Not macht erfinderisch – und aus jedem von uns einen gefühlten kleinen Sternekoch. Jochen Fecht, mit einem Stern des Guide Michelin ausgezeichneter Chefkoch des San Martino in Konstanz, hatte nach der zwangsweisen Schließung seines Hauses zusammen mit Freund und Restaurant-Chef Thomas Haist eine Idee.

Eine Idee im Kampf ums Überleben
„Lieferservice nach klassischem Sinne kommt für uns nicht in Frage“, erklären die beiden. „Also haben wir hin und her überlegt, wie wir uns über Wasser halten können. Zunächst garen wir unsere Gourmet-Gerichte im San Martino vor, liefern eine exakte Anleitung für die weitere Zubereitung mit und bringen unseren Gästen das Essen nach Hause.“
Um 9 Uhr kommt das Küchenteam zusammen und beginnt mit der Vorbereitung. Thomas Haist nimmt telefonisch die Bestellungen an – und fährt die Gerichte mit dem Fahrrad aus.

„Bisher haben wir drei bis vier Bestellungen am Tag“, erzählt er. „Die Tendenz ist steigend. Vor allem an Ostern erhoffen wir uns einiges.“ Das San Martino ist besonders betroffen von der Krise, da die Mehrzahl der Gäste aus der Schweiz kommt und dorthin nicht geliefert werden darf.

Bertold Siber, ein echter Freund in der Not
Glück im Unglück haben die beiden Gastronomen, dass die Konstanzer Koch-Legende Bertold Siber derzeit in seiner einstigen Heimat gestrandet ist. Er wohnt seit vielen Jahren in Südfrankreich, hat aber nach wie vor eine Wohnung in Konstanz. Mitten in seinen Besuch kam die Schließung der Grenzen.

„Ich pflege ein sehr gutes Verhältnis mit Jochen und Thomas„, sagt der einstige Chef des Stephanskeller und des Seehotels Siber, bei dem sowohl Fecht als auch Haist ihre Karriere begannen. „Da ist es in der jetzigen Situation für mich selbstverständlich, dass ich meinen Freunden unentgeltlich aushelfe.“

Und so stehen Jochen Fecht und Bertold Siber in der Küche, garen Seezunge mit einer Farce aus Langostinos und Lachs im heißen Wasser, schmoren Kalbsbäckle oder bereiten Spätzle und Spargel vor.

Weniger Kosten, geringere Preise
Die Gerichte werden dann in einer Tüte vakuumiert. „Die Leute müssen das Essen dann entweder in der Tüte in heißem Wasser oder kurz in einer Pfanne fertig garen“, erklärt Jochen Fecht. „Die Beschreibung ist leicht verständlich. So kann jeder daheim kochen wie ein Sterne-Koch.“ Die Preise sind übrigens erstaunlich niedrig. „Wir müssen ja weder Service, noch Strom oder Tischdekoration bezahlen“, sagt Thomas Haist. Die Gerichte halten sich vakuumiert vier bis fünf Tage im Kühlschrank.