Der Adventsmarkt im Konstanzer Stadtgarten ist zu Ende. „Aufgrund der sich rasant verschlechternden Corona-Lage und der damit einhergehenden Verschärfung der Maßnahmen seitens der Landesregierung“ sehe man sich gezwungen, den Adventsmarkt abzusagen, schrieben die Veranstalter am Dienstagabend auf ihrer Internetseite.
Hintergrund ist die neue 2G-Plus-Regel – zusätzlich zu Impfung oder Genesung ist dabei ein negativer Schnelltest erforderlich. „Die Besucher, Marktbeschicker, Gastronomen und Partner des Konstanzer Adventsmarkts werden um Verständnis für diese Entscheidung gebeten“, heißt es auf der Internetseite weiter. Sie fuße auf gründlichen Überlegungen zum Infektionsschutz der Bevölkerung und zur Wirtschaftlichkeit der Veranstaltung.
Testkapazitäten reichen nicht aus
Veranstalter Levin Stracke hatte sich bereits am Dienstagvormittag vor der Entscheidung der Landesregierung zu den neuen Corona-Maßnahmen skeptisch geäußert, ob der Konstanzer Adventsmarkt mit 2G-Plus weiter geöffnet bleiben könne. Die neue Verordnung sieht den Zugang nur noch für Geimpfte oder Genesene vor, die einen tagesaktuellen Schnelltest vorweisen können.
„Die Testkapazitäten reichen nicht aus, um das für alle zu ermöglichen“, sagte Stracke. Für 8500 Besucher war das Konzept im Stadtgarten ausgelegt. Es sei auch ein zusätzlicher Aufwand, das zu kontrollieren – und bei den Besucherzahlen hätte es ohnehin noch Luft nach oben gegeben.

Wegen 2G-Plus-Regel noch weniger Besucher befürchtet
Dass sich mit 2G-Plus noch weniger Besucher in den Stadtgarten verirren würden, wo der Markt eingezäunt zum ersten Mal stattfand, hatten auch die Händler befürchtet. Diese zeigten sich trotz der schönen Lage direkt am See nicht glücklich mit dem Umsatz nach fünf Tagen Adventsmarkt.
„Das Publikum fehlt“, sagte Ewald Kudermann. Der 60-Jährige und seine Frau Edith haben seit „vielen Jahren“ einen Stand auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt. Ihre Kässpätzle und den Glühwein haben sie oft an Laufkundschaft verkauft – mit Standorten auf der Marktstätte, der zentralen Fußgängerzone oder am Katamarananleger, wo die Besucher aus Friedrichshafen ankommen. Im Stadtgarten gab es kaum Laufkundschaft.

Absage trifft die Markthändler hart
Seit zwei Jahren hat er keine Einnahmen mehr gehabt, erzählte Ewald Kudermann. Er hatte gehofft, wieder etwas verdienen zu können, nachdem viele Veranstaltungen in den vergangenen beiden Saisons abgesagt wurden und er seine Stände nicht aufbauen konnte. Seine Frau Edith erzählt, sie habe nur kleine Einkäufe für den Stand machen können. So, dass der Kühlschrank gerade gefüllt gewesen sei. Die Zahlung eines Großeinkaufs sei schon nicht mehr drin gewesen. Die Rücklagen, wie bei so vielen, aufgebraucht.
Auch Emanuele Lungo kämpfte damit, dass deutlich weniger Kunden den Weg zu seinem italienischen Glühweinstand fanden, am zweiten Eingang Richtung Inselhotel. „Der Todesstoß wäre das zusätzliche Testen“, sagte er noch, bevor die neue Verordnung in Kraft trat. Wie Stracke sah er keine Möglichkeit, die zusätzlichen Testkapazitäten so kurzfristig aufzubauen.

Auch unter 2G-Bedingungen lief der Start schleppend
Doch auch unter den 2G-Bedingungen lief nicht alles rund, sagte Lungo. Er habe in 20 Jahren Weihnachtsmarkt noch nie so einen schlechten Start gehabt. Sonst war sein Stand prominent in der Marktstätte platziert und lief blendend. Im Stadtgarten fanden selbst nur wenige Stammkunden den Weg zu ihm. Viele seien wegen der aktuellen Situation auch zuhause geblieben, erzählte er.
„Das ist eine riesige finanzielle Belastung“, sagte Lungo, der auch ein Restaurant in Litzelstetten besitzt. Schließlich seien die Standmieten schon recht hoch. Schon vor der Absage hatte er befürchtet, dass er die Kosten nicht wieder einspielen kann. Nun bleibt er wie viele auf den gekauften Waren und Lebensmitteln sitzen und hofft auf eine Entschädigung.
Ohne Angestellte alleine am Stand

Immense Ausgaben für eine neue Hütte und sein recht exklusives Konzept hat Antony Birkle gehabt. Er hatte das Glück zentral am großen Karussell zu stehen, wo er heißen Champagner und geräucherte Forelle aus eigener Zucht verkauft hat. Auch er zeigte sich schon vor der Absage frustriert ob der wenigen Kundschaft. Wie so viele bestritt er den Stand alleine und mit Unterstützung von Familie und Freunden. Angestellte konnten sich die wenigsten auf Grund der niedrigen Umsätze leisten.
Mit Blick auf die anderen Händler auf dem Weihnachtsmarkt und die Situation der Branche sagte er: „Es sind fast nur noch die da, die ein zweites Standbein haben.“ Die anderen hätten aufgeben müssen, schätze er die Lage ein.