Die Bedeutung für die Stadt Konstanz wie für den gesamten westlichen Bodensee ergibt sich allein aus der Zahl der Besucher: Die Insel Mainau rechnet in diesem Jahr mit einer Million Gäste. Für das größte Touristikunternehmen der Region Bodensee geht es damit weiter aufwärts.
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Blumeninsel mehr als 900.000 Besucher. „Das ist ein Normalisierungsschritt“, erklärte Geschäftsführerin Bettina Gräfin Bernadotte. Vor der Corona-Pandemie kamen jährlich 1,25 Million Besucher. Mit 75.000 Besuchern trug der knapp siebenwöchige Christmas Garden einen guten Teil dazu bei, die Mainau auch in der kalten Jahreszeit als attraktives Besuchsziel zu erleben. In diesem Jahr soll die bunte Lichterschau zum dritten Mal stattfinden.

Wie bereits 2022 steht das Blumenjahr wieder unter dem Motto „Schlossjuwel und Gartenrausch“. Der Untertitel lautet „Grüne Fürsten am Bodensee“. Dieses Ausstellungsprojekt wird zusammen mit Partnern auf der deutschen Seeseite und dem Thurgau gestaltet. Es widmet sich unter anderem dem österreichischen Fürsten Nikolaus II. Esterházy, auf den etliche bedeutende Park- und Kulturinitiativen zurückgehen.
Esterházy hatte die Insel Mainau im Jahr 1827 dem badischen Staat abgekauft und den zuvor im Stil des Barock symmetrisch angelegten Park zu einem modernen englischen Landschaftsgarten mit verschlungenem Wegenetz umgestaltet. Eine Ausstellung im Schloss und Installationen im Park zeigen auf, wo die grünen Fürsten auf der Mainau und am Bodensee ihre Spuren hinterlassen haben.
Eintrittspreis ist zukünftig vom Tag abhängig
Neu eingeführt wird ein nach Wochentagen abgestuftes Preissystem, das schwerpunktmäßig online abgewickelt wird. Die Schranken auf dem Inselparkplatz samt Auslösung mittels einer gekauften Münze gehören dann der Vergangenheit an. Ab sofort werden die Nummernschilder der parkenden Autos durch Kameras erfasst.
Die Parkgebühr kann an sieben Automaten bar oder bargeldlos mittels Kennzeicheneingabe bezahlt werden. Die Bezahlung ist auch über eine App auf dem Smartphone möglich. Maximal 48 Stunden bleiben hierfür – bei einer Zeitüberschreitung wird automatisch ein Mahnschreiben verschickt. Für die Parkplatzabwicklung hat die Insel Mainau ein darauf spezialisiertes Unternehmen beauftragt.
Die Insel Mainau schafft weitere Anreize für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Nutzer des Bonusprogramms bwegtPlus erhalten einen vergünstigten Eintritt. Die Schweizerischen Bundesbahnen und die Bodensee-Schiffsbetriebe legen Kombitickets auf. Das im vergangenen Jahr in Dienst gestellte Elektroschiff „Insel Mainau“ verkehrt wieder von und nach Unteruhldingen.
Zusammen mit dem Stockacher Unternehmen Eto Magnetic wird die Mainau demnächst einen vollelektrischen Kleinbus als Besuchershuttle betreiben, wie Gräfin Bettina ankündigte. Zukünftig soll er eigenständig, das heißt ohne Fahrer, seinen Weg zwischen Inseleingang und Parkplatz Schwedenschenke finden. Dazu werden auf seiner Fahrstrecke Sensoren angebracht. Anfangs werde er durch einen Fahrer gesteuert und auf diese Weise angelernt.

Die Mainau-Familie zieht ein positives Fazit
„Mit dem Jahr 2022 sind wir super zufrieden“, erklärt Gräfin Bettina, obwohl die Zahlen noch nicht abschließend ausgewertet sind. Über die Zukunft mache sie sich „null Sorgen“. Ihr Bruder und Mitgeschäftsführer Graf Björn sieht die allgemeine Krise als Chance. Sie habe zum Beispiel zu einer erhöhten Flexibilität in der Gastronomie geführt. „Sie ist das Gebot der Stunde. Das war ein guter Lerneffekt“, betont er.
Nach wie vor hat der Bereich Gastronomie auf der Blumeninsel Bedarf an Fachkräften. „Wir sind weiterhin auf der Suche. Aber die Lage beim Gastronomiepersonal ist nicht kritisch. Aber wir können nicht alles anbieten und umsetzen“, berichtet die Geschäftsführerin. „Nicht entspannt“, lautet Graf Björns Einschätzung. Auch Nebenjobs für Schüler und Studierende würden wieder angeboten. „Wenn wir sie denn kriegen“, verweist er auf eine weitere Schwierigkeit.
Besser ist die Lage im Bereich Garten und Forst. „Da sind wir gut aufgestellt“, erläutert Gräfin Bettina. Aber es gebe nicht mehr so viele Bewerber für Ausbildungsplätze. „Wir bilden über den Bedarf hinaus aus“, sagt sie. In der Besucherstruktur hat sich durch Corona einiges verändert. Laut Gräfin Bettina normalisiere sich der Trend zwar, aber eine genaue Vorhersage gebe es nicht.
So habe sich die Zahl der Busreisegäste noch nicht der Vor-Corona-Zeit angenähert. Etliche Busunternehmen gebe es seither nicht mehr. Außerdem hätten sich viele ältere Menschen nicht getraut, in den Bussen relativ eng zusammenzusitzen. „Auch bei den Auslandsgästen sind wir noch nicht auf Vor-Corona-Niveau“, ergänzte sie.
Graf Björn rechnet damit, dass die Insel Mainau dem erwarteten Gesamttrend von mehr inländischen Gästen folgt. „Corona hat uns fünf Jahre Fortschritt gekostet“, fasst Bettina Gräfin Bernadotte die einschneidende Pandemie zusammen.