Der Schweizer Einkaufstourismus nach Konstanz hat das Niveau vor Corona noch lange nicht erreicht: Das haben dem SÜDKURIER nicht nur die hiesigen Händler berichtet. Auch die Anzahl Ausfuhrscheine, die in den Zollämtern abgestempelt werden, bekräftigen dies. Entlang der Grenze von Konstanz bis Bad Säckingen würden derzeit noch immer rund 50 Prozent weniger „Grüne Zettel“ abgefertigt als vor Corona, teilte das Hauptzollamt Singen vergangene Woche auf Nachfrage mit.

Dass Schweizer Einkaufstouristen nach wie vor nicht in voller Stärke zurück sind, bekräftigt auch eine Studie der Schweizer Großbank Credit Suisse (CS). „Solange wir nicht zur vollständigen Normalität zurückkehren, wird auch der Einkaufstourismus sein Vorkrisenniveau nicht erreichen“, schlussfolgert CS-Ökonomin Tiziana Hunziker am Ende ihrer Untersuchung.

Das könnte Sie auch interessieren

Für diese Untersuchung hat sie die Debitkarten-Transaktionen, die Schweizer in Deutschland von Anfang Juni bis Mitte Juli 2021 getätigt haben, mit den entsprechenden Zahlen aus dem Vorkrisenjahr 2019 verglichen. Die Daten werden vom Forschungsprojekt „Monitoring Consumption Switzerland“ veröffentlicht. Auf den ersten Blick lassen sie eine Rückkehr des Einkaufstourismus vermuten.

Einkaufstourismus in Deutschland hinkt demjenigen in Frankreich und Italien hinterher

Doch das täuscht. Infolge der Corona-Pandemie habe „aus hygienischen Gründen der Anteil Barzahlungen abgenommen, während Debit- und Kreditkarten (...) an Bedeutung gewonnen haben“, so Hunziker. Wer also wissen will, wie sich der Einkaufstourismus in den vergangenen Monaten entwickelt hat, muss die höhere Nutzung von Debitkarten mit berücksichtigen. Und das hat die CS-Ökonomin getan.

Das könnte Sie auch interessieren

Es zeigte sich: In ganz Deutschland gaben Schweizer im Vergleich zur Zeit vor Corona rund 28 Prozent weniger Geld aus. Eine etwas detailliertere Aufschlüsselung nach Branchen liefert Hunziker nur für alle Nachbarländer der Schweiz zusammen. Dabei zeigt sich, dass Schweizer bereits wieder häufiger Lebensmittel als andere Produkte im preisgünstigen Ausland einkaufen.

Für den sogenannten Non-Food-Bereich gaben sie in allen ihren Nachbarländern zusammen rund 30 Prozent weniger Geld aus als vor Corona. Im Lebensmittelbereich lag dieser Unterschied bei rund 16 Prozent. Hunziker stellt zudem fest: „Hinsichtlich der Länder hinkt der Einkaufstourismus in Deutschland demjenigen in Frankreich und Italien noch etwas hinterher.“

Das könnte Sie auch interessieren

Für die Ökonomin gibt es vor allem zwei Gründe, warum der Einkaufstourismus noch nicht vollständig zurück ist: „Einerseits schreckt die mit dem Grenzübertritt und möglichen Test- oder Quarantäne-Anforderungen verbundene Unsicherheit nach wie vor einen Teil der Einkaufstouristen ab.“ Zudem büße „das Erlebnis ‚Einkaufen‘ durch Eindämmungsmaßnahmen und Restriktionen an Attraktivität ein.“