Mitte Februar war der anonyme Absender noch harmlos in seiner Wortwahl, am Karfreitag legte er oder sie nach. Luigi Pantisano, Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters von Konstanz, hat seit Bekanntgabe seiner Kandidatur beleidigende E-Mails erhalten. Diese liegen dem SÜDKURIER vor und wurden an Pantisanos E-Mail-Adresse als Stadtrat in Stuttgart verschickt.

Das könnte Sie auch interessieren

Was wurde in den E-Mails geschrieben?

Im Februar, kurz nach seiner Vorstellung als OB-Kandidat, hatte es noch geheißen: „Verschwinde! Wir brauchen hier am See keine linken Ökos!“. Nachdem nun die Grünen in Konstanz erklärten, sie unterstützen Pantisanos Kandidatur, zielt der Absender auf seine Wurzeln: „Verpiss Dich – am besten nach Italien. Solch ein linkes Arschloch brauchen wir am See nicht!“, las der 40-Jährige während der Osterfeiertage.

Ermittlungen in Richtung Fremdenfeindlichkeit sind denkbar

Sandra Kratzer von der Pressestelle der Polizei Konstanz erklärt: „Das ist ein Fall für den Bereich Staatsschutz der Kriminalpolizei.“ Die Beamten dort würden ermitteln, ob es sich bei den Worten um Beleidigungen und Nötigungen handle, oder ob ein fremdenfeindliches Motiv dahinter stehe. Auch wenn die Ermittlungen bei anonymen E-Mails schwierig sein können, „gibt es technische Möglichkeiten, die Tatverdächtigen ausfindig zu machen“, erklärt die Polizeisprecherin.

Das könnte Sie auch interessieren

Was sagt Pantisano zu den Hass-Botschaften?

Luigi Pantisano kennt solche Botschaften, seit er kommunalpolitisch aktiv ist, sagt er. Der Sohn italienischer Einwanderer ist seit 2016 Stadtrat in der Landeshauptstadt für die Wählervereinigung Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS). Einige Jahre zuvor war er Quartiersmanager für das Gebiet Berchen-Öhmdwiesen in Konstanz.

In den vergangenen vier Jahren sei es auch schon zu heftigeren Vorfällen gekommen, berichtet Pantisano, darunter Morddrohungen per Brief an seine Privatadresse. „Diesmal werte ich das noch als Beleidigungen„, sagt der 40-Jährige. Mit Blick auf seine zwei kleinen Kinder sei er empfindlicher geworden und achte inzwischen darauf, dass diese gar nicht oder nur unkenntlich auf gemeinsamen Bildern zu sehen seien.

Warum hat er die Vorfälle bei der Polizei angezeigt?

Die jüngsten E-Mails mit Bezug zu Konstanz habe er aus zwei Gründen zur Anzeige gebracht: „Erstens, weil es mir wichtig ist, dass sie kriminalstatistisch erhoben werden. Zweitens, weil mich der Staatsschutz dazu aufgefordert hat, jeden Fall zu melden.“ In der Vergangenheit wie auch jetzt wieder zielten die Anfeindungen meist auf das Mutterland seiner Eltern.

Pantisano wurde in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) geboren und sagt: „Ich sehe mich als Deutscher und werbe bei Menschen mit Migrationshintergrund aktiv um ein Bekenntnis zu Deutschland.“ Für einen Politiker, der einem links-grünen Milieu entstammt, sei eine offensive Positionierung in diese Richtung eher die Ausnahme. „Dennoch sprechen mir einige Leute ab, mich in meiner Heimat politisch zu engagieren“, erklärt Luigi Pantisano.

Rückmeldung an den Autor geben