Noch ist es still in der Turnhalle der Zeppelin-Gewerbeschule in Konstanz. Doch schon bald könnte sich das ändern. Innerhalb von zwei Tagen wurde die Halle zu einer Unterbringungsmöglichkeit für geflüchtete Menschen umgebaut. 184 Flüchtlinge können hier einen Schlafplatz finden.

In mit Bauzäunen umrahmten Parzellen befinden sich jeweils mehrere Stockbetten und schlichte Metallschränke. Planen dienen als Sichtschutz. In einer Ecke der Halle finden sich Sitzgelegenheiten und Kühlschränke. Waschmaschinen stehen ebenfalls bereit – es ist schlicht. Für Essen und Trinken soll ein Catering-Unternehmen sorgen.

In der Turnhalle der Zeppelin-Gewerbeschule können künftig bis zu 184 Geflüchtete unterkommen. Gedacht ist das aber nur als Kurzzeitlösung.
In der Turnhalle der Zeppelin-Gewerbeschule können künftig bis zu 184 Geflüchtete unterkommen. Gedacht ist das aber nur als Kurzzeitlösung. | Bild: Jennifer Moog

Jeder soll ein Dach über dem Kopf haben

Lange bleiben sollen die Geflüchteten dort nicht, es soll eine Durchgangsstation sein, sagt Landrat Zeno Danner bei einem Pressegespräch. Wann in der Halle konkret Flüchtlinge untergebracht werden sollen, steht noch nicht fest. „Wir haben das hier aufgebaut, um schnell reagieren zu können. Wir wollen nicht, dass ein Bus ankommt und wir nicht wissen, wo die Menschen unterkommen“, so Danner.

Gleichzeitig betont er: „Unsere Priorität ist es, die Geflüchteten in weiteren Unterkünften unterzubringen.“ Dafür sei man auch auf die Hilfe der Bürger angewiesen, die den Menschen ein Zimmer oder eine Ferienwohnung anbieten können.

Zahl der Flüchtlinge schwer einzuschätzen

Wie viele Geflüchtete sich derzeit im Landkreis befinden, sei schwer zu sagen, sagt Andrea Gnädinger, die stellvertretende Leiterin des Amtes für Migration und Integration. Die letzte Schätzung geht davon aus, dass 1100 geflüchteten Menschen aus der Ukraine im Kreis sind. Doch die Einschätzung ändere sich täglich. Es kämen nicht nur jeden Tag neue Menschen aus dem von Krieg gebeutelten Land an. Sie würden sich auch zwischen den Landkreisen bewegen.

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Das Problem: Ukrainer können visumsfrei nach Deutschland einreisen, viele seien daher auch nicht registriert. Dabei sei das wichtig, so Gnädinger. Denn dadurch erhalten sie Leistungen, wie etwa Geld. In der Gemeinschaftsunterkunft in Konstanz befänden sich derzeit 115 Menschen aus der Ukraine. Die meisten seien schon in die Gemeinden des Kreises weitervermittelt worden, die Umzüge seien organisiert.

Für 25 weitere gebe es noch keine Anschlussunterkunft. Und gestern sei ein Bus aus der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Sigmaringen mit weiteren 65 Personen in Konstanz angekommen. Irgendwann ist die Gemeinschaftsunterkunft in Konstanz voll, da braucht es schnelle Alternativen. „Dass noch viele Geflüchtete in den Landkreis kommen, ist absehbar. Und das kann schnell gehen“, sagt Danner. Darauf wolle man vorbereitet sein.

Unterkunft in zwei Tagen gerichtet

Da kommt die Notunterkunft in der Turnhalle der Zeppelin-Gewerbeschule ins Spiel. Innerhalb von zwei Tagen hat das Technische Hilfswerk (THW) das benötigte Material, das zu großen Teilen in Singen gelagert war, nach Konstanz geschafft und die Parzellen der Notunterkunft eingerichtet. Dabei hätten an beiden Tagen zwischen 30 und 35 Helfer mitgewirkt, sagt Timo Schächtle, beim THW federführend für die Einrichtung der Halle verantwortlich war.

Mitglieder aller Ortsverbände hätten zusammengearbeitet. Dabei habe man auch auf die Erfahrungen der Flüchtlingswelle von 2015/2016 setzen können. Aus dieser Zeit – damals wurden in der Halle auch schon Geflüchtete untergebracht – gebe es bereits Pläne. Kreisbrandmeister Andreas Egger habe das THW angefragt, ob es die Einrichtung übernehmen könne, danach sei alles fast von allein gelaufen.

Bild 2: Der Landkreis bereitet sich auf die Ankunft weiterer Flüchtlinge vor
Bild: Jennifer Moog

Insgesamt habe es von der Konzeption bis zur vollen Einrichtung der Halle etwas mehr als eine Woche gedauert. Das sei der guten Zusammenarbeit der Städte und Gemeinden mit dem Landratsamt zu verdanken, so Zeno Danner. Ein positiver Aspekt der Corona-Krise: dadurch sei die Kooperation der Kommunen untereinander gewachsen, sodass Dinge nun schnell angegangen werden könnten. „Es wird Schwierigkeiten geben, aber ich spüre, dass das alle gemeinsam gut machen wollen“, sagt Danner.

Schüler haben trotzdem Sportunterricht

Die Schüler der Zeppelin-Gewerbeschule können nun natürlich keinen Sport mehr in der Halle machen. Auf Sportunterricht müssen sie trotzdem nicht verzichten. „Ein Teil des Sportunterrichts wurde in die Halle der Wessenbergschule verlegt. Ein anderer findet in den Hallen der nahegelegenen Schulen statt“, so Schulleiter Karl Knapp. Die Stadt habe das schnell organisiert.

Zuerst sei es natürlich ein Schock gewesen, zu erfahren, dass die Halle den Schülern vorerst nicht mehr zur Verfügung steht. Aber Knapp weiß: „Es ist sehr wichtig, dass die Geflüchteten gut unterkommen.“ Auch aus dem Lehrerkollegium komme eine große Hilfsbereitschaft, sagt Knapp, um sich kurzerhand an Andrea Gnädinger zu wenden, die die Unterkunft in der Halle koordiniert. „Wir haben noch Tische, die wir hier als Verweilmöglichkeit aufstellen können.“

Die Schule wolle noch mehr für die Flüchtlinge aus der Ukraine tun und eine Klasse für die Kinder vorbereiten. Dafür brauche es noch Übersetzer und Lehrer. Dann könne die Klasse an den Start gehen.