Connie Levi trägt die Erinnerung an die Bodenseestadt in ihrem Namen. Denn sie heißt eigentlich Constance, also Konstanz auf Englisch. Ihr Vater Max hat ihr den Namen gegeben. Konstanz, das war der Ort, an dem er aufwuchs, an dem er aber wegen der Nationalsozialisten nicht bleiben durfte.
Er und seine Eltern mussten nach San Francisco fliehen. Connie und ihre Schwester Karen Levi aus den USA sind dabei, als vor dem Geburtshaus von Max in der Schulstraße 14 drei Stolpersteine verlegt werden. Diese mahnen ans Schicksal von ihm und seinen Eltern Alfons sowie Gertrude Levi.

Sarina Tepel spielt eine traurige Melodie am Saxophon. Schüler der Klassenstufe 9 des Suso-Gymnasiums halten historische Bilder von Alfons, Gertrude und Max Levi hoch. Unterstützt von Petra Quintini von der Initiative Stolpersteine haben die 14- bis 16-Jährigen zum Schicksal der drei Levis geforscht.
Sie haben im Stadtarchiv in Konstanz recherchiert sowie im Staatsarchiv in Freiburg und sie haben die autobiographische Veröffentlichung von Karen Levi „A smile that lasts forever“ (Ein Lächeln, das ewig anhält) ausgewertet.
Damit niemand vergisst, was im Nationalsozialismus geschah
Acht Jugendliche belegen freiwillig den vom Geschichtslehrer Frank Martin geleiteten Kurs „Nationalsozialismus und jüdisches Leben in Konstanz“. Warum sie das machen? Damit niemand vergisst, was im Nationalsozialismus geschah, sagen Franziska Guder, Dila Özmicco und Laura Palloshi. Alina Mak ergänzt: „Wir sind doch alle gleich.“ Niemand dürfe wegen seiner Religion oder Hautfarbe diskriminiert werden.
Karen Levi, die Nachfahrin der Vertriebenen, sagt auf Englisch: Sie freue sich sehr, dass die jungen Menschen sich dafür einsetzen, dass die Welt ein besserer Platz wird und dass sie die Erinnerung an den Holocaust wach halten. Mit Blick auf die USA sagt sie, es werde noch lange dauern, bis auch farbige Menschen keine Diskriminierung mehr erfahren.

Auch die Schwester Connie freut sich über die Erinnerungsarbeit der jungen Menschen, und das Gedenken an die Vertreibung der Familie Levi. Ihr Großvater habe ein schwieriges Leben in den USA gehabt. Von ihrem Vater wisse sie, dass er Konstanz immer geliebt habe. Sie ist das zweite Mal in der Bodenseestadt.
In den 80er-Jahren war sie schon mal da, zusammen mit dem Vater. Dieser sei sehr bewegt gewesen, als er sein Geburtshaus wieder sah. Die Schwestern können dieses Mal den zweiten Stock in der Schulstraße 14 besuchen, also die Räume, in denen der Vater und die Großeltern gewohnt hatten.
Die Biographien der Vertriebenen
OB Burchardt: „Wir werden die Geschichte nicht vergessen“
„Wir werden die Geschichte nicht vergessen“, verspricht Oberbürgermeister Uli Burchardt in seiner in Englisch gehaltenen Rede. Die Stolpersteine würden helfen, die Erinnerungen wach zu halten. Es gelte, gegen Diskriminierung, Hass und Rassismus vorzugehen und den Opfern Schutz zu geben. Kein Mensch könne das Leid nachvollziehen, das die Nationalsozialisten über Menschen gebracht haben, die ausgegrenzt und verfolgt wurden.
Die Schüler trugen vor, was sie zu den Personen Alfons, Gertrude und Max Levi herausgefunden haben. Ihnen ist je ein Stolperstein in der Schulstraße gewidmet. Sie liegen als Mahnmale im Pflaster auf den Straßen.
„Seit wir uns mit dem Thema beschäftigen, sehe ich häufiger auf den Boden“, sagt Franziska Guder. Sie sei erstaunt, wie oft sie auf das Schicksal eines früheren Bewohners von Konstanz aufmerksam gemacht werde. Die Initiative Stolpersteine recherchiert Geschichten von Menschen, die durch das NS-Regime getötet, verfolgt oder vertrieben wurden.