Wie Menschen denken und leben, so bauen und wohnen sie. So schrieb es der deutsche Schriftsteller und Denker Johann Gottfried Herder. Wer sich intensiv mit dem Thema Wohnen in Konstanz beschäftigt – so wie es der SÜDKURIER im #wohnreport2030 getan hat –, bekommt deshalb nicht nur einen Eindruck von der Wohnungspolitik, teuren Bauvorhaben und theoretischer Stadtentwicklung. Auch über die Menschen selbst verrät eine solche Serie einiges: ihre Bedürfnisse und Wünsche, Ansprüche und Hindernisse.
Keine Wohnung, kein Personal: Wohnraumnot schadet der Wirtschaft
In Konstanz verbinden viele das Stichwort Wohnraum zunächst einmal mit Problemen: zu wenig Wohnraum, zu teurer Wohnraum. Familien, die keine geeigneten Wohnungen finden, die für sie auch erschwinglich wäre. Oder Betriebe, die wegen des Wohnungsmangels kaum noch Fachkräfte anwerben können, während Gebäude unbewohnt mitten in der Stadt stehen.
Unsere Serie thematisierte die stetig steigenden WG-Preise in der beliebten Studentenstadt Konstanz, ebenso wie die große Herausforderung, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen und einen Bauplatz am Bodensee zu ergattern.
Konstanz ist eine Stadt voller Chancen – man muss sie nur nutzen
Doch wenn man sich all diese Schwierigkeiten anschaut, zeigen sich darin auch Chancen und Lösungen, von denen manche bereits in Konstanz wirken. Wir besuchten eine Familie in ihrer Wohnung, welche der Spar- und Bauverein nachträglich auf ein Haus gebaut hat – dort, wo vorher nur ein Dachboden war.
Ein Frühstück mit dem Verein Aufwind zeigte, wie sich ältere Menschen in einer Hausgemeinschaft zusammentun und so ein Beispiel für den kreativen Umgang mit der zunehmend alternden Gesellschaftsstruktur der Konzilstadt darstellen.
Es ging um innovative und zukunftsträchtige Gebäude, die bereits in Konstanz stehen. Aber auch über den Tellerrand hinaus führte die Serie: etwa nach München, wo große Wohngebäude auf Stelzen stehen und somit Platz zum Parken lassen. Oder nach Ulm, wo ein großer Anteil der Wohnungen in städtischer Hand sind.
Fragen an eine Politik ohne klares Bild, wie es weitergehen soll
Der SÜDKURIER hat Fragen an die kommunale Politik gestellt: Was kann besser werden und wo wollen wir hin? Was läuft bereits gut in der Konzilstadt? Soll Konstanz über die bisherige Bebauung hinaus wachsen – oder lieber weiter nachverdichten? Denn auch ein Anstoß zur Diskussionen sollte der #Wohnreport2030 sein.
Die Serie lotete das Sozialleben in Konstanz aus: Welche sozialen Räume bietet Konstanz den Kindern? Vor welchen Herausforderungen stehen Menschen mit Behinderung, wenn sie in Konstanz wohnen wollen? Fragen wie diese sollten sich nicht nur Betroffene stellen: Konstanz kann nur eine Stadt für alle sein, wenn die Menschen dieser Stadt alle und jeden mitdenken.
Ein Ausweg aus dem Wohnraummangel ist möglich – aber schnell geht das nicht
Dabei hat der SÜDKURIER seinen Blick immer nach vorne gerichtet. Denn um die Probleme rund ums Wohnen zu lösen, braucht es vor allem eines: Zeit. Das geplante Quartier Hafner, auf das die Stadtverwaltung als Befreiungsschlag viel setzt, wird wohl in diesem Jahrzehnt keine Entspannung mehr auf dem Wohnungsmarkt bringen. Und dennoch zeigt das Vorhaben, dass Auswege aus dem Wohnungsmangel nicht von jetzt auf gleich kommen – vor allem, wenn sie nicht nur schnelle Verbesserung, sondern langfristige Lösungen bringen sollen.
Noch ist Konstanz keine Stadt für alle, das hat der SÜDKURIER mit dieser Serie zeigen können. Doch die Konzilstadt hat das Potenzial dazu. Hierfür muss sich aber jeder Konstanzer fragen, in was für einer Stadt er in Zukunft leben will, und welche Veränderungen dafür eintreten müssen. Die nötigen Anstöße dazu gibt es bereits.