Herbert Brand, von allen nur Brandy genannt, muss selbst ein wenig schmunzeln, als ihm die Tür zum Mainauer Veranstaltungssaal Kastaniengarten geöffnet wird. „Einen Schlüssel habe ich ja nicht mehr“, sagt er lächelnd.

„Die Zeit ist jetzt vorüber und ich kann im Rückblick sagen: Es war eine tolle Zeit, einfach fantastisch und ich bin sehr dankbar.“ Zum 1. Juni ist der 64-Jährige nach 45 Jahren in den Ruhestand gegangen, den er selbst als Unruhestand bezeichnet.

Die Mainau-Köche im Jahr 1986. Welcher davon ist Herbert Brand? Der Zweite von rechts!
Die Mainau-Köche im Jahr 1986. Welcher davon ist Herbert Brand? Der Zweite von rechts! | Bild: Archiv Schloss Mainau

„Die Beschäftigungen gehen mir nicht aus. Mir wird nicht langweilig werden.“ Auch in Zukunft möchte er noch jede Menge Aufgaben übernehmen: Zum Beispiel wird Brandy die Mini-Köche weiterhin betreuen und weiterbilden – eine jährlich wechselnde Gruppe kochinteressierter Kinder im Alter zwischen zwölf und vierzehn Jahren.

(Archivbild) Das Heranführen von jungen Menschen an die Gastronomie war, ist und bleibt eine Herzensangelegenheit für Herbert Brand.
(Archivbild) Das Heranführen von jungen Menschen an die Gastronomie war, ist und bleibt eine Herzensangelegenheit für Herbert Brand. | Bild: Nikolaj Schutzbach | SK-Archiv

Beim ersten Anblick der Mainau wusste er: „Das ist es!“

Auch im Wirtekreis oder im Bodensee-Kochverein bleibt er aktiv. Doch der tägliche Gang in die Küche der Schwedenschenke oder des Kastaniengartens – der gehört der Vergangenheit an. Doch der Blick zurück wird dem gebürtigen Franken weiterhin ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

„Als ich 1978 über Ulm und Meersburg kommend mit der Fähre Richtung Konstanz gefahren bin und rechts die Mainau sah, war ich begeistert von der Schönheit und wusste: Das ist es!“ Er arbeitete sich hoch bis zum Küchenchef der Schwedenschenke und leitete eine Küchenbrigade von 26 Menschen an.

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Ein Höhepunkt der Karriere war ein Doppelgeburtstag der gräflichen Familie 1989: der 80. von Gustaf Lennart Nicolaus Paul Bernadotte, Graf von Wisborg, sowie der 45. von dessen Frau Sonja Bernadotte, Gräfin von Wisborg. „Wir haben an fünf Tagen gerade mal sechs Stunden geschlafen. Verrückt“, blickt Brandy zurück.

„Die Feier dauerte zwei Tage, drei Tage haben wir rund um die Uhr alles vorbereitet.“ Stargäste waren Königin Silvia und König Carl Gustav von Schweden. „Sie haben Kalbsfilet in Blätterteig gegessen, dazu Spargel, schwedischen Lachs und als Dessert gab es einen Erdbeerbecher“, erinnert sich der Koch. „Sie haben es geliebt.“

(Archivbild) Auch 2007 war Königin Silvia (Mitte im fliederfarbenen Kleid) zu Besuch auf der Insel Mainau. Hier posiert sie mit der ...
(Archivbild) Auch 2007 war Königin Silvia (Mitte im fliederfarbenen Kleid) zu Besuch auf der Insel Mainau. Hier posiert sie mit der Grafenfamilie Bernadotte, links neben ihr Sonja Bernadotte, Gräfin von Wisborg. | Bild: Aurelia Scherrer | SK-Archiv
(Archivbild) Königin Silvia war im Jahr 2014 auf der Insel bei der gräflichen Familie zu Gast. Auf diesem Bild sitzt sie zwischen Gräfin ...
(Archivbild) Königin Silvia war im Jahr 2014 auf der Insel bei der gräflichen Familie zu Gast. Auf diesem Bild sitzt sie zwischen Gräfin Bettina und Graf Björn Bernadotte. | Bild: Oliver Hanser | SK-Archiv

Helmut Kohl wurde natürlich Pfälzer Saumagen aufgetischt

Auch Helmut Kohl war sein Gast. Und was hat er dem damaligen Bundeskanzler kredenzt? „Natürlich Pfälzer Saumagen“, antwortet Brandy lachend. Für welches Gericht sich die einstige Bundesministerin Rita Süssmuth entschied, weiß der Koch heute nicht mehr. Björn Wilhelm Bernadotte, Geschäftsführer der Mainau GmbH, habe bei ihm am liebsten Rinderfilet gespeist.

Mehrmals war Herbert Brand in Schweden, um die dortige Küche zu studieren – und sie auf der Mainau anzubieten. Die Renner auf seiner Speisekarte: „Unsere Köttbullar, die berühmten Fleischbällchen, gingen wie verrückt. Pytt i panna, also Kartoffeln, Fleisch, Wurst und Zwiebeln, haben wir ebenfalls rausgehauen wie Hammer.“ Seine Philosophie: „Schwedische Küche mit regionalem Einschlag. Daher liefen auch unsere Fischteller mit Fisch vom See hervorragend.“

1996: Herbert Brandy Brand (Zweiter von links vorne) vor der Schwedenschenke mit Mainau-Gastronomiemitarbeitern.
1996: Herbert Brandy Brand (Zweiter von links vorne) vor der Schwedenschenke mit Mainau-Gastronomiemitarbeitern. | Bild: Archiv Schloss Mainau

Die viele freie Zeit genießt er derzeit in vollen Zügen – und am liebsten mit der Familie. „Ich gehe gerne mit meinen Enkeln zum Angeln. Das ist das Schönste, was es gibt.“ Seit vielen Jahren geht er regelmäßig mit einer Gruppe von Freunden nach Norwegen, um dort zu fischen. Im Juli ist es wieder so weit, bevor er anschließend mit der Familie nach Dänemark reist.

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Einstige Auszubildende melden sich regelmäßig bei ihrem Küchenmeister, der ihnen das Handwerk beibrachte. „Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten und immer wieder Kontakt zu haben – das ist sehr wertvoll und eine Bestätigung meiner Arbeit“, sagt Brandy. Das gebe ihm das gute Gefühl, „bei ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben“.

Einen bleibenden Eindruck hat der ehemalige Küchenchef auch bei Gräfin Bettina und Graf Björn hinterlassen. Die Geschäftsführer der Mainau bedanken sich in dieser Video-Botschaft bei Herbert Brand für die jahrzehntelange Treue als Küchenchef auf der Insel.

Gräfin Bettina und Graf Björn sagen: \'Vielen Dank, Brandy!\' Video: Schloss Mainau

Mehr zum kulinarischen Konstanz von Hincooker Andreas Schuler