betriebe, genau hinzuschauen und im Zweifel lieber noch einmal bei der zuständigen Behörde nachzuhaken“, sagt Lothar Hempel, juristischer Berater der Konstanzer Kammer. Der Rechtsexperte hat einen aktuellen Fall eines Mitgliedsbetriebs aus Villingen-Schwenningen auf dem Tisch. „Die Betrüger forderten von ihm einen Betrag von 760 Euro innerhalb von drei Tagen und drohten dem Unternehmer mit weiteren Konsequenzen, wenn er nicht zahle.“

Die Dreistigkeit der Betrüger erreicht damit laut Hempel eine neue Qualität. „Es geht hier nicht um ein Angebot, das dem Unternehmer unterbreitet wird und das er erst aktiv annehmen muss. Er bekam direkt eine gefälschte Rechnung vom Amtsgericht zugeschickt, die kaum von einem Original zu unterscheiden war. Dem Betroffenen wurden weitere finanzielle Nachteile und Vollstreckung bei Nichtzahlung angedroht. Die kriminelle Energie ist hier weitaus höher einzuschätzen.“

Lothar Hempel von der Handwerkskammer Konstanz.
Lothar Hempel von der Handwerkskammer Konstanz. | Bild: Martin Bargiel

Zu einer Zahlung kam es aber nicht. Der Betrieb war wegen der Bankverbindung stutzig geworden. Diese führte zu einer Bank in Litauen. „Der Unternehmer sagte mir, er hätte ansonsten im guten Glauben bezahlt“, berichtet Hempel. Die echte Rechnung für die Gerichtskosten für Eintragungen im Handelsregister komme jedoch stets von der Landesoberkasse Baden-Württemberg, Außenstelle Metzingen. „Genutzt wird natürlich ausschließlich eine deutsche Bankverbindung.“

Den aktuellen Fall hat das Fast-Opfer zur Anzeige gebracht. Allerdings fürchtet Berater Hempel, dass es schwer sein wird, die Verantwortlichen zu fassen. „Das beste Mittel ist Aufklärung.“

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Das angebliche Firmenregister

Immer wieder versuchen Betrüger, durch gefälschte Schreiben oder Internetseiten an Geld zu kommen. So werden teure Angebote für den Eintrag in ein Firmenregister im Internet verschickt, bei dem es sich allerdings auch um eine Fake-Seite handelt.

Auch die Polizei kennt solche Fälle. Ganz neu sei die Vorgehensweise wie in Villingen-Schwenningen nicht, wie Jörg-Dieter Kluge vom Polizeipräsidium Konstanz auf Anfrage sagt. Der Deutsche Schutzverband gegen Wirtschaftskriminalität weise auf exakt diese Vorgehensweise auf seiner Internetseite hin.

Jörg-Dieter Kluge, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz.
Jörg-Dieter Kluge, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz. | Bild: Nathalie Göbel

Diese Art des Betrugs, die in der Region noch nicht allzu häufig vorkomme, geselle sich zu den vielen digitalen Betrugsvarianten, angefangen von den Immobilienbetrügereien über Internetbörsen bis hin zu den Ebay-Kleinanzeigen. „Oft hilft hier einfach, den gesunden Menschenverstand einzuschalten“, betont Kluge.

Im beschriebenen Fall habe eine ausländische Bankverbindung einer deutschen Behörde die Alarmglocken läuten lassen. Auch ein falsches Bundesland-Wappen auf dem Briefbogen oder ähnliche fehlerhafte Details kommen als verräterische Fehlerquelle in Betracht.

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