Es brennt. Flammen lodern. Der Rauch ist dicht. Die Sicht ist gleich null. Doch irgendwo muss ein Mann in der Wohnung liegen. Doch wie kann man diesen finden? Wenn die Feuerwehrleute aus dem Kreis Konstanz zu so einem Ernstfall gerufen werden, ist schnelles Handeln erforderlich. Um genau auf diese Einsätze vorbereitet zu sein, müssen die Feuerwehrleute üben. Aber wo können sie das?
Der Baustart ist für kommendes Jahr geplant
Genau für diese Zwecke gibt es sogenannte Atemschutzübungsanlagen (ASÜ). Es gibt nur ein Problem: Im Landkreis Konstanz gibt es zurzeit keine. Bis 2015 gab eine ASÜ in Radolfzell. Doch diese wurde vor acht Jahren geschlossen. Das soll sich aber ändern.
Der Landkreis Konstanz plant eine neue ASÜ in Rielasingen-Worblingen. Kostenpunkt aktuell: 10,8 Millionen Euro. Der erste Spatenstich ist zu Beginn des Jahres 2024 angedacht. Die Fertigstellung ist für Mitte 2025 geplant. Das ist viel Geld. Doch so eine Anlage sei dringend nötig, findet Kreisbrandmeister Andreas Egger.

Was in einem brennenden Haus wirklich passiert, das kann sich kaum jemand vorstellen. Wahrscheinlich nicht mal manche Einsatzkräfte, die das noch nicht selbst erlebt haben. Doch in einer ASÜ können „unterschiedliche Einsatzszenarien“ erprobt werden. Daher müssten alle Atemschutzgeräteträger (so der Fachbegriff) einmal im Jahr diese Übung absolvieren.
So läuft das Üben im Feuerszenario ab
Doch was passiert in so einer Anlage? Wie Andreas Egger in einem früheren Gespräch mit den SÜDKURIER erklärt, kann in einem geschützten Raum Feuer gelegt werden. Der Raum füllt sich mit Rauch. Möbel versperren den Weg, sind regelrechte Stolperfallen. Die Feuerwehrmänner müssen den Bewohner finden – einen Dummy. Diese schwere Puppe muss geborgen und in Sicherheit gebracht werden. Eben retten unter erschwerten Bedingungen.
Auch wenn es sich dabei nur um eine Übung handelt, tragen die Feuerwehrleute schweres Gerät: Pressluftatmer, Kreislaufgerät oder nur Atemschutzmaske mit Atemschutzfilter. Dazu noch ihre feuerfeste Kleidung. Zusammengerechnet kann die Ausrüstung zwischen 25 und 45 Kilogramm wiegen. Allein das Atemschutzgerät hat ein Gewicht von 15 Kilogramm.

Dieses Gewicht müsse unter größter Anstrengung erst mal gestemmt werden. Das weiß auch Uwe Hartmann, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Stockach. Daher seien diese „Belastungsübungen“ unter realen Umständen nötig.
So sieht es auch Felix Ritter, Pressesprecher der Feuerwehr Konstanz: „Dies dient dazu, die körperliche Eignung bei einem Atemschutzeinsatz zu simulieren und bei jedem Feuerwehrangehörigen zu überprüfen.“ Dabei sei es unabhängig, ob es sich um einen haupt- oder ehrenamtlichen Kameraden oder um eine Frau oder einen Mann handle.
Über 1500 Feuerwehrleute müssen trainieren
Aber in Zeiten von Corona war das Üben nur eingeschränkt möglich. Denn eine der Übungsanlagen, auf die die Feuerwehrmänner und -Frauen ausweichen konnten, steht in Schaffhausen. Günstig war die Pflichtübung nicht unbedingt.
Kreisbrandmeister Egger erklärt, dass der Besuch der Einrichtung pro Durchgang 250 Schweizer Franken kostet. Dabei können zwischen zwölf und 24 Einsatzkräfte trainieren. Im ganzen Landkreis Konstanz gibt es 3350 Feuerwehrleute – 1550 von ihnen gehören zu den Atemschutzgeräteträgern und müssen einmal im Jahr trainieren.
Auch nicht zu unterschätzen, ist der Zeitaufwand für die Mitglieder der vielen hauptamtlichen und freiwilligen Wehren dort hinzufahren. „Für Hin- und Rückfahrt planen wir jeweils 45 Minuten ein“, sagt der Stockacher Feuerwehrkommandant Hartmann. Wenn die ASÜ in Rielasingen-Worblingen nutzbar sei, würde sich dieser Aufwand deutlich reduzieren.
Nicht ganz so ideal ist der Standort für die Feuerwehren in Konstanz. „Die neue Atemschutzstrecke in Rielasingen-Worblingen ist für Konstanz natürlich nicht optimal gelegen. Trotzdem wird es natürlich eine Erleichterung werden“, sagt Felix Ritter, Sprecher der Konstanzer Feuerwehr.