Test-Kits hätte jedes Land der Welt gerne in Hülle und Fülle, einen Impfstoff gegen Corona am liebsten schon gestern. Forscher und Labore arbeiten auf Hochtouren und haben den Wettlauf gegen die Zeit im Kampf gegen Covid-19 aufgenommen, darunter auch das Konstanzer Biotechnologie-Unternehmen Trenzyme.

„Unsere Mitarbeiter geben 150 bis 200 Prozent und arbeiten bis zum Umfallen“, schildert Geschäftsführer Reinhold Horlacher und fügt an: „Sie sind kreativ, um schnell Ergebnisse liefern zu können. Es geht um Menschenleben.“

Proteine für Pharmaunternehmen

Um Menschenleben geht es immer. Kernaufgabe von Trenzyme ist die Proteinproduktion für Pharmaunternehmen, die Medikamente entwickeln. „Wir liefern auf Kundenanfrage“, so Horlacher. In Sachen Corona agiert Trenzyme, wie viele andere Unternehmen, proaktiv.

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„Eine bewusste Entscheidung“, wie Reinhold Horlacher sagt, denn im Kampf gegen die Pandemie habe ein großes Wettrennen gegen die Zeit begonnen, mit dem Ziel, gemeinsam Leben zu retten. Auf zwei Aktivitäten fokussiert sich das Team um Reinhold Horlacher.

Versuche laufen noch

„Wir stellen die Oberflächenproteine des Virus her“, stellt Horlacher fest. Wie Corona aussieht, ist mittlerweile wohl jedem bekannt: die graue Kugel, auf deren Oberfläche sich Stacheln mit roten Kügelchen befinden. Im Prinzip baut Trenzyme nun die Stacheln nach. „Das ist die rezeptorbindende Domäne“, erklärt Reinhold Horlacher. Das heißt, es ist das Andock-Element des Virus an die menschliche Zelle, so dass es zur Infektion kommt. „Dieses Spike-Protein ist ein sehr prominentes Protein“, wertet der Fachmann und erläutert: „Es ist vom Körper sehr gut wahrnehmbar, so dass er bereitwillig Antikörper bildet.“

Das Spike-Protein weist eine überaus komplexe Struktur auf. Trenzyme hat es schon nachgebaut, weitere Versuche laufen noch, und in Kürze entscheide sich, „ob wir damit in Produktion gehen oder es noch optimieren müssen“, so Horlacher.

Entwicklung von Schnelltests

Diese isolierten Proteine werden unter anderem für die Impfstoffentwicklung benötigt. Trenzyme beliefert nun Forschungsinstitute und Pharmaunternehmen weltweit mit diesem Rohmaterial. „Ein Prozess von langer Dauer“, meint Reinhold Horlacher bezüglich der Impfstoffentwicklung, schließlich müssten jene Unternehmen nicht nur den Impfstoff entwickeln, sondern ihn auch noch in klinischen Studien testen, bis letztlich eine Zulassung gewährt wird. Auch wenn die Zeit drängt, gehe es um Risikominimierung, so Horlacher, der feststellt: „Patientensicherheit ist das höchste Gut.“

Schnelle Erfolge hingegen gebe es bei der Entwicklung von Diagnose-Systemen, den sogenannten Schnelltests. Auch hier engagiert sich Trenzyme. „Wir machen keinen lebenden Virus, sondern widmen uns der rekombinanten Produktion geeigneter Komponenten“, beschreibt Horlacher. Benötigt würden diese Proteine zur Entwicklung von Tests per se sowie als Kontrollsubstanz, welche in die Tests eingebunden seien.

Schulterschluss mit Forschern

„Das Virus ist relativ einfach aufgebaut und damit eigentlich ein dankbares Ziel, weil es relativ einfach in der Bekämpfung ist“, meint Reinhold Horlacher. Das große Problem ist aber: „Alles muss schnell gehen, weil das Virus extrem gefährlich ist.“ Das weitere Handicap: „Das Virus verändert sich und das macht es gefährlicher, denn man kann nur gegen das kämpfen, was man kennt.“

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Das Trenzyme-Team lässt sich aber nicht beirren, sucht den Schulterschluss zu Universitäten, Forschungsinstituten und anderen Unternehmen, um gemeinsam gegen Corona effektiv und effizient vorgehen zu können. „Das ist das erste Mal in unserer Unternehmensgeschichte, wo wir ganz nah am Patienten sind“, meint Reinhold Horlacher und fügt nachdenklich an: „Wir sind nur ein kleines Zahnrädchen, aber wir hoffen, dass wir einen kleinen Beitrag leisten können, damit Patienten und Ärzten geholfen ist und hoffentlich Leben gerettet werden kann.“