Beim EU-Projekt „Kampf gegen organisierte Kriminalität und Korruption auf dem Westbalkan„ kommt einem nicht unmittelbar die Stadt Konstanz in den Sinn. Doch dort ist beim Revier der Wasserschutzpolizei eine Ermittlungsgruppe angesiedelt, die gerade wieder einen Erfolg vermeldet: das Kompetenzzentrum Bootskriminalität Baden-Württemberg (KBK). Nach Angaben des Polizeipräsidiums Einsatz in Göppingen, zu dem das Revier organisatorisch gehört, waren die Konstanzer an zwei Aktionen in Montenegro beteiligt. Diebesgut im Gesamtwert von 1,2 Millionen Euro wurde dabei sichergestellt.
Ein Polizist der Konstanzer Gruppe, der aus ermittlungstaktischen Gründen ungenannt bleiben will, war direkt in Montenegro an den Aktionen beteiligt, außerdem ein Ermittler aus den USA, einer aus Großbritannien und etwa 25 Grenzbeamte aus Montenegro.
Gestohlene Yacht im Wert von 500.000 Euro gefunden
Zwei von ihnen seien zuvor in Konstanz ausgebildet worden und sollen ihre neuen Kenntnisse in ihrem Heimatland weitergeben. Im Konstanzer Büro selbst unterstützte ein dreiköpfiges Team die Aktion. Es nahm in Verdachtsfällen zeitnah tiefergehende Überprüfungen vor, insbesondere Identifizierungen und Zuordnungen zu Straftaten.Hierzu seien auch die Netzwerke der beteiligten Partner genutzt worden, heißt es in einer Mitteilung aus Göppingen. Aufgrund der Dimension der beiden Aktionen wurden die Fahnder bei einem Einsatz zusätzlich von einem Beobachter der Europäischen Grenzschutzagentur Frontex unterstützt.

Als größten Erfolg wertet die Polizei den Fund einer Segelyacht des deutschen Herstellers Hanse im Zeitwert von über 500.000 Euro. Sie sei im Jahr 2018 in Italien gestohlen worden. Die Rumpfnummer der Yacht sei professionell gefälscht worden, ebenso wie die Motorennummern und die amerikanischen Dokumente, die zur Erlangung der US-Registrierung vorgelegt worden waren.
Woran die Fahnder die Fälschungen erkannt haben, verrät der Konstanzer Polizist nicht. „Wir wollen den Kriminellen doch nicht unsere Ermittlungstricks verraten“, sagt er mit einem Schmunzeln. Die Ermittler wollten unberechenbar bleiben und auch in Zukunft immer für eine Überraschung gut sein. Deshalb landeten solche Details auch nicht in den Akten und sogar bei Gerichtsverfahren müssten sie nicht zwingend offengelegt werden.
Diebesgut stammt aus mehreren Ländern
In Montenegro wurden von dem internationalen Team im gesamten Land und an allen Grenzübergängen über 400 Sportboote und etwa 200 Außenbordmotoren sowie Bootstrailer kontrolliert, informiert die Polizei. Es seien zehn Motorboote, zwei Segelyachten, drei Jetskis (Wassermotorräder) und sieben Außenbordmotoren im Gesamtwert von knapp 1,2 Millionen Euro sichergestellt werden. Die Sportboote und Motoren seien in Schweden, Norwegen, den Niederlanden, Slowenien, Italien und der Türkei entwendet worden.
Teilweise ist das Diebesgut wieder bei den Eigentümern, teilweise ist es noch Beweismittel im Strafverfahren und kann deshalb noch nicht zurückgegeben werden, erläutert der Konstanzer KBK-Ermittler.
Bemerkenswert sei laut Polizei auch die Identifizierung einer Motoryacht im Wert von etwa 200 000 Euro, die bereits im Jahre 1999 in Slowenien gestohlen worden war. Die Yacht habe auf einem Trockenliegeplatz gestanden und sei aus unbekannten Gründen von den Tätern offenbar aufgegeben worden.

Die Kriminalpolizei in Montenegro habe gegen mehrere Beschuldigte aus sechs Nationen Ermittlungsverfahren eingeleitet. Im Hinblick auf die noch laufenden Interpol-Ermittlungen könnten derzeit keine weiteren Details mitgeteilt werden, schreibt das Polizeipräsidium Einsatz in seiner Mitteilung. Die Aktionen seien von montenegrinischer Seite perfekt vorbereiteten worden. Damit sei klargestellt worden, dass das kleine Balkanland in Zukunft kein sicherer Ort mehr für gestohlene Boote und Außenbordmotoren sein dürfte. Die Zusammenarbeit mit den montenegrinischen Behörden wird als vorbildlich beschrieben.
Signal des guten Willens an die EU
Der bei dem Einsatz beteiligte Konstanzer ergänzt: „Die Aktion ist ein EU-Projekt mit Montenegro, die ja auch in die EU und deswegen auch zeigen wollen, dass sie es können.“