Deutschland durchlebt bewegte Zeiten. Das gesellschaftliche Klima heizt sich auf, extremistische Kräfte verschaffen sich Gehör. Es stellen sich zunehmend Fragen nach Demokratieverständnis und Zivilcourage. In dieser Situation versichert sich die Polizei der eigenen Position im demokratischen Rechtsstaat, indem sie einen Blick in die Vergangenheit wirft. Im Konstanzer Polizeipräsidium ist derzeit eine Ausstellung zu sehen, die sich mit der Rolle der Polizei in der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt. Sie steht unter dem Leitmotiv: "Ordnung und Vernichtung – Die Polizei im NS-Staat."

Die Präsentation von Zeitzeugnissen in Wort und Bild zeigt die systematische Verstrickung der Polizei in die Machenschaften des nationalsozialistischen Regimes in der Zeit von 1933 bis 1945 auf. Sie zeigt ebenso, wie die Dinge sich vorher anbahnten und wie es Tätern nach Ende des Zweiten Weltkriegs gelang, wieder in staatlichen Funktionen Anschluss zu finden. Bei der Ausstellungseröffnung im Friedrichssaal des Konstanzer Polizeipräsidiums erinnerte Kurator Dirk Götting daran, dass es eine breite Basis für das Ausstellungsprojekt gegeben habe.

Die Entscheidung, sich in dieser Weise einem dunklen Kapitel der Polizeigeschichte zu stellen, sei eine gemeinsame Initiative aller Bundesländer gewesen, erläuterte der Historiker, der in Hannover Lehrbeauftragter für Polizeigeschichte ist. Die Polizeihochschule Münster und das Deutsche Museum in Berlin erarbeiteten die Präsentation, die Polizeiakademie Niedersachsen erweiterte sie noch einmal. Nun wird die Wanderausstellung auf Initiative des Polizeipräsidiums und der Bundespolizeiinspektion Konstanz am Bodensee gezeigt.

"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft": Anlässlich der Ausstellungseröffnung zitierte Polizeipräsident Ekkehard Falk das Wort des Gelehrten Wilhelm von Humboldt, um die Bedeutung der Präsentation herauszustellen. Heute sei die Polizei stolz darauf, Teil des demokratischen Rechtsstaats zu sein, unterstrich er. Und er appellierte: "Wir müssen wach sein für die Zukunft."

Dirk Götting machte transparent, wie im Nationalsozialismus der Befehlsstaat den Rechtsstaat aushebelte. Er zeigte auch auf, wie wichtig die Polizei für die nationalsozialistischen Machthaber war. So waren Polizeieinheiten immer hinter der Wehrmacht dabei, wenn die Deutschen Machhaber Krieg führten. Ein Fazit: Der Ukrainefeldzug zum Beispiel wäre ohne Polizeitrupps so gar nicht möglich gewesen. Göttings Einschätzung: "Es gab Verweigerung, aber wenig."

Ziel des Polizeipräsidiums und der Bundespolizeiinspektion in Konstanz ist es nicht nur, das eigene Personal mit der NS-Geschichte der Polizei zu konfrontieren. Auch interessierte Bürger und Schulklassen sind willkommen.


Die Ausstellung im Polizeipräsidium Konstanz (Benediktinerplatz 3) ist bis zum 20. Juli montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr für jedermann zugänglich.