Die drei von den Oldtimerfreunden Bodanrück – Jörg Dennenmoser, Michael Müller und Ralf Sandmann – strahlen wie kleine Kinder über das ganze Gesicht. Voller Vorfreude öffnen sie die Halle und präsentieren voller Stolz ihre Neuanschaffung: Einen Mähdrescher. „Fahr M 60, Baujahr 1964“, stellt Jörg Dennenmoser kurz und knapp fest. Viele Worte macht er nicht. Er sagt nur noch: „Er ist noch voll funktionstüchtig.“ Zeit für ein Gespräch hat er jetzt nicht. Wie ein kleines Kind kann er es nicht erwarten, die Maschine aus der Halle zu rangieren und die Leistungsfähigkeit des historischen Erntehelfers vorzuführen. Ihn zieht es quasi magnetisch auf die riesige Maschine. Er lässt den Motor an, fährt auf ein Feld und führt vor, zu welchen Leistungen die 57 Jahre alte landwirtschaftliche Erntemaschine immer noch fähig ist.

Riesige Mähdrescher-Maschine ist besonderes Aushängeschild der Oldtimerfreunde

Die drei Fans, zu denen sich nun auch Kollege Daniel Schaffert gesellt hat, stehen jetzt glücklich und zufrieden vor der riesigen Maschine. „Sechs Meter lang, drei Meter hoch und 2,60 Meter breit“, skizziert Jörg Dennenmoser die Dimension der Maschine. Was ihn fasziniert: „Es ist einfach ein Wunderwerk der Technik. Auch nach den vielen Jahrzehnten – der Mähdrescher war bis letztes Jahr noch im Einsatz – funktioniert noch alles tadellos.“ Mit diesem Mähdrescher haben sich die Herren einen Traum erfüllt. Warum es gerade eine solch große Maschine sein musste? „Einen Traktor hat jeder“, meint Michael Müller schulterzuckend. „Wir Oldtimerfreunde wollten etwas Besonderes, etwas, was nicht jeder hat. Naja, und wer hat schon einen Mähdrescher“, grinst er zufrieden. „Er ist jetzt unser Aushängeschild“, stellt Jörg Dennenmoser fest, gesteht dann doch auch ein: „Klar, es ist ein Spielzeug für Männer.“

100 Fahrzeuge vor zwei Jahren auf der Premiere – Vom Zweirad bis zum Unimog

Wer mit welchen alten Fahrzeugen zum Oldtimerfrühstück am Sonntag nach Egg auf das Gelände von Ralf Sandmann kommen wird, wissen die Veranstalter nicht. Es wird auch für sie eine Überraschung, wie vor zwei Jahren bei der Premiere des Anlasses für Liebhaber alter Fahrzeuge. „Das erste Treffen war Bombe. Etwa 100 Fahrzeuge, Young- und Oldtimer, vom Zweirad bis zum Unimog und ein ständiges Kommen und Gehen“, berichtet Michael Müller und fügt an: „Die Veranstaltung hat damals unsere Erwartungen übertroffen.“ Ralf Sandmann hofft mit Blick auf den kommenden Sonntag: „Vielleicht kommt die Holder-Gang von der Reichenau wieder.“ Mit wie vielen Traktoren die Insulaner vor zwei Jahren gekommen sind, weiß er zwar nicht mehr, aber dass es eine echte Schau war, das ist ihm noch in bester Erinnerung.

Kommt ein feuerwehrroter Trabant? – Veranstalter lassen sich überraschen, was anrollt

Die Gerüchteküche in Litzelstetten brodelt überdies. „Drei Kuckuck haben gesagt, sie holen den alten Trabi aus dem Regal“, berichtet Daniel Schaffert. Nein, es handele sich hierbei nicht um ein Spielzeugauto, sondern um einen feuerwehrroten Trabant, der in einem Hochregallager aufbewahrt werde, erläutert er. Ob die Litzelstetter tatsächlich das oftmals belächelte Duroplast-Fahrzeug zum Laufen und dann noch bis nach Egg bringen, daran haben die vier Oldtimerfreunde ihre Zweifel. „Wir lassen uns überraschen, was anrollt“, so Dennenmoser, wohlwissend, dass neben den mittlerweile 25 Aktiven, die den Oldtimerfreunden Bodanrück angehören, zahlreiche weitere Oldtimerliebhaber ihre Glanzstücke aufpolieren, damit sie am Sonntag in voller Pracht zum Blickfang gereichen.

Live-Musik und Kulinarisches runden das Oldtimerteffen ab

„Mein Heimat- und Nachbarverein kommt: Der Musikverein Dingelsdorf spielt ab etwa 10.30 Uhr bei unserem Treffen“, jubiliert Michael Müller als bekennender Fan des Orchesters. Obwohl Müller ebenfalls in Dingelsdorf wohnt, gehört er nicht dem Verein an. Der Grund: „Ich kann doch keine Noten lesen“, meint er mit Bedauern. Wie es sich für ein Oldtimer-Frühstück gehört, wird auch für das leibliche Wohl gesorgt. „Handbrot“, kündigt der gelernte Metzger Daniel Schaffert an, sprich: „Schweinehals und Wurst im Brötle – Corona-bedingt gleich zum Mitnehmen“, sagt Schaffert, der sich als Koch bei diversen Festivitäten auf dem Bodanrück einen hervorragenden Ruf erarbeitet hat, jetzt aber kleinere Brötchen backen muss. Die Oldtimerfreunde Bodanrück tragen seit einigen Tagen ihre Frauen quasi auf Händen – nicht ohne Hintergedanken. „Sie sorgen für Kaffee und hausgemachten Kuchen“, sagt Michael Müller. Für die veranstaltenden Herren ist die Kulinarik zwar unverzichtbar, aber doch lediglich Beiwerk, denn sie fiebern den motorisierten Zeitzeugen der Geschichte entgegen und fragen sich erneut: „Was wird wohl alles anrollen?“