Die monumentale Statue der Imperia steht seit 1993 am Hafen von Konstanz. Die Konstanzer haben die frech-frivole Frauenfigur als Wahrzeichen ihrer Stadt ins Herz geschlossen. Alle Infos zu der Statue.

Statue und Wahrzeichen: wie Imperia auf den Sockel gehoben wurde

Die große Statue der Imperia wurde gegen den Willen der Stadt aufgestellt. Der Sockel war bereits seit 1890 leer, die darin stationierte Pegelmessstation seit 1816 in Betrieb. Besitzer war damals die Deutsche Bahn, die zusammen mit dem Fremdenverkehrsverein die Initiative übernahm. Der als provokant bekannte Künstler Peter Lenk, der am Bodensee lebte, bekam den Auftrag, den Sockel zu füllen. In einer Nachtaktion wurde die 18 Tonnen schwere Figur per Schiff zum Sockel gebracht, montiert und dann verhüllt. Zur Enthüllung am 24. April 1993 kamen mehrere tausend Menschen an den Hafen, die Folgendes zu sehen bekamen: Die neun Meter hohe Figur Imperia als eine leicht bekleidete, aufreizende Kurtisanenfigur, die auf ihren Händen zwei nackte kleine Männlein hält. Einer der Männer trägt eine Tiara, der andere eine Krone. Mit dieser Darstellung von Papst und Kaiser soll an das Konstanzer Konzil erinnert werden. Das Konzilgebäude, in dem Martin V 1418 zum Papst gewählt wurde, steht heute direkt gegenüber der Imperia. Die Ironie blieb niemandem verborgen, die katholische Kirche und konservativen Stadträte reagierten damals entsetzt.

Die Imperia trägt zwei nackte Männlein, den Papst und Kaiser, auf ihren Händen.
Die Imperia trägt zwei nackte Männlein, den Papst und Kaiser, auf ihren Händen. | Bild: Jürgen Rössler

Konzil Konstanz: Adel, Klerus und die Damen des Konzils

Der Bezug auf das Konzil ist in vielerlei Hinsicht erklärbar: In den fast fünf Jahren von 1414 bis 1418 war Konstanz Mittelpunkt der geistlichen und politischen Welt. König Sigismund wollte den Wirren um das abendländische Schisma ein Ende setzen, das drei streitende Päpste hervorgebracht hatte. So wurde das kleine Städtchen mit damals sechstausend Einwohnern von der gesamten Klerus- und Adels-Elite besetzt, die während ihres Aufenthalts am Bodensee auch standesgemäß unterhalten werden wollten. Dazu zählten besonders die Damen mit verhandelbarer Zuneigung, denen die Imperia ein Denkmal setzen soll. Anders als heute war Prostitution im Mittelalter von der Kirche toleriert und gesellschaftlich akzeptiert. Der Konstanzer Chronist Ulrich von Richental spricht von vielen hundert Damen, die sich vom Stall bis zum kleinen Palast alles anmieteten, was sie für ihr Gewerbe benötigten. Der auf dem Konzil anwesende Sänger und Dichter Oswald von Wolkenstein, bekannt für seine oft frivolen Verse, schrieb auch über seine lüsternen Abenteuer zu Konstanz sowie deren hohen Preis: „Denk ich erst an den Bodensee / Dann tut mir gleich der Beutel weh“. Kritische Stimmen dieser Zeit sagten, die Damen hätten die Macht, den Verlauf des Konzils zu bestimmen. Das erklärt den nackten Papst und König auf Imperias Händen.

Während Corona bekam die Imperia einen Mundschutz verpasst.
Während Corona bekam die Imperia einen Mundschutz verpasst. | Bild: Jean-Paul Mende

Imperia Statue: von der Provokation zum Wahrzeichen

Die historischen Hintergründe der Imperia sind auch in der Literatur zu finden. In Honoré de Balzacs (1799-1850) „Tolldreisten Geschichten“ wird die historische römische Kurtisane Imperia, die ein Jahrhundert nach dem Konzil lebte, zum Konzil in Konstanz verlegt. Die Statue hat mittlerweile selbst eine Geschichte, im Jahr 2023 wird sie schließlich 30 Jahre alt. Während sich die offiziellen Stellen nur schwer mit ihr abfinden konnten und den Abriss des „Hurenbildes“ verlangten, verfielen die Bürger von Konstanz und viele tausend Touristen den Reizen der Imperia. Als während der ersten Corona-Welle 2020 plötzlich ein Mundschutz an der Statue auftauchte, reagierte der Künstler kritisch. Die Stadt Konstanz machte aber schon bald Werbung für Corona- Schutzmaßnahmen mit dem Bild der mundgeschützten Imperia. Spätestens da wurde Friede zwischen der Stadt und Imperia geschlossen. Sie gilt nun offiziell als Wahrzeichen der Stadt Konstanz.