Jetzt sollten Demokraten Zeitung machen und ihre Leser die neue Freiheit ausprobieren. Genau vier Monate nach dem Ende des NS-Regimes öffnet Verleger Johannes Weyl (1904-1989) in seinem Kommentar auf der Titelseite des neuen SÜDKURIER die Fenster und lässt frische Luft hinein: Damit der Bürger mündig werde. Die braune Diktatur, so Weyl, habe aus Zeitungen Prospekte für ihre Propaganda gemacht, um eine gläubige Gefolgschaft zu erziehen. Die neue Zeitung erwarte von den Lesern kritisches Prüfen und sogar Zweifel, der nun zu Wort kommen könne.
Diese Haltung hatte es in Deutschland seit zwölf Jahren nicht mehr gegeben. Die Presse war ein Sprachrohr der Staatsmacht gewesen, gleichgeschaltet, kontrolliert, schikaniert. Weyl, gelernter Journalist, hatte sich dem entzogen und ab 1934 im Berliner Ullstein-Verlag eine kaufmännische Position bekleidet, weil das freie Wort verkümmerte. Er war Kompromisse eingegangen, half aber Verfemten – so dem Zeichner und Karikaturisten Erich Ohser (1903-1944), Schöpfer des bekannten Cartoons „Vater und Sohn“.
Weyl startete das Projekt SÜDKURIER mit Begleitern, die zu den Nazis auf Distanz gegangen waren. Dazu gehörte Hugo Eckener (1886-1954), der in Flensburg Redakteur gewesen war, es als Luftschiffer zum Nationalhelden gebracht hatte und sogar als Kandidat für das Reichspräsidenten-Amt gehandelt worden war. Der Mann galt damals als Star. „Eckener imponierte mächtig“, notierte Johannes Weyl, nachdem der Mitverleger im Betriebshof des Verlagsgebäudes am Konstanzer Fischmarkt zur Belegschaft gesprochen hatte. An diesem Tag, dem 8. September 1945, feierte man die erste Ausgabe des SÜDKURIER.
Mutige Männer hatten die Druckerei über das Kriegsende gerettet. Viele Zeitungen dürften von Hand zu Hand gewandert sein. Denn die Menschen dürsteten nach Informationen. Und so entstand damals die Zeitung:





