Es ist Andreas Noes zweites Projekt, das der in Konstanz aufgewachsene Umweltaktivist in Portugal realisiert. Lag der Fokus im vergangenen Jahr auf dem Müll, der an jedem Strand des Landes zu finden ist, widmete sich Noes diesjähriges Projekt einem Abfallprodukt, das an sich sehr viel kleiner ist als zum Beispiel eine Einwegflasche.
1,1 Millionen Zigarettenstummel sammelte Andreas Noe, auch als „Trash Traveler“ bekannt, zusammen mit 600 Helfern in verschiedenen Städten entlang der Küste Portugals auf. Der „Butt Hike“ [“butt“ ist das englische Wort für Zigarettenstummel, Anm. d. Red.] begann im Norden des Landes und zog sich die Algarve entlang durch die Städte.

Für Andreas Noe dient der Zigarettenstummel als Modell und Symbol für verstecktes Plastik und Giftstoffe. Beides gelangt durch eine gewohnheitsmäßige Tat, das achtlose Wegwerfen, in die Umwelt. Mit diesem Projekt ist Noe ein Stück weg vom Meer und hinein in die Städte gegangen. „Man schaut mehr dahin, wo es eigentlich herkommt“, sagt er. „Die Verschmutzung fängt bei uns an, bei unseren Taten.“

600 Menschen waren an dem Projekt beteiligt und sammelten, mit Mehrweghandschuhen und Mehrwegbehältern ausgestattet, zwei Monate lang die „butts“ vom Boden auf. Auch anderorts kamen kleine Gruppen Noes Aufruf nach, sammelten fleißig. Den Müll brachten sie entweder zu Sammelpunkten, an denen Andreas Noe und einige Helfer die Stummel abholten, oder brachten es direkt vorbei. „Ich glaube, ich bin der erste Mensch, der sich darüber freut, Zigarettenstummel geschenkt zu bekommen“, sagt Noe dem SÜDKURIER am Telefon lachend – auch wenn das Thema ernst ist.
Zigarettenstummel werden zu Baumaterial
Was passiert jetzt mit den 1,1 Millionen Zigarettenstummeln? Im kommenden Jahr will Andreas Noe daraus ein Tiny House bauen. Mithilfe von Pilzen, die die Zigarettenstummel recyceln. Dazu brauchen die Pilze nur etwas Stroh, Kaffeesatz, und Zeit. Kommenden Freitag startet das erste Experiment mit einem Pilzspezialisten aus Lissabon. 10.000 Stummel sollen bis Anfang nächsten Jahres recycelt sein. Die Pilze produzieren aus dem Müllprodukt backsteinartige Blöcke, die unter Hitze, wie Ton, gehärtet werden können.

Abgesehen vom Bau des kleinen Häuschens will Andreas Noe nun für jedes Jahr ein großes Projekt, wie den Trash Hike aus dem Sommer 2020 oder den diesjährigen Butt Hike, planen. Er habe einfach Spaß daran, so viele Organisationen und Menschen wie möglich zu kennenzulernen, die sich für die Umwelt einsetzen. Durch sein Engagement habe sich in Portugal bereits in Netzwerk verschiedener Initiativen entwickelt, die dadurch auch gemeinsam Projekte angehen.
Wie auch schon beim „Trash Hike“ gehe es beim „Butt Hike“ nicht um das Aufräumen an sich, betont Andreas Noe. Je weniger Müll in der Natur, desto besser, soviel ist klar. Aber: „In zwei Minuten werden in Portugal 7000 Zigarettenstummel auf den Boden geworfen“, erklärt Noe. Rechnet man ein wenig, kommt man auf Folgendes: In zwei Monaten haben 600 Leute die Menge aufgesammelt, die innerhalb von zwei Stunden in die Umwelt gelangt. „Das ist so nicht zu kompensieren.“

Bei seinen Projekten gehe es darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wir leben, wie wir konsumieren, und wie wichtig es ist, sich dem Einfluss auf die Umwelt bewusst zu sein.