Eigentlich wollten Diana Wernhöfer und Roland Eckert am Sonntagnachmittag am Hafen gemütlich spazieren. Und plötzlich standen die beiden Konstanzer in der Mitte eines Menschenauflaufs.

Rechts umringten Hundertschaften der Polizei die Antifa, links marschieren die Querdenker. „Katastrophe!“, sagte Diana Wernhöfer, „was haben die denn für ein Problem? Warum ziehen sie nicht einfach ihre Masken auf?“


Breites Bündnis gegen Querdenker
Auch Roland Eckert hatte für die Szenerie nur Kopfschütteln übrig. Ihre Meinung: Großdemonstrationen von Querdenkern müssen nicht unbedingt in Konstanz stattfinden. Und trotzdem waren sie da an diesem Wochenende, das die Konzilstadt sicher so schnell nicht vergessen wird.
Um sich den Querdenkern entgegenzustellen, hatten sich fast alle Parteien im Stadtrat, hatten sich Gewerkschaften, Einzelpersonen und Glaubensgemeinschaften zu einem breiten Bündnis zusammengeschlossen. Viele Gegendemonstrationen waren geplant.

Sind sie geglückt?
Am Sonntagmittag zog SPD-Stadtrat Jan Welsch unter einem roten Pavillon auf Klein-Venedig Resümee: „Am Samstag auf dem Münsterplatz waren 1000 Gegendemonstranten, es war großartig, dass Konstanz Gesicht gezeigt hat.“ Samstag war der Haupttag der Gegendemonstranten.
Am Sonntag ging es, so Welsch, mehr darum, einfach Flagge zu zeigen. Immer wieder kamen an den Stand, der von der Konstanzer Studentin Theresa Wagner mit angemeldet worden war, Menschen vorbei, die eigentlich zu den Querdenkern zählten.

Mit ihnen diskutierten die Studentin und ihre Mitstreiter, versorgten sie mit Informationen über Hygiene, Impfen und Infektionsschutz. „Vielleicht haben wir bei dem ein oder anderen etwas erreicht.“
Auch Uli Burchart, Konstanzer Oberbürgermeister, zieht ein positives Fazit: „Hier gibt es ein breites bürgerschaftliches Bündnis, das sich für Verantwortung in der Corona-Krise und Solidarität einsetzt. Und das auch klar Kante zeigt gegen rechtsextreme Bewegungen und Antisemitismus. Unsere Stadtgesellschaft hat an diesem Wochenende gezeigt: Konstanz ist eine bunte, liberale und friedliche Stadt.“
Dialogmobil war bei Querdenkern gefragt
Mit denjenigen, die sich weigern, einen Mundschutz zu tragen und – zumindest in Teilen – die Demokratie in Frage stellen, zu reden, war auch das Ziel der Truppe um das Dialogmobil Frieda am Hafen.

Es gehörte dem Regionalen Demokratiezentrum Konstanz. Mit dabei war auch David Tchakoura von der Stadt. Offenbar hatten die Querdenker hohen Gesprächsbedarf.
„Wir mussten mit Kreide eine Linie ziehen, so bedrängt wurden wir“, sagte er. Die Gesprächsatmosphäre sei oft aggressiv gewesen. „Mir geht es vor allem um die Botschaft: Konstanz ist eine bunte, weltoffene Stadt. Hier ist kein Platz für rechtes Gedankengut.“ Etwas, das die Konzilstadt an diesem Wochenende definitiv bewiesen hat.
