Hoffnung auf ein strahlendes C-Dur: Nach finanziell schwierigen Jahren soll die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz 2023 wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen. Das geht aus dem Wirtschaftsplan für das Orchester hervor, der aktuell politisch diskutiert wird.

Danach ist für das laufende Jahr geplant, erstmals seit 2018 im reinen Konzertgeschäft wieder mehr Geld über Karten zu erlösen als für Gagen oder Technik auszugeben. Allerdings ist dies ohne Personal- und andere Fixkosten gerechnet.

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Ein Viertel der Abonnenten ging verloren

Wie im Orchesterausschuss des Gemeinderats deutlich wurde, beziehen sich die Bemühungen sowohl auf Disziplin beim Geldausgeben wie auch auf Phantasie im Geldeinnehmen. Seit 2019 hatte die Philharmonie auch ein Kostenproblem – je nach Lesart obwohl oder weil durch Corona viele Konzerte nicht wie geplant stattfinden konnten.

Außerdem hat das Orchester rund ein Viertel seiner Abonnenten verloren, wodurch verlässliche und fest eingeplante Einnahmen weggebrochen waren. Rund 2500 Abonnenten waren es nach den jüngsten veröffentlichten Zahlen noch, von den verfügbaren Plätzen blieb laut dem dritten Quartalsbericht 2022 etwa jeder zweite frei.

Karten und Abos sollen acht Prozent teurer werden

Nun sollen diejenigen, die ins Konzert gehen, bald höhere Preise bezahlen. Der Wirtschaftsplan sieht auch eine durchschnittliche Erhöhung der Preise für Abonnements und Konzerte um acht Prozent vor. Sie soll ab September 2023 greifen. Stimmt der Gemeinderat dem zu, könnte die beste Karte für ein Philharmonisches Konzert im Konstanzer Konzil künftig rund 56 Euro kosten, ein Abonnement je nach Kategorie des Platzes zwischen etwa 106 und etwa 290 Euro. Das haben Berechnungen des SÜDKURIER ergeben.

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Dennoch bleibt die Philharmonie auf hohe Zuschüsse angewiesen, mehr als sechs Millionen Euro Steuergeld fließen ins Orchester. In den Jahren vor Corona hatte es bei Eigenveranstaltungen etwa 40.000 Besucher im Jahr. Jede Karte wurde also rechnerisch mit rund 150 Euro subventioniert.

2021 waren es bei nur knapp geringeren Zuschüssen wegen Corona sogar lediglich etwa 7200 Besucher, was einem Zuschuss von über 800 Euro pro Kopf entspricht. Für 2023 ist der Beitrag der Stadt ist mit 3,42 Millionen Euro eingeplant, vom Land kommen weitere 2,74 Millionen Euro. Kreis und Schweizer Nachbarn geben ebenfalls eine Unterstützung.

Mehr Mozart, weniger Ligeti? Oder: Ist das Programm populär genug?

So werden auch Stimmen laut, das Orchester, das Konstanz so lieb und teuer ist, möge doch Musik spielen, die das Publikum auch hören will. Susanne Heiß, Stadträtin in der Freien Wähler, äußerte sich im Orchesterausschuss in dieser Richtung.

Auch langjährige Abonnenten hatten immer wieder beklagt, sie könnten mit den Programm der Philharmonie nicht mehr so viel anfangen. Diese Kritik dürfte allerdings verstummen: Für die erste Hälfte des Jahres 2023 stehen ausgesprochen viele bekannte und beliebte Stücke von vielgespielten Komponisten auf dem Programm.

Große Aufgabe: Der neue Chefdirigent Gabriel Venzago leitet die meisten kommenden Konzerte der Südwestdeutschen Philharmonie.
Große Aufgabe: Der neue Chefdirigent Gabriel Venzago leitet die meisten kommenden Konzerte der Südwestdeutschen Philharmonie. | Bild: Südwestdeutsche Philharmonie / Nikolaj Lund

Über den Berg ist die Philharmonie allerdings nicht, wie verschiedene Wortmeldungen im Ausschuss zeigten. Zum einen ist nicht klar, ob die Stadt wie angenommen ihren Zuschuss jedes Jahr um drei Prozent erhöhen kann – und selbst wenn, ob das ausreichen würde, um auch nur die Gehaltssteigerungen im öffentlichen Dienst auszugleichen. Wie Stadtkämmerer Ulrich Schwarz betont, ist dieser Ausblick auf die Jahre ab 2024 eher eine Annahme.

Als Schatten droht das 20-Prozent-Einsparziel

Und dann gibt es noch ein anderes Schreckgespenst. Die Verwaltung hat vom Gemeinderat einen heiklen Auftrag erhalten: Sie soll prüfen, ob beim Theater und bei der Philharmonie jeweils 20 Prozent der Ausgaben eingespart werden können. Dies war Teil der Sparbemühungen, bei denen auch eine Schließung des Hallenbads am Seerhein sowie eine Kürzung der Zuschüsse für Sportvereine diskutiert wurde.

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Im Wirtschaftsplan 2023 für die Philharmonie ist von diesen Streichungen noch nichts zu sehen, denn sie könnten ohnehin nicht sofort umgesetzt werden. Das Prüfergebnis soll im Sommer vorliegen. Kulturbürgermeister Andreas Osner erwartet nach eigener Aussage, dass es lauten wird: Geht nicht. „Wir hoffen auch, dass es gut ausgeht für das Orchester“, sagte er.

20 Prozent Einsparung bei der Philharmonie, so betonten mehrere Stadträte, das würde einen drastischen Personalabbau erfordern – und die Tonart der Zukunft wäre dann wohl eher ein todtrauriges d-Moll.